In dieser Eigenschaft ist der Staat Arbeitgeber für eine Vielzahl von Menschen. Das Geld für die Löhne und Gehälter für seine Bediensteten nimmt sich der Staat über die Steuern. Wenn der Staat ein Krankenhaus baut, dann tritt er gegenüber der Bauwirtschaft und gegenüber den Ausstattern als Nachfrager auf, und wenn das Krankenhaus in Betrieb genommen ist, dann tritt der Staat gegenüber der Bevölkerung als Anbieter einer Dienstleistung auf.
Das Sozialprodukt einer Volkswirtschaft ist die Summe aller in einem Jahr hergestellten Waren und Dienstleistungen. Das Sozialprodukt wird über die in der Volkswirtschaft wirksame Kaufkraft gekauft und konsumiert. Die Kaufkraft der Nachfrager hängt von der Menge des umlaufenden Geldes ab. (Streng genommen auch noch von der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.) Dabei ist es zunächst einmal unerheblich, ob viel oder wenig Geld umläuft. Wenn die Menge des Sozialproduktes und die umlaufende Geldmenge gleich bleiben, dann stellt sich ein bestimmtes Preisniveau ein. Dadurch wird der umlaufenden Geldmenge jene Kaufkraft zuteil, mit der die Güter des gesamten Sozialproduktes nachgefragt werden. Ist viel Geld im Umlauf und das Angebot an Waren und Dienstleistungen gering, dann stellt sich ein hohes Preisniveau ein. Ist dagegen das Sozialprodukt umfangreich und/oder die umlaufende Geldmenge gering, dann fällt das Preisniveau niedrig aus. Das Geld, mit dem die Konsumgüter des Sozialprodukts gekauft werden, beziehen die Menschen über Löhne und Gehälter oder Renten, und die Unternehmen, die Investitionsgüter kaufen, nehmen das Geld dafür aus ihrem Betriebsgewinn.
Der Antrieb dafür, dass die Wirtschaft überhaupt etwas produziert, ist die Erwartung eines Unternehmens, dass es durch den Verkauf seiner Produkte einen Gewinn erzielt. Ein Unternehmen ist bemüht, seine Produkte einerseits mit einem möglichst hohen Preis anzubieten, damit sein Gewinn möglichst hoch ausfällt. Hohe Preise kann ein Unternehmen aber nur in dem Maße durchsetzen, wie die Käufer bereit sind, diese Preise auch zu bezahlen. Der Preiskampf zwischen den einzelnen Unternehmen bringt es mit sich, dass ein Unternehmen auch die Preisgestaltung der Konkurrenz berücksichtigen muss. Es darf die Preise seiner Produkte nicht all zu hoch ansetzen, damit der Kunde nicht das Produkt der Konkurrenz kauft, denn in einer Marktwirtschaft entscheidet vor allem der Preis, ob ein Produkt gekauft wird und von welchem Hersteller es gekauft wird. Um dennoch möglichst hohe Gewinne zu erzielen, suchen die Unternehmen nach Mitteln und Wegen, die Produktionskosten zu senken, denn fallende Kosten lassen die Gewinne steigen. Das Zauberwort dazu heißt Produktivität. Die Produktivität ist das Verhältnis zwischen der produzierten Warenmenge und der dazu benötigten Zeit, es geht dabei um das Verhältnis zwischen Wirkung und Aufwand.
Bei Produktivitätssteigerungen handelt es sich ganz allgemein um verbesserte Produktionsverfahren. Das kann beispielsweise dadurch geschehen, dass der gesamte Produktionsablauf besser organisiert wird, dass die eingesetzten Maschinen schneller oder rationeller arbeiten, dass der Verbrauch an Material und Energie geringer ausfällt und damit die Kosten für Material und Energie gesenkt werden, dass die Lohnkosten geringer ausfallen, oder einfach dadurch, dass die Fließbänder schneller laufen, so dass in derselben Zeit mehr produziert wird als vorher. Auf der Suche nach günstigeren Produktionsmethoden bemüht sich ein Unternehmen um billigere, moderne Produktionsverfahren und setzt dabei auf neue Erfindungen und Innovationen. Auf diese Weise wird der technische Fortschritt gefördert, und die Produkte erhalten dadurch oft eine höhere Qualität. Beispielsweise weist ein modernes Auto aus der heutigen Produktion einen höheren technischen Standard auf als ein Auto aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg.
Über die Produktivitätssteigerung kann ein Unternehmen seine Stückkosten senken und auf diese Weise seine Produkte bei gleicher oder höherer Qualität zu einem geringeren Preis auf dem Markt anbieten, ohne auf einen ausreichenden Gewinn verzichten zu müssen. Wenn der geringere Preis eines Produktes zudem noch unter dem Preis der Konkurrenz liegt, dann verspricht das dem Unternehmen einen höheren Absatz und dadurch oft auch einen größeren Gewinn. Wenn die Konkurrenz hingegen auf dem alten Stand verharrt, dann gewinnt das Unternehmen auf diese Weise einen höheren Marktanteil. Oft weist nicht nur ein einzelnes Unternehmen eine Produktionssteigerung auf, sondern auch die Konkurrenzunternehmen, und das nicht nur in einem einzelnen Wirtschaftssektor, sondern auch in den übrigen, dann bedeutet dies gesamtwirtschaftlich ein allgemeines Wirtschaftswachstum. Damit steigt insgesamt das Sozialprodukt, und dies hebt den Wohlstand der Bevölkerung.
