Genesis IV. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Genesis
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750219854
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mit ihren Flugstaffeln in Guavit stationiert waren, sondern die furchtbaren Insektenbestien, die südwestlich der Stadt eine Art Nest in den dort befindlichen Stollen und Tunneln aufgebaut hatten.

      Und Melia betrachtete jetzt nur kurz die zerstörte Stadt und die Atmosphärenwandler, dann glitt ihr Blick hinüber zu dem unscheinbaren Eingang zu dieser Höllenbrut, wo ständig Bewegung zu verzeichnen war, gerade so, als solle verhindert werden, dass sich die Sinne beim Beobachten entspannen konnten.

      Dennoch war sich Melia sehr sicher, dass man sie hier noch nicht entdeckt hatte, denn sonst wären sie alle längst abgeschlachtet worden.

      Damit ihr Glück auch anhielt, hatten sie sich, als sie mehr zufällig diese Höhle und die Felsspalte darin entdeckt hatten, dazu entschlossen, permanente Wachtposten dort aufzustellen, um die Aktivitäten ihrer Feinde stets im Auge behalten und wenn nötig frühzeitig reagieren zu können.

      „Ist alles ruhig?“ fragte Melia, obwohl sie selbst im Moment nichts Außergewöhnliches sehen konnte.

      Kalipos nickte. „Alles easy. Kein Grund zur Sorge!“

      Melia wandte ihren Blick wieder zu ihm und schaute ihn einen Moment ausdruckslos an. Dabei war sie erneut beeindruckt, wie ruhig und stark dieser Mann war und ihr jetzt mit wenigen Worten und seiner Anwesenheit Sicherheit gab. Dass es innerlich ganz anders in ihm aussah, wussten nur wenige. Doch Melia mochte auch diesen schwachen, zweifelnden und verletzbaren Menschen, wenngleich sie niemals tiefere Gefühle füreinander gehegt hatten. Kalipos hatte hier eine Partnerin gefunden, Melia war allein geblieben. Dennoch mochte sie Kalipos sehr und war sich mehr als sicher, dass diese Gruppe keinen besseren Anführer als ihn hätte bekommen können.

      Im nächsten Moment aber dachte sie zurück an ihren Traum und eine Welle der Unzufriedenheit überkam sie. „Warum hast du mich schlafen lassen?“ raunte sie mit ernstem Gesicht.

      Kalipos lächelte dünn. „Weil du eingeschlafen bist!?“ Es war offensichtlich, dass er ihre Frage nicht ganz verstand.

      „Aber ich wollte nicht schlafen!“ erwiderte Melia.

      „Dir sind die Augen doch förmlich zugefallen!“ entgegnete Kalipos und in seiner Stimme zeigte sich ein wenig Verärgerung. „Du warst hundemüde, hör mal. Also habe ich dich machen lassen. Du hast die Ruhe wirklich mal gebraucht!“

      „Aber…! Melia stockte, weil sie wusste, dass ihr Gegenüber Recht hatte. „...ich will doch nicht schlafen!“ fügte sie noch hinzu.

      „Ja…!“ Kalipos Blick wurde ernst und besorgt. „...ich weiß!“

      „Und da hast du es dennoch zugelassen?“ Melia schien neuen Wind in die Segel zu bekommen. „Du hast doch gesehen, was geschehen ist. Meinst du, dass das schön ist? Meinst du, dass ich jetzt entspannt bin?“

      „Nein!“ Kalipos senkte den Blick. „Aber...ich weiß nicht. Du kannst doch nicht einfach immer nur wach bleiben. Niemand kann ohne Schlaf leben!“

      „Besser ohne Schlaf, als mit diesen schlimmen Träumen!“ erwiderte Melia, doch ihre Stimme klang kraftlos.

      „Dann zerstöre den Stein!“

      „Was?“ Melia schien nicht verstanden zu haben.

      „Der Stein!“ Er nickte ihr zu und schaute in ihren Schoss.

      „Du weißt davon?“

      Kalipos nickte. „Ja, ich weiß von ihm. Und ich weiß, was Chalek mit ihm gemacht hat. Na ja, zumindest so in etwa. Ich will es gar nicht genauer wissen!“ wehrte er sofort ab. „Ich weiß nur, dass er nicht gut für dich ist und…!“ Er zögerte, doch dann vollendete er seinen Satz. „...dich eines Tages umbringen wird!“

      Melia schaute Kalipos zunächst böse an, dann ausdruckslos, schließlich schüttelte sie den Kopf und lachte einmal verächtlich auf. „Das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil. Ohne den Stein, wäre ich längst schon tot!“ Sie strich sich mit der rechten Hand fast schon liebevoll über ihre Hosentasche, in dem sie ihn deutlich spüren konnte.

