HORIZONTE ÖFFNEN. Markus Orians. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Markus Orians
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная психология
Год издания: 0
isbn: 9783847624769
Скачать книгу
um sie in die Gemeinschaft wieder zu integrieren und dafür sorgen, dass sie glücklicher werden. Es könnte sich für alle lohnen!

      Vor drei Jahren stellte die Königin von England in der „School of Economics“ (LSE) die simple Frage: „Warum hat niemand den Finanzcrash kommen sehen?“ Der Abteilungsleiter Luