Selamün Aleyküm, Herr Schmidt. Ich liebe ihre Tochter!. Robert Cacic. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Cacic
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750224803
Скачать книгу

      -4-

      Ich betrete den Hörsaal. Der Professor ist bereits da, hat aber noch nicht mit der Vorlesung begonnen. Er ist gerade dabei seinen Laptop anzuschließen. Ich gehe in die hinterste Reihe, dort sitzen Milan und Berkan. Sie haben, wie wir es immer machen, wenn einer von uns zu spät kommt, einen Sitzplatz für mich freigehalten. Ich setze mich hin. Eine Minute später beginnt der Professor mit der Vorlesung. Viele, die im Hörsaal sitzen, haben ihre Handys in der Hand und sind vertieft darin Nachrichten zu lesen oder irgendwelche Spiele zu spielen. Der Professor bemerkt es, sagt aber nichts dazu. Ich glaube, dass es mittlerweile an den Universitäten üblich ist und die Professoren sich damit abgefunden haben. Um ehrlich zu sein finde ich es sogar schwachsinnig, wenn jemand zur Vorlesung geht und die ganze Zeit nur auf sein blödes Handy schaut, dann sollte die Person lieber gleich zu Hause bleiben. Bei diesen Professor ist es aber nur nachvollziehbar. Seine Vorlesung ist sehr monoton, manchmal erinnert er mich an Bernd das Brot von dem Fernsehsender Kika. Seine Tonlage verändert sich, während der ganzen Vorlesung, nicht ein einziges Mal. Sie bleibt immer konstant. Manchmal fühlt es sich so an wie im Zeichentrickfilm – Das Dschungelbuch-. Dort gibt es die Schlange Kaa, die einen mit ihren Augen und langsamen Gerede hypnotisieren kann. Genauso verfällt man bei diesen Professor in eine Art Hypnose und darauffolgende Müdigkeit. Milan tickt Berkan und mich mit seinen Ellenbogen an. Er durchstöbert Profile auf Instagram, zeigt uns Bilder von diversen Frauen und will von uns daraufhin eine Bestätigung darüber haben, ob diese gut aussehen. Dieser Junge kann anscheinend nicht ohne, ich hoffe für ihn, dass er endlich bald zur Ruhe kommt und seine Traumfrau findet. Es ist ärgerlich, dass die Schwarzhaarige von der Bahnstation ihm eine Abfuhr erteilt hat, vielleicht wäre sie ja die gewesen, welche ihn bändigen kann. Berkan hingegen schafft es irgendwie der Vorlesung aufmerksam zu folgen, abgesehen von den kleinen Ablenkungen durch Milan. Er versteht zwar nicht viel von dem, was der Professor gerade erzählt, aber er notiert sich jede Aussage in Stichpunkten mit. Ich bin eine Mischung aus Berkan und Milan. Teilweise konzentriere ich mich auf die Vorlesung, aber es gibt auch Momente, wo ich ins Leere starre und über private Dinge nachdenke. Am Ende jeder Vorlesung fotografieren Milan und ich uns die Notizen von Berkans Schreibblock mit dem Handy ab. Kurzgefasst bedeutet es, dass Berkan hinhört, es notiert, aber nichts versteht, ich hinhöre, es verstehe, mir aber nichts notiere und Milan nichts versteht, nicht hinhört und sich nichts notiert. Dafür ergänzen wir uns gegenseitig und finden so immer einen Ausweg aus diesem Dilemma. Wir setzen uns jeden Tag, nachdem die Vorlesungen durch sind, in die Bibliothek und überarbeiten den Lernstoff. Berkans Notizen helfen uns dabei den Ansatz zu finden und meine Aufgabe ist es, den Jungs zu erklären, was es mit diesen Notizen auf sich hat. Am Ende des Tages hat dann jeder von uns den Lernstoff verinnerlicht.

      Die Vorlesung ist vorbei. In einer Stunde beginnt erst die Nächste. Milan ist sehr angespannt und will so schnell wie möglich den Hörsaal verlassen, um eine zu rauchen. Wir packen unsere Sachen und gehen hinaus. Draußen ist es sehr windig, am liebsten würde ich wieder hineingehen, wir wollen aber Milan nicht alleine lassen. Er macht sich eine Zigarette an. Neben uns stehen zwei Mädels aus unseren Semester, man kennt sich vom Sehen, miteinander gesprochen hat man noch nie. Ich ahne schon, was Milan gleich tun wird. Milans Blick wandert in Richtung der beiden Mädels. Er hat seine Beute ins Visier genommen, wie ich es bereits geahnt habe. Normalerweise müsste jetzt Schritt zwei folgen. Schritt zwei bedeutet, dass er uns jetzt ein Zeichen bezüglich der Mädels geben wird, damit wir diese wahrnehmen. Daraufhin folgt Schritt drei. Er will eine Bestätigung von uns, dass die Mädels gut aussehen, dabei bewertet er ein Schweigen unsererseits als ein – Sie sehen gut aus-. Dann geschieht es, er macht uns auf die zwei Mädels aufmerksam.

      „Und Jungs. Die Rechte von den beiden ist doch mega heiß oder nicht?“ fragt uns Milan. Berkan und ich schauen uns gegenseitig an, weil wir wissen, welche Katastrophe jetzt folgen wird. Während wir uns gegenseitig anschauen, wertet Milan unser Schweigen als eine Bestätigung dafür, dass sie gut aussieht.