      Kalipos schaute sie fasziniert an, dann jedoch überwog sein Unverständnis. Er verzog den Mund. „Na, wie du meinst!“ raunte er und schaute wieder aus der Felsspalte auf die Ebene unter ihnen.

      Melia hob den Kopf und ihr Blick weichte auf. „Es tut mir leid. Ich will mich nicht mit dir streiten. Du hättest mich nur nicht schlafen lassen sollen. Du hättest doch auch gar nicht mitkommen müssen. Du kannst doch selbst Ruhe gebrauchen!“

      Kalipos nickte mit einem leichten Lächeln. „Das stimmt wohl. Aber Erstens schlafe ich in der Nacht!“ Er schaute Melia an, doch deren Blick war skeptisch. Mit einem weiteren Lächeln fügte er daher hinzu. „Na ja, zumindest weitaus öfter als du! Und Zweitens ist die Regel, dass man immer einen Partner hier bei sich hat! Und nur, weil Munipol sich das Bein verletzt hat und dich heute nicht begleiten konnte, heißt das nicht, dass du allein gehen durftest!“

      Damit hatte Kalipos natürlich Recht. Immer zwei Personen hielten hier Wache. Rund um die Uhr. Nach vier Stunden erfolgte eine Ablösung. Entsprechend hielten innerhalb eines Tages sechs Paare a zwei Personen Wache. Gemessen an der Gesamtstärke der Gruppe, abzüglich derer, die nicht konnten oder noch zu jung dazu waren, kam jeder von ihnen etwa alle vier Tage an die Reihe. Und Melia wusste das alles sehr genau.

      „Aber...!“ begann sie dennoch.

      Doch Kalipos unterbrach sie sogleich wieder. „Ich bin nur heute mitgekommen. Ihr habt mich zum Gruppenführer ernannt und ich bin deshalb von dieser Aufgabe hier ausgeklammert. Aber ich kann ja wohl mal einspringen, wenn Jemand verhindert ist, oder? Morgen haben wir den Plan umgestellt und dann brauchst du mich nicht mehr zu ertragen!“ Seine Stimme klang mürrisch, doch ihr Tonfall zeigte, dass er es nicht so ernst meinte.

      „So habe ich das nicht gemeint!“ verteidigte sich Melia mit dünner Stimme.

      Kalipos lächelte ihr zu. „Ich weiß!“

      „Außerdem bin ich doch gar nicht allein!“ Sie grinste kurz. „Chalek ist doch bei mir!“ Sie deutete mit dem Kopf in die andere Ecke der kleinen Höhle, wo sie noch vor wenigen Minuten geschlafen hatte.

      „Ja...!“ Kalipos nickte. „...der Junge ist überaus anhänglich und immer da, wo du auch bist!“

      Melia nickte mit einem weiteren Lächeln.

      Doch plötzlich grinste Kalipos diebisch. „Zumindest so lange es ihn nicht wieder mal auf Entdeckungstour zieht!“

      „Was?“ Melia wusste sofort, was Kalipos meinte. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck sprang sie auf und wollte schon die Höhle durchqueren.

      „Er ist weg!“ Kalipos verzog seine Mundwinkel. „Schon seit einer knappen Stunde!“

      „Aber...!“ Mittlerweile war Melia so dicht an der Schlafstätte des Jungen herangekommen, dass sie die zerwühlte Decke ohne Körper darunter sehen konnte. „Warum hast du das nicht verhindert? Du weißt doch, dass er nicht herumstreichen soll!“

      Kalipos grinste ohne Freude. „Erstens bin ich nicht sein Babysitter. Zweitens habe ich hier etwas Wichtigeres zu tun, als mich um den Jungen zu kümmern. Drittens könnte man ihn wahrscheinlich nicht mal davon abhalten, selbst wenn man ihn festbinden würde...!“ Er wartete, bis Melia sich wieder zu ihm herumgedreht hatte, damit er ihr direkt in die Augen schauen konnte. „Ich habe ein Auge auf ihn gehabt und war mir sicher, er würde schlafen. Als ich zu ihm geschaut habe, lag er still unter der Decke. Zwei Minuten später war er schon weg. Ich habe keine Ahnung, wie er es geschafft hat, sich an mir vorbei aus der Höhle zu schleichen!“

      „Aber du hättest...!“

      „Was? Ihm folgen sollen und damit meinen Posten verlassen?“ Er schüttelte den Kopf. „Katastrophen geschehen immer genau dann, wenn man sie nicht erwartet!“

      „Du hättest mich wecken können!“

      Kalipos nickte. „Ja, hätte ich. Und was dann? Du hättest dich auf die Suche nach ihm begeben und ihn am Ende