Die Steigerung der Produktivität trägt also zur Ausweitung des Sozialproduktes bei und gilt daher gesamtwirtschaftlich als ein Vorteil. Betriebswirtschaftlich dagegen hat die allgemeine Produktivitätssteigerung den Nachteil, dass sich dadurch der Wettbewerb unter den Wirtschaftsunternehmen verschärft, denn die Konkurrenz schläft nicht. Ein Unternehmen, das keine oder nur eine kleine Produktivitätssteigerung aufweist und deshalb ungünstiger produziert als die Konkurrenz, kann seine Waren nur noch mit Mühe verkaufen und erleidet Nachteile im Wettbewerb um die Kunden. Bei zu hohen Produktionskosten fällt sein Gewinn zu gering aus, oder bei vergleichsweise zu hohen Preisen bricht der Absatz seiner Produkte ein. Im Extremfall kann sich daher ein Unternehmen mit unzureichender Produktivität am Markt nicht mehr halten und muss Konkurs anmelden. Es verschwindet vom Markt, und nur die produktiven Unternehmen überleben. Auf diese Weise hebt sich allgemein die Produktivität der gesamten Wirtschaft, und die Warenpreise sinken auf breiter Front. Den Vorteil hat der Kunde, weil er dann aus einem umfangreicheren und billigeren Angebot auswählen kann.
Die Produktion von Waren kostet zunächst nur Geld, beispielsweise für Material, Maschinen, Energie, Löhne oder Kredite. Die Kosten für Maschinen und Anlagen fallen zwar nicht regelmäßig an, aber Maschinen halten nicht ewig. Irgendwann werden sie unbrauchbar, dann müssen sie durch neue ersetzt werden. Dazu bildet das Unternehmen Rücklagen und legt die Anschaffungskosten auf die Dauer der Benutzung um. Angenommen, eine Maschine kostet bei ihrer Neuanschaffung 10.000 Euro und muss nach zehn Jahren ersetzt werden, dann verbucht das Unternehmen jährlich einen Verlust am Maschinenpark von 1.000 Euro. Um den Bestand der Maschinen zu erhalten, muss das Unternehmen also jährlich 1.000 Euro zurücklegen, damit es in zehn Jahren eine neue Maschine für 10.000 Euro kaufen kann. Diese jährliche Abschreibung von 1.000 Euro zählt zu den laufenden Kosten für Maschinen.
Für die Versorgung der Wirtschaft mit Geld sind die Geschäftsbanken verantwortlich. Sie erhalten das Geld als Kredite von der Zentralbank des Staates. Aus diesem Grunde hat jede Volkswirtschaft eine Zentralbank, auch Notenbank genannt. Die Zentralbank ist verantwortlich für die „richtige“ Menge an umlaufendem Geld. (Im Euroraum gibt es jedoch nur eine Zentralbank für eine Vielzahl unterschiedlich produktiver Volkswirtschaften. Das ist die Hauptursache für die aktuelle Eurokrise.)
Für die Wirtschaft ist der Zugang zu Geld dringend notwendig. Je nach der Größe und rechtlichen Beschaffenheit eines Unternehmens kann es frisches Geld aus unterschiedlichen Quellen bekommen. Normalerweise nimmt ein Unternehmen bei Geldbedarf einen Kredit bei einer Geschäftsbank auf, sehr große Unternehmen können aber auch Anleihen auflegen, und Aktiengesellschaften können Aktien ausgeben. Bei Aktien geht das durch den Verkauf der Aktien eingenommene Geld in den Besitz des Unternehmens über, und dafür erhält der Käufer der Aktien einen ideellen Besitzanteil am Unternehmen und wird auch am Gewinn des Unternehmens beteiligt. Kleinere Unternehmen sind auf die Kredite der Geschäftsbanken angewiesen.
Die Zinsen, die das Unternehmen für einen Kredit bezahlen muss, erhöhen die Produktionskosten und mindern den Gewinn. Daher überlegt jedes Unternehmen sorgfältig, ob es sinnvoll ist, sich die benötigten Geldmittel als Kredit zu besorgen und dafür auch Zinsen zu bezahlen oder nicht. Ein Unternehmen wird nur dann einen Kredit aufnehmen, wenn es die für später erwarteten Einnahmen für so groß einschätzt, dass davon nicht nur die Zinsen abgedeckt werden, sondern auch noch ein Gewinn übrig bleibt. Die Kreditzinsen werden in die Verkaufspreise der mit dem Kredit hergestellten Waren eingerechnet.
Aber nicht nur produzierende Unternehmen brauchen Kredite, auch der Handel. Beispielsweise braucht ein Bekleidungsfachgeschäft, das seine neue Sommerkollektion einkaufen will und dafür den Bekleidungsgroßhändler bezahlen muss, ebenfalls einen Kredit. Ebenso auch ein Rechtsanwalt, der eine eigene Kanzlei gründen und dazu Geschäftsräume anmieten oder kaufen und ausstatten will. Und welche von den vielen Familien, die sich ein Eigenheim kaufen oder bauen wollen, könnte dies ohne einen Kredit tun?
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