Das Israfil-Komplott. Sean D. McCarthy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sean D. McCarthy
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844257687
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wies er den Banker am Telefon an, sein Nummernkonto beim Bankverein nach diesem Telefonat zu löschen, wobei er die Löschungsgebühr von 85.000 Schweizer Franken akzeptierte.

      Das Nummernkonto in der Schweiz verschwand binnen ein paar Minuten aus den Computern und Akten der Bank, und genauso war Luca Kelch, alias Odin, sowohl für den Schweizer Bankverein wie für Herrn Dr. Charles Lederli, verschwunden und nie mehr auffindbar. Als ob es ihn nie gegeben hätte.

      Er hatte, sobald er das Avis von der Bank in Singapur über den Eingang der Gelder hatte, die Bank angewiesen, je ein Drittel des enormen Betrages auf die jeweiligen Konten von Hugin und Munin bei dieser Bank zu übertragen. Odin, Hugin und Munin hatten stets alles Geld, was sie in ihren beiden Leben einnahmen, gedrittelt und sie waren gut damit gefahren: Sie hatten sich zwar beruflich manchmal in der Wolle gehabt, aber niemals wegen Geld.

      Sie alle Drei hatten jetzt sehr viel Geld und ein vollständig neues Leben vor sich. Ja, Odin war rundum zufrieden mit sich, er hatte alles richtig gemacht.

      Sein einziger Nachteil, um den er selbst wusste, war sein ungeheurer Jähzorn, welcher ihn so manches Mal zu Taten gebracht hatte, die weit über jenes Ziel hinausschossen, welches eigentlich zur Lösung einer Aufgabe erforderlich gewesen wären. Er hatte dadurch auch schon in den vergangenen Jahren zwei unangenehme Situationen verursacht, die durch Hugin und Munin ausgebügelt werden mussten.

      Hugin, geborener Michael Bergmann, welcher neben ihm saß, war von der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA, genauso wie von der deutschen Behörde LBA, schon vor Jahren als Test- und Checkpilot qualifiziert worden.

      Er war Flugbetriebsleiter und Ausbildungskapitän in Kelch Aviation und wohl einer der besten Piloten, die jemals in den USA und Deutschland ausgebildet wurden. Auch er hoch intelligent, und stets bedächtig, geriet nie in Wut oder gar Panik und war absolut zuverlässig.

      Sein Nachteil war, dass er nicht die Kreativität besaß, die bei unvorhergesehenen Situationen notwendig war, um Überlebenslösungen zu finden. Dies hatte in den letzten zwanzig Jahren gelegentlich für Erschwernisse in der gemeinsamen Erfüllung eines Auftrages geführt. Andererseits hatte dieses Manko von ihm seine beiden anderen Partner oft in entscheidenden Momenten diszipliniert und ihnen allen sogar einmal schon das Leben gerettet.

      Auch er, genauso wie Munin, wusste, dass sein Geldanteil aus zwanzig Jahren der gemeinsamen Zusammenarbeit in Singapur auf ihn wartete, und er hatte in seiner ihm eigenen, ruhigen und bedächtigen Art, als Odin ihn darüber informierte, nur gesagt „Nun, dann bin ich jetzt wohl finanziell unabhängig!“

      Dann setzte er nachdenklich hinzu „Aber erst müssen wir lebendig aus diesem Auftrag herauskommen, bevor wir das Geld ausgeben können.“

      Ihr dritter Mann, Munin, eigentlich Robert Seybold, war Ingenieur und als technischer Direktor verantwortlich für alle Betriebe von Odin. Er war ein technisches Genie und gleichzeitig der Waffenmeister ihres Teams.

      Sein großartiger Intellekt fand einerseits für alles eine technische Lösung, andererseits hatte seine ungeheurere, körperliche Kraft, in Verbindung mit zielgerichteter Brutalität, schon einigen ihrer Gegner still und leise durch Genickbruch das Leben gekostet.

      Munin liebte Sport und war in seiner Jugend Gewichtheber gewesen; aber er hatte sich dann, als seine Arme und Beine erschreckende Umfänge angenommen hatten, auf die Kampfsportarten Taek-Won-Do und Kick-Boxen verändert. Seine Hemden und Anzüge, wie er immer leidvoll beklagte, kosteten ihn ein Vermögen, denn er musste sie maßanfertigen lassen. In Konfektionskleidung waren seine enormen Muskeln einfach nicht zu verstecken.

      Er war der Ansicht, dass das Leben nur zum Leben da war und ein liebenswerter Luftikus, der jedem Weiberrock nachlief. Er beherrschte immer noch wie ein Stuntman sein Motorrad, obwohl auch er genauso alt war wie Odin und Hugin. Dieser Verrückte fuhr sogar noch bei Motocross-Rennen mit. Und er liebte und pflegte seinen uralten Porsche 356 Cabrio mehr sogar als jede neue Freundin, von denen er fast halbjährlich eine andere sein eigen nannte.