      „Ich versuche mein Glück. Ich bin gleich wieder da!“ sagt er und geht hinüber zu den zwei Mädels. Dasselbe Spiel wie immer. Berkan und ich drehen uns um, damit wir das Desaster nicht mit ansehen müssen. Wir wollen uns diese Schmach, wie heute Morgen an der Bahnstation, ersparen.

      „Guten Tag die Damen, wie fandet ihr die heutige Vorlesung?“. Mit diesen Worten eröffnet er den Angriff auf seine Beute. Die Freundin von dem Mädel, welche er so anziehend findet, antwortet ihm.

      „Um ehrlich zu sein können wir es gar nicht beurteilen. Wir haben zwar zugehört, aber dennoch vieles nicht verstanden.“. Es ist ein gefundenes Fressen für Milan. Zwei Mädels, welche etwas nicht verstanden haben, denn jetzt kann er sich als den klugen Retter darstellen.

      „Ja, so ging es vielen heute. Die zwei dort drüben (Er zeigt dabei auf uns), die haben auch nicht so viel verstanden, bis eben habe ich ihnen nochmal alles zusammenfassend erklärt.“. Das hat er gerade doch nicht wirklich zu den beiden gesagt. Benutzt dieser Junge denn nie sein Hirn! Milan denkt, dass sie ihn jetzt für extrem schlau halten werden und das er von ihnen angehimmelt wird, aber eine Sache hat er bei seiner Aussage nicht berücksichtigt und diese sollte jetzt folgen.

      „Ach, wie passend. Dann kannst du uns ja sagen, wie du die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank im Hinblick auf die Inflationsentwicklung in Deutschland beurteilst. Deine Meinung würde mich sehr interessieren.“. Jetzt hat sie ihn, auf gut Deutsch gesagt, an den Eiern. Er versucht cool zu bleiben und antwortet auf ihre Frage.

      „Ja, gerne sage ich dir meine persönliche Meinung zu Dings bums und der Bank und so, also…“. Plötzlich dreht er sich in unsere Richtung und fügt hinzu

      „Ehm… Ich glaube einer von den Jungs dort drüben hat mich gerade gerufen. Sicherlich wollen die noch etwas bezüglich der Vorlesung wissen. Ich sollte da mal kurz hin. Ich bin sofort wieder bei euch.“. Er kommt zu uns. Die Mädels schauen sich nur verwundert an und fangen daraufhin an zu lachen.

      „Jungs, lass uns schnell weg von hier, das war ja oberpeinlich!“ sagt Milan und geht an uns vorbei. Wir gehen ihm hinterher.

      „Was hast du dir auch dabei gedacht den Klugscheißer zu spielen. –Dings bums und Bank und so-. Was hast du da geredet man!“ frage ich ihn.

      „Ich weiß es nicht Jungs, ich war so vertieft in meiner Rolle. Ich habe gar nicht so weit gedacht, dass die mich etwas über die Vorlesung fragen könnten.“ antwortet er mir und erhöht sein Schritttempo. Während wir uns aus dem Staub machen, hören wir wie eine Frauenstimme uns etwas zuruft.

      „Halt Stopp, wartet mal!“. Wir drehen uns um. Es ist die eine, welche Milan so anziehend findet. Sie kommt näher, stellt sich vor Milan und sagt „Ich weiß, du wolltest uns eben beeindrucken, auch wenn es nicht so ganz geklappt hat. Aber ich fand es eben sehr süß von dir, als du durcheinander gekommen bist und wie du versucht hast, dich irgendwie aus dieser Situation zu retten. Ich weiß jetzt nicht genau, was deine Absicht war, deshalb bin ich dir nachgelaufen, um dich zu fragen.“. Hat sie etwa Interesse? Was ist da passiert. Es spricht gegen unseren Rhythmus, gegen das Übliche und gegen das, was wir sonst kennen. Es ist sehr ungewohnt. Durch Milans Gesichtsausdruck kann ich schließen, dass auch er mit dieser Situation überfordert ist, da er sich mittlerweile nur an Abfuhren gewöhnt hat. Er lässt lange auf seine Antwort warten.

      „Ehm.. Ja, also… Ich sah dich aus der Ferne und, um ehrlich zu sein, ich finde dich wirklich sehr hübsch…“ antwortet er ihr auf die Frage und schaut dabei verlegen auf den Boden, so, als hätte er noch nie mit einer Frau gesprochen. Berkan und ich schauen uns gegenseitig verwundert an, denn wir realisieren gerade nicht, was hier vor sich geht. Wir verfolgen das Ganze mit großem Interesse, als wären wir bei einem historisch wichtigen Ereignis dabei. Sie lächelt ihn an und sagt „Genau das war auch meine erste Vermutung, allerdings wusste ich nicht, ob du an mir Interesse hast oder an meiner Freundin. Wir sind leider etwas in Eile. Wenn du magst speichere meine Nummer auf deinem Handy ein, dann können wir erstmal über Whatsapp miteinander schreiben.“. Keine Sekunde später holt Milan auch schon sein Handy aus seiner Tasche. Sie diktiert ihm ihre Nummer.

      „Entschuldige, aber unter welchen Namen soll ich dich speichern?“ fragt er sie, da man der Nummer auf dem Handy