Obscura- Kompendium. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия: Obscura
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742724496
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      Sein Plan aber war noch nicht vollendet. Er benötigte noch die Truppen des toten Piratenkönigs Watanga. Friedrich hatte beschlossen, mit seinen Truppen eine Machtübernahme vorzunehmen, da der thron dort unbesetzt war. Er konnte sich vorstellen, dass dort gerade Machtkämpfe stattfanden, was die Chance seiner Übernahme erhöhte. Dennoch konnte er nicht selbst nach Fortes, da er seinen Krieg planen musste. Friedrich beschloss, Josias zu entsenden.

      „Ich ernenne dich zum ersten General“, verkündete er kurzerhand seinem treusten Gefolgsmann.

      Josias war stolz, denn auch er rang um Macht.

      „Du wirst Fortes unterwerfen und mir die dortigen Truppen zur Verfügung stellen“, forderte Friedrich.

      „Ja, mein Herr“, bestätigte Josias.

      Josias glühte. Endlich war der Tag gekommen, an dem er zeigen konnte, was in ihm steckte. Er brannte, denn etwas Dunkles in ihm konnte sich befreien. Es begleitete ihn schon sein ganzes Leben. Nur hatte er es bis jetzt ignoriert. Es wurde eine Truppe mit mehreren hundert Männern organisiert. Ohnehin hatte Friedrich mehr militärische Elemente eingebracht. Die Piraten sollten einheitlich aussehen. Friedrich ließ Uniformen schneidern. Es gab den Totenkopf mit einem Schwert, das durch das linke Auge ging und unten herausragte, als Symbol. Jeder sollte ein Schwert erhalten, was bedeutete, dass mehr Schmiede benötigt wurden wie auch Metall. Es wurden Pferde angeschafft, damit einige von ihnen als berittene Einheit dienten.

      Durch Friedrich kam eine ganze Industrie zum Laufen. Die Piraten wurden zunehmend Soldaten. Sie erhielten eine Kampfausbildung im Nah- und Schwertkampf. Für die Männer, die mit Josias zogen war es das erste Mal, in einer Formation zu marschieren. Einige von ihnen waren mit einem Pferd unterwegs, sowie natürlicherweise Josias. Untreue durch Befehlsverweigerung wurde mit dem sofortigen Tode bestraft. Josias führte es selbst durch. Der Marsch nach Fortes sollte mehrere Tage in Anspruch nehmen und er war anstrengend für die Männer.

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      Ein Atemzug. Beinahe wäre es das allerletzte Mal gewesen. Schmerzen, unendliche Schmerzen- dann wurde alles dunkel. Nach einer gefühlten Ewigkeit erwachte Dyako wieder. Er fühlte sich gut. Sein Körper war geheilt. Noch immer lag er am Saphirsee, an der Stelle, an der der Drache auf ihm gelegen hatte. Dyako konnte sich blitzartig an alles erinnern und realisierte, dass er lebte. Er war verwundert.

      Mirabella? Fiel ihm plötzlich ein.

      Sie war tot. Dyako realisierte dies. Die Trauer über ihren Verlust steckte er weg. Er berührte ihre Kette, die er vom Händler in der Wüste Devien erhalten hatte. Es befand sich ein Anhänger in Form eines Zepters daran. Er fühlte diesen Zepter mit seinen Fingern.

      Du bist bei mir, dachte er sich.

      Dyako war merkwürdig zumute, denn er hatte überlebt. Wie konnte das sein? fragte Dyako sich. Nach dem er nochmals die Bilder vor Augen hatte, konnte es nur eine Lösung für das ganze geben: Er hatte eine Chamäleon- Funktion aktiviert. Venatoren konnten sich perfekt an ihre Umwelt anpassen. Die Fertigkeit war selten. Es war nur älteren Venatoren vorbehalten, meist durch jahrelanges, hartes Training viele seiner Artgenossen hatten es versucht und noch immer beherrschten sie es nicht! Dyako gelang es praktisch aus der Not heraus. Er konzentrierte sich, um es ein weiteres Mal zu versuchen und um sich zu beweisen, dass es die einzige logische Konsequenz hätte sein können.

      Dyako sammelte seine gesamten Kräfte. S passierte nichts. Er versuchte es ein weiteres Mal, aber es geschah wieder nichts. Dyako war sich der Sache so sicher. Vielleicht müsste er wieder eine Gefahr ausgesetzt sein. Dyako entsprang die Idee, dies auszuprobieren. Würde er im Stande sein die Chamäleon- Funktion abzurufen? Milos müsse warten, denn diese Sache sei zu wichtig. Vielleicht hatte Milos auch nicht überlebt, dachte sich Dyako.

      So machte er sich auf den Weg und musste nicht weit gehen. Mitten auf dem Feld stand eine Gestalt. Dyako sah vom weitem, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Seine Instinkte rieten ihm, sich abzuwenden. Der neugierige Teil in ihm aber hielt dagegen und Dyako schritt voran. Seine Verobur ließ er stecken. Er wollte diese Situation provozieren. Venatoren wuchsen mit dem Gedanken auf, überleben zu wollen. Schon bei der Geburt werden die ertränkt, die Makel aufweisen oder sich nicht durchsetzen können. Die ersten drei Tage wird kein Neugeborenes gefüttert.

