Die göttliche Komödie. Dante Alighieri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dante Alighieri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748564898
Скачать книгу
ließ

      Mich ihn zu tun bewegen, was mich selbst schmerzt.

      Nun sag' ihm, wer du bist, und deinen Ruf

      Wird er, zu ein'ger Buße, in der Welt

      Zu der er wiederkehren darf, erfrischen.

      So sehr besticht mich, sagte drauf der Stamm,

      Dein süßes Wort, daß ich nicht schweigen kann;

      Gewährt mir drum ein williges Gehör.

      Ich bin's, der in der Hand die beiden Schlüssel

      Zu Friedrichs Herzen hielt, und so gelinde,

      Zum Öffnen wie zum Schließen, sie bewegte,

      Daß sein Vertrauen fast niemand mit mir teilte.

      Treu blieb ich meines hohen Amtes Pflichten,

      So daß ich Puls' und Adern drum verlor.

      Doch jene Hure, die die frechen Blicke

      Stets dahin wendet, wo der Kaiser herbergt,

      Die allwärts Tod bringt, doch am Hof daheim ist,

      Entflammte gegen mich all die Gemüter,

      Daß die entflammten Friedrich selbst entflammten

      Und Ehr und Freud' in Jammer sich verkehrten.

      Da machte gegen mich, den sonst gerechten,

      Um sterbend der Verachtung zu entgehn,

      Des Unmuts Bitterkeit mich ungerecht.

      Doch, bei den neuen Wurzeln dieses Stammes

      Beschwör ich's, daß ich nimmer meinem Herrn

      Der so der Ehre wert war, Treue brach.

      Kehrt wer von euch zurück zur Oberwelt,

      So richt' er mein Gedächtnis wieder auf,

      Das von des Neides Schlag daniederliegt.

      Ein wenig wartet' er, dann sprach mein Meister

      Zu mir: Da er nicht weiter redet, eile

      Ihn noch zu fragen, was du wissen möchtest.

      Ich aber sagte: Frage du ihn lieber

      Nach dem was wichtig du für mich erachtest;

      Ich könnt' es nicht, weil Mitleid mich bewältigt.

      Drauf sprach er wieder: Soll, was du gebeten,

      Der Mann hier gern und reichlich dir gewähren,

      So woll' uns noch, gefangner Geist, berichten,

      Wie sich an dies Geäst die Seele bindet.

      Und sag' uns auch, wenn du es kannst, ob jemals

      Aus solchem Leib sich eine wieder losmacht.

      Da schnob der Stamm gar sehr, bis solches Schnauben

      Zu diesen Worten endlich sich gestaltet:

      In Kürze geb' auf eure Frag' ich Antwort.

      Sobald geschieden ist vom Leib die Seele,

      Von dem sie selber sich verzweifelnd losriß,

      Schickt sie zum siebenten der Schlünde Minos.

      Kein fester Punkt im Wald ist ihr beschieden;

      Nein, wo das Ungefähr sie hingeschleudert

      Da keimt und sproßt sie wie ein Samenkorn,

      Sie wächst zum Schößling und zum Waldesbaume

      Es schaffen die Harpy'n, von ihrem Laube

      Sich nährend, Schmerz ihr und dem Schmerz ein Tor.

      Auch wir erhalten einst die Erdenhülle

      Zurück; doch nicht, sie wieder anzuziehn,

      Denn niemandem gebührt was er sich selbst nahm.

      Wir schleppen sie hierher, und allerwärts

      Im dunklen Wald wird eines jeden Körper

      An seines lästgen Schattens Baum gehenket.

      Noch waren wir dem Stamme zugewandt,

      Im Glauben, daß er mehr uns sagen wollte,

      Als uns ein seltsam Rauschen überraschte,

      Wie der es wohl vernimmt, auf dessen Standort

      Der Keiler mit der Jagd im Sturm herankommt

      Und Wild und Hund' und morsche Zweige toben.

      Da stürzten nackend und zerkratzt zur Linken

      Zwei Schatten in so wilder Flucht hervor,

      Daß alles Waldgezweige sie durchbrachen.

      Der vordre schrie: Komm Tod und mach' ein Ende!

      Der andre, der zu folgen nicht vermochte,

      Rief: Lano, wahrlich deine Füße waren

      Nicht so behende beim Turnier von Toppo!

      Und, weil der Atem ihm vermutlich ausging,

      Barg er sich kauernd in des Strauchs Gezweige.

      Doch hinter ihnen wimmelte der Wald

      Von Rüden schwarz und gierig, die dem Windhund,

      Der von der Kette loskommt, zu vergleichen.

      In den Geduckten schlugen sie die Zähne,

      Zerfleischten stückweis ihn, und mit den Gliedern,

      Die schmerzhaft zuckten, eilten sie von dannen.

      Der treue Führer nahm mich bei der Hand

      Und leitete zum Strauch mich, der vergebens

      Aus seinen Wunden blutete und klagte.

      O Jacob, rief er aus, von Sant' Andrea,

      Was half es dir, als Schild mich zu gebrauchen?

      Nicht Schuld bin ich an deinem wüsten Leben.

      Als nun mein Meister bis zu ihm gelangt war,

      Frug er: Wer bist du, dem aus so viel Brüchen

      Die Schmerzensrede und das Blut hervorquillt?

      Er aber sprach: Ihr Seelen, die gekommen

      Zu sehn, wie schmachvoll ich Mißhandlung litt,

      So daß mein Laub fern um mich her verstreut ist,

      So sammelt es am Fuß des traur'gen Busches

      Der Stadt gehört' ich an, die mit dem Täufer

      Den ersten Schutzpatron vertauscht, weshalb er

      Stets Unheil ihr durch seine Kunst bereitet.

      Und wäre nicht am Übergang des Arno

      Ein Bruchstück noch von seinem Bilde sichtbar,

      So wär' umsonst der Bürger Müh gewesen,

      Die auf der Asche, welche Attila

      Nur übrig ließ, die Stadt aufs neu gegründet.

      Zum Galgen wählt ich mir die eignen Häuser.

      Vierzehnter Gesang

      Weil mich das Mitgefühl der gleichen Heimat

      Bewegte, sammelt' ich die losen Blätter

      Am Fuß des matt gewordenen Strauches auf.

      Dann kamen dorthin wir, wo von dem zweiten

      Der dritte Ring sich trennt und wir die grause

      Kunst göttlicher Gerechtigkeit erblickten.

      Was