Hörig. Alina Schumann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alina Schumann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная психология
Год издания: 0
isbn: 9783844214437
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ganz andersartige Erregungen kennen. Allein das Betrachten der Fotos macht ihn scharf.

      „Sie waren für mich die Bestätigung, dass es viel geilere Sachen gab, als alles was ich mir bisher vorstellen konnte!“

      Die Angst vor Entdeckung

      Diese neuen sexuellen Fantasien beschäftigten Peter unausgesetzt. Sie hinderten ihn daran, das gewohnte Sexleben mit seiner Frau weiterhin zu führen. Sie vergifteten ihm auch den Spaß an seinen zahllosen, aber konventionellen Seitensprüngen. Alles wird für ihn fad und flach. Er hat nur noch einen Wunsch: etwas ganz und gar verrücktes zu erleben.

      Der Tag, an dem Sophie B. in sein Immobilienbüro kommt, soll sein zukünftiges Leben verändern.

      „Sie hatte eine Selbstverständlichkeit, eine Ausstrahlung von Macht und Wissen, die mir fast den Atem nahm. Dabei sah sie überhaupt nicht atemberaubend aus. Klein, dunkelhaarig – aber sie trat so verdammt sicher auf!“

      Am Abend nach diesem Treffen beginnen die Fantasien von Peter.

      „Ich war elektrisiert. Ich stellte mir diese Frau nackt vor. Selbst der Sex mit meiner Frau wurde wieder besser!“

      Ein paar Tage danach ruft ihn Sophie B. an. Sie bestellt ihn zu sich nach Hause.

      „Weil ich noch einige Fragen zu der von Ihnen vorgeschlagenen Immobilie habe,“ sagt sie kühl.

      Peter fährt zu ihr. Völlig aufgewühlt. Mit klopfendem Herzen.

      „Wie betäubt stand ich vor ihrem Haus.

      Das Gespräch ist zunächst rein sachlich. Die Dame des Hauses bietet Kaffee an. Scheinbar ungeschickt gießt sie diesen über die Hose ihres Gastes.

      „Und als sie sich dann über mich beugte, ohne Ziererei, einfach so an mir herum rieb, glaubte ich, ohnmächtig zu werden. So direkt hatte mich noch keine Frau angefasst.“

       Sophie weiß was sie will. Sie will ihn nackt.

      „Ich saß vor ihr. Ohne Slip. Mein Schwanz war erigiert. Ich war rot im Gesicht und wartete.“

      Doch Sophie tut als interessiere sie das nicht. Sie spricht nur über Belangloses. Wie in Gedanken streicht sie hin und wieder über sein Geschlecht. Ganz nebenbei bemerkt sie:

      „Es regt mich auf, dich so sitzen zu sehen!“

      Peter A. kommt es nicht in den Sinn aufzustehen, sich die doch so auffordernde Gastgeberin zu schnappen und seinen sexuellen Wünschen nachzugeben.

      „Ich blieb wie gelähmt sitzen geblieben, wartete darauf, dass sie mich berührte und war unglaublich geil!“

      Sophie B. schickte ihren Gast weg.

      Ohne Erklärung, nur mit der kurzen Ansage:

      „Am Mittwoch um 14 Uhr, bei mir!“

      Kein freundliches Lebwohl, nichts.

      „Diesen Mittwoch konnte ich kaum erwarten!“ sagt Peter A. „Ich reagierte wie ein Hund auf eine läufige Hündin: brünstig und dumpf!“

      Die Treffen wiederholten sich Woche für Woche.

      „Ich lebte nur für diese Verabredungen. Ich war wie im Fieberrausch.“

      Sophie verhält sich ihm gegenüber immer abweisend. Kühl befiehlt sie, wie er sich zu verhalten hat. Kühl reicht sie ihm ihre Hand zum Kuss, kühl lässt sie ihn vor sich knien.

      „Meine Fantasien überschlugen sich. Ich war stets nackt und sie bekleidet. Äußerlich immer Dame. Immer untadelig.“

      Dann nach vier Monaten verbindet sie dem nackten Sklaven die Augen. Sie befiehlt ihm sich zu ihr zu legen. Sie ist jetzt ebenfalls nackt – aber er darf sie weder sehen noch berühren. Sie nimmt seinen Kopf und öffnet ihre Schenkel. Er darf sie mit der Zunge verwöhnen. Drei Stunden lang müht sich der Sklave Peter ab. Drei Stunden in denen er ihr einen Orgasmus nach dem anderen beschert. Er selbst allerdings findet keine Befriedigung. Völlig außer sich vor Lust und Gier nach

      ihr, befiehlt sie ihm:

      „Zieh dich an und geh!“

      Peter tut was Sophie will. Ihre Grausamkeit kann er nicht begreifen. Zu Hause legt er Hand an sich.

