„Das reicht jetzt. Bist du jetzt zufrieden?“, brüllte Damian und ehe ich mich versah lag seine Hand bereits an Marvins Kehle, der erschrocken die Augen aufriss. Ich war ebenso schockiert von dieser Wendung und immerhin stand Damian nun Splitterfaser Nackt vor ihm. Allerdings schien ich die einzige zu sein, die das interessierte. „Niemand verletzt die Frau die ich Liebe. Niemand! Auch du nicht“, schrie er und in seiner Stimme lag so viel Hass, dass ich erschauerte. „Du weißt doch noch nicht einmal was Liebe ist! Was hast du mit ihr gemacht? Du bist derjenige, der sie verletzt, Báthory. Du bist ein Vampir und als dieser, wirst du sie immer wieder verletzen. Du hast sie nicht verdient, nicht so jemand wie du.“ Seine Finger schlossen sich fester um seinen Hals aber Marvin bedachte ihn nur mit einem boshaften Blick. Hatten sie vergessen, dass ich noch da war? „Du weißt, dass du ziemlich übertreibst Fighter. Die Welt beginnt sich zu verändern. Die Menschheit und die Vampire waren mal auf einem guten Weg sich zu vereinen, bevor Frau Evers verstarb.“
„Bitte? Was meinst du damit?“ Marvin lachte amüsiert. „Die Fighter haben begonnen sich den Vampiren zu öffnen. Sie hatten angefangen zu akzeptieren. Ich weiß sehr gut über das Ministerium bescheid, besser als ihr zwei. Ich lebe nämlich schon ein wenig länger als ihr. Ich habe die Veränderungen über Jahre hinweg beobachtet. Nicht nur die Vampire haben ihre Revolutionsgeschichte. Nicht nur wir haben uns verändert, ihr habt auch vieles gelernt. Ihr habt angefangen nicht mehr nur zu hassen. Ihr habt begonnen, euer Leben zu schätzen und es nicht einfach nur wegschmeißen zu wollen. Euch nicht mehr als irgendwelche Auserwählten gefühlt. Frau Evers hat den entscheidenden Schritt gewagt und damit eine Revolution in der Geschichte losgelöst, die größere Auswirkungen hatte, als sie vermutlich gedacht hatte. Wenn ihr den Mischlingen nur ein wenig mehr Freiraum gegeben hättet, wenn ihr ihnen nur ein einziges Mal zugehört, ihnen vertraut hättet, dann wären wir heute nicht in dieser Situation. Die Mischlinge da draußen haben diesen Krieg nicht umsonst begonnen. Sie hassen euch Menschen nicht. Sie wollen einfach nur leben, so wie ihr. Es ist die schuld von euch Fightern, das sie sich gegen euch stellen und diesen Krieg führen oder zumindest befürworten. Sie waren dabei sich zu bessern. Sie hätten alle auf euch gehört, sich dem Frieden unterworfen. Aber durch diese vielen Regeln, wo ständig neue hinzukamen, habt ihr alles erneut ins Negative gekehrt. Wolltet sie in einem winzigen Käfig leben lassen, mit der Aussicht auf Freiheit, die sie wohl niemals haben würden. Sie durften lieben, durften Kinder haben, aber all das nur unter ständiger Beobachtung, Kontrollen, Verhören. Beim kleinsten Fehltritt wurden sie in euer Gefängnis gebracht und zu Tode gefoltert. Frag Amy, sie weiß jetzt, wie es sich anfühlt, wie Abschaum behandelt zu werden. Nur deshalb haben immer wieder welche rebelliert und noch immer die Menschen gehasst und sie angegriffen - mal abgesehen von den Kindern, die naiv und unerfahren ihren Trieben nachgingen. Genau diese hätte man von älteren Vampiren schulen müssen, anstatt sie zu bestrafen und wegzusperren. Man hätte ihnen früh genug mitteilen müssen, was sie sind. Ihr habt keine Ahnung über unsere Gefühle, Triebe und Gedanken.“
„Ach halt doch die Schnauze“, rief Marvin aber Damian hielt nicht inne. Er war wirklich ein überragender Redner. Er hatte eine Überzeugungskraft, die selbst meine Mutter übertraf.
„Die Mischlinge sind schon lange fähig, mit der Menschheit zu leben. Aber ihr habt ihnen jegliche Chance genommen, sich zu beweisen. Es ist weder Amy‘ noch meine Schuld das die Lage - in der wir uns befinden, so eskaliert ist. Also solltest du den Mund halten, wenn du von etwas keine Ahnung hast! Denkst du im Ernst, diese Bücher die du studierst würden dir helfen, etwas über uns zu erfahren? Anstatt eure Nase in längst vergangene Geschichten zu stecken, sollten ihr anfangen die zukünftigen Vampire zu studieren. Ihr solltet endlich aufwachen und aus der Vergangenheit, euren Fehlern lernen. Kämpfe und Kriege haben der Menschheit bisher nur geschadet. Anstatt zu reden und zu verhandeln, will niemand sich mit Einschränkungen zufriedengeben und genau deshalb, wird es nie Frieden auf dieser Welt geben. Die Menschheit ist der Grund für dieses Blutvergießen, nicht wir Vampire. Zumindest tragen wir nicht die alleinige Schuld daran.“ Ich wusste, was Marvin gerade dachte. Ich kannte ihn so lange, dass ich allein aus seinem Gesicht erkennen konnte, dass er Damian recht gab, aber es nicht zugeben wollte. In dieser Hinsicht waren wir beide gleich. Nur zu gut kannte ich diese Momente, wo ich Damian recht geben musste aber es mir einfach nicht eingestehen wollte. Ich hoffte, dass Damian es geschafft