      Sein Nachteil war, dass er zu selbstsicher war und deswegen niemals Risiken vermied. Nur finanziell wollte er nie ein Risiko eingehen „und damit ich im Alter auch was zu beißen habe“ hatte er alles, was mit Geld zu tun hatte, in die Hände von Odin gelegt.

      Wie er dann von Odin erfuhr, dass er jetzt wohl nie mehr finanziell Sorgen haben musste, reagierte er nicht nachdenklich wie Hugin, sondern lachte „Großartig, die erste Woche im Shangri-la Hotel in Singapur geht auf meine Kosten.

      Mögen dort Wein, Weib und Gesang herrschen!“ Dann dachte er einen Moment nach und sagte „Ach was, den Gesang sparen wir uns!“

      Sie alle drei, Odin, Hugin, und Munin hatten ein erstes, nämlich ihr offizielles, ziviles Leben als Unternehmer, Pilot und Ingenieur und arbeiteten hier seit über zwanzig Jahren eng verbunden zusammen.

      Ihr zweites Leben, ihr inoffizielles, welches sie auch seit über zwanzig Jahren zusammen führten, war die Beseitigung für Deutschland oder deutsche Staatsbürger bedrohlicher, außergesetzlicher Notstände im Ausland, wenn diese aus Deutschland heraus nicht rechtzeitig oder gar nicht durch Politik oder Diplomatie beseitigt werden konnten.

      Eigentlich war ihr zweites Leben einfacher als ihr erstes:

      Sie erhielten einen Auftrag, waren völlig frei in der Mittel ihrer Wahl, wie sie den Auftrag durchführten, wurden fürstlich honoriert und durften auch alles Geld, was ihnen bezahlt wurde oder was sie erbeuteten, steuerfrei für sich behalten.

      Das Einzige, was sie dabei garantieren mussten, war eine umfassende und endgültige Beendigung des jeweiligen Notstandes.

      Was sie in diesem zweiten Leben hin und wieder nachdenklich gestimmt hatte, war ihr Wissen, dass, wenn einmal bei einer Auftragsdurchführung ihr zweites Leben bekannt oder sie gar verhaftet oder verletzt würden, ihr Auftraggeber ihnen niemals helfen oder gar sich zu ihnen bekennen würde.

      Aber sie konnten damit leben; sie hatten in diesen zwanzig Jahren bereits sechs solcher Aufträge durchgeführt und wussten, dass, wenn etwas schief ginge, sie ohnehin an Ort und Stelle ihres Einsatzes den Tod finden würden und somit eine Hilfe ihres Auftragsgebers niemals rechtzeitig käme.

      Ihr zweiter Beruf hatte sie in diesen Jahren nach Argentinien, Russland, China, die DDR, Nordkorea und in den Libanon geführt und sie hatten jedes Mal ihren Auftrag präzise und erfolgreich durchgeführt; keines ihrer „feindlichen Ziele“ hatte ihren Besuch überlebt.

      Aber sie waren dabei müde geworden und ihren Wunsch, sich zur Ruhe zu setzen, hatten sie in den letzten zwei Jahren immer häufiger miteinander besprochen.

      Als Odin und seine Raben in der zweiten Februarwoche des Jahres 2002 zusammen beim Skifahren waren, hatten sie sich, auf Grund ihres Besuches in Moskau vor einigen Tagen, in einem langen Gespräch abends in der Bar ihres wahrhaft perfekten Hotels, dem „Tennerhof“, in Kitzbühel geeinigt, dass das gerade begonnene Jahr nur noch dem Ziel dienen würde, das Ende ihres zweiten Beruf vorzubereiten - aber auch gleichzeitig ihr erstes Leben zu beenden.

      Sie würden nur noch diesen einen, ihren siebten, Auftrag ausführen, nämlich den, welcher ihnen im November 2001 erteilt worden war und der eine Laufzeit bis spätestens März 2003 hatte. Sie wussten, dass damit auch ihr erster Beruf enden musste.

      Dies war zweifelsohne der größte und gefährlichste Auftrag, den sie jemals auszuführen hatten und dieses Mal waren ihre Überlebenschancen nicht besonders groß. Allerdings stellte ihr finanzieller Ertrag alles Bisherige in den Schatten. Denn ihre Auftraggeber hatten Odin und seinen Raben ein doppeltes Honorar bezahlt.

      Aber dass sie doppelt bezahlt hatten, das wussten ihre Auftraggeber bislang nicht. Sie hatten nämlich keine Ahnung, dass die vier Firmen von Odin noch vor ihrer jetzigen Abreise in den Iran zwar hinterlistig, aber höchst gewinnbringend verkauft worden waren.

      Denn ihre Auftraggeber wollten sie betrügen und dafür hatten Odin und seine Raben Rache genommen. Die Idee dazu hatte ihnen Dr. Charles Lederli geliefert; sie hatten ihn in Kitzbühel in diesem Skiurlaub kennengelernt.

      Odin dachte, während das Flugzeug auf der von Vienna Control vorgegeben Höhe von