      „Ich hasse Selbstbefriedigung. Es war eine weitere Demütigung von ihr!“

      Und trotzdem geht er wieder hin. Ohne auf seine beruflichen Verpflichtungen Rücksicht zu nehmen. Ohne zu merken, dass seine Ehe langsam kaputt geht. Ohne zu sehen, dass es für ihn kaum mehr ein Maß gibt. Nur sie zählt noch. Sie lässt ihn betteln, knien, flehen. Lässt ihn ihren Urin schlürfen, ihre Fesseln lustvoll spüren, ihre Absätze als Liebkosung empfinden.

      „Mich hatte eine Raserei, eine Leidenschaft gepackt, wie ich sie bisher nicht kannte. Ich gehorchte Sophie, ohne dass ich je die Chance gehabt hätte, sie zu besitzen.“

      Sophie zieht sich in den ersten Monaten dieser Begegnung nie vor ihm aus. Sie lässt sich dort berühren, wo sie es will. Sie befiehlt ihrem Sklaven sie zu küssen – dort wo sie einen Kitzel empfindet. Und er?

      Herrin und Hund

      Weshalb versucht er nicht wenigstens, seine Wünsche anzumelden?

      „Wie hätte ich das wagen sollen?“ fragt er mich erstaunt. „Nur was sie befahl, geschah. Ohne Fragen, ohne Gegenargumente!“

      Um sich zu beweisen, dass er zu normalem Sex noch fähig ist, reißt Peter A. wahllos Mädchen auf. Hektisch springt er von einem Bett ins nächste. Hetzt zwischen beruflichen Terminen, den Anrufen seiner Domina und seinen Neuerrungenschaften hin und her.

      „Es war schrecklich. Ich lag mit einer Frau im Bett und versuchte mir vorzustellen, es wäre Sophie. Wenn es mir gelang, ihr Bild zu reproduzieren, ging es umso schneller.“

      Bei diesen Quickys zählte nur seine Befriedigung, die Frauen waren ihm gleichgültig.

      Schließlich verlässt ihn seine Frau. Sie hat genug von dem Getuschel der Freunde. Genug von dem scheinbar unstillbaren sexuellen Heißhunger ihres Mannes.

      „Ich litt darunter. Besonders weil ich meinen Sohn sehr liebte. Auf der anderen Seite war ich froh, dass sie nicht hinter die wahre Geschichte gekommen war.“

      Die ‚wahre Geschichte,’ wie Peter sein Verhältnis zu Sophie bezeichnet, kennen auch seine Freunde nicht. Für sie ist er der tolle Hecht: der Typ der jeden Rock bekommen kann. Der nach eigenen Aussagen mindestens ’hundert Weiber hingelegt’ hat.

      Die Angst vor der Entdeckung seiner Sucht, die Furcht, dass man seine Abhängigkeit bemerken könnte, lässt es ihn immer toller treiben. Niemand soll auf die Idee kommen, dass es diese ältere Dame gab. Diese Frau, vor der er sich windet wie ein Wurm. Die ihn treten darf. Deren Füße er demütig ableckt. Deren Bild sich in seinen Fantasien festgesaugt hat wie ein Blutegel.

      Es dauert eineinhalb Jahre, bis er zum ersten Mal die Augenbinde abnehmen darf.

      „Ich weinte vor Erregung und Dankbarkeit. Ich wusste, welche Auszeichnung das war. Zum ersten Mal gab sie sich mir hin!“

      Aber auch diesmal hat Sophie eine Quälerei eingebaut.

      „Ich durfte nicht zum Orgasmus kommen. Ich musste sie zum Höhepunkt bringen und musste dann sofort das Haus verlassen.“

      Nur zweimal in diesen drei Jahren erlaubt sie ihm, was sie für sich ständig einfordert: die sexuelle Befriedigung.

      „Für diese vage Hoffnung ließ ich mich dann gern wieder erniedrigen. Dafür hätte ich alles getan. Ein Leben lang. Oder richtiger: so lange sie es wollte.“

      Er schweigt und wartet. Wartet auf die Frage, vor deren Beantwortung er selbst zurück schreckt. Der er ausweicht und die ihn doch so sehr quält: die Frage, wo die Grenzen dieser hörigen Beziehung liegen. Ziemlich hilflos sagt er:

      „Ich weiß es nicht. Ich ließ Dinge mit mir geschehen, die mich noch vor Jahren angewidert hätten. Das einzige, dessen ich mir einigermaßen