      Die Venatoren wollen so prüfen, wie sehr der Drang nach Leben ist, wie sehr der Überlebenswille. In ihrer Kindheit werden sie täglich trainiert, ohne Rücksicht, ohne Skrupel, ohne Gnade. Viele seiner Brüder und Schwestern sind im Laufe seines Aufwachsen gestorben, aus schwäche oder im Kampfe, sodass Dyako gelernt hat, stets nicht auf die Weise zu sterben wie seine Artgenossen. Die Neugierde war stärker und ließ ihn näher an die Gestalt herantreten. Die Gestalt stand dort, wie eine Vogelscheuche, ohne sich zu bewegen. Als er etwa bis auf drei Meter dran war, blieb Dyako stehen. Er erschrak. Die Ursache hierfür lag zum einen daran, dass die Gestalt wie ein lebender Toter aussah und zum zweiten handelte es sich um seinen Bruder.

      Es verhärtete seinen Verdacht, dass es ein Untoter sein müsste. Lagon wurde doch getötet von Laetizia- er hatte es selbst gesehen. Lagon oder was er auch immer war öffnete seine Augen. Sie waren tiefrot. Lagon stieß einen Schrei aus und rannte auf Dyako zu, der wie angewurzelt an derselben Stelle verharrte. Lagon verpasste Dyako einen Volltreffer, indem er mit ausgestrecktem Arm und geballter Faust direkt in das Gesicht seiner Bruders schlug. Dyako fiel nach hinten auf die Erde. Vergessen war die gemeinsame Vergangenheit. Der Vater war einst mit seinen Söhnen geflohen, um dem Wahnsinn der Venatoren zu entkommen. Die Mutter war verstorben. Die Venatoren hatten ihr nicht geholfen, da sie keine von ihnen gewesen war. Zudem war sie schwach.

      Lagon war ebenso wie sein Bruder ein halber Venator. Lagon hatte den menschlichen Teil, während Dyako zum Venator wurde. Es eskalierte zwischen den Brüdern, so sehr, dass Dyako seinen eigenen Bruder fast tötete. Der Vater verwies ihn daraufhin. Seither streifte Dyako als einsamer Venator umher, um Aufträge entgegenzunehmen. Lagon machte kehrt, um erneut Anlauf zu nehmen. Er hatte sich optisch ziemlich verändert. Seine Haut wirkte alt und grau. Sein Wesen animalisch. Lagon schaute und ging vorsichtig nach vorne. Dyako bewegte sich nicht. Lagon schien nicht zu wissen, wo sich sein Bruder befand. Dyako musste es genau wissen und stand auf. Lagon kam näher. Er blieb vor Dyako stehen und sah ihm direkt in die Augen. Dann brüllte er, drehte sich um und rannte weg. Es hatte funktioniert. Nach der Erkenntnis, dass er nun die Chamäleon- Funktion beherrschte, beschloss Dyako, seinen Bruder zu verfolgen. Er rannte der Spur hinterher, die Lagon hinterließ. Er dauerte nicht lange bis er ihn fand. Lagon bemerkte Dyako nicht. Was Dyako dort sah, erschrak ihn. Lagon labte sich an einen Menschen. Er biss wie ein Tier in den Bauch des toten auf dem Boden liegenden Menschen. Blut lief aus seinen Mundwinkeln.

      Was war nur aus ihm geworden? Fragte Dyako sich. Er sah zwar aus wie sein Bruder, aber er war es nicht, es war etwas anderes. Dyako zog seine Verobur und nahm Anlauf. Noch während Lagon den Kopf erhob, um zu schauen, was da auf ihn zu kam, enthauptete Dyako ihn. Der leblose Körper brach zusammen. Der Kopf flog einige Meter und prallte auf die Erde.

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      Wartonas war einst ein friedliches Dorf inmitten der Wüste Devien. Es wurde von Bauern bewohnt, die ihre Felder beackerten und davon lebten. Justus und Amoria hatten einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter war älter. Sie wuchs zu einer Bäuerin an. Sie half beim Melken, bei der Ernte und im Haushalt. Sie wurde bald achtzehn und war Vertix versprochen, dem Jungen der Nachbarn, die einen großen Bauernhof mit Vieh besaßen. Der Sohn hingegen war kein Bauer. Ihm strebte vor, ein mächtiger Magier zu werden. Dies gefiel seiner Familie überhaupt nicht, sodass sie ihm es die auf unterschiedlichste Art und Weise deutlich machten.

      Seine Großeltern, die mit auf dem Hof lebten, ignorierten ihn, da sie gekränkt waren. An Geburtstagen kamen sie nicht, um ihm zu gratulieren. Seine Schwester hänselte ihn. Sie verstand nicht, warum ihr Bruder anders war. Andererseits war sie froh, der Liebling der Familie zu sein. Amoria, seine Mutter, schützte ihn anfangs, als er mit der Magie anfing. Dies endete, als er einmal gegen einen Mitschüler der Dorfschule einen Zauberspruch angewandt hatte. Dabei wollte er sich nur wehren. Sein Vater tat all die Dinge zusammen, die seine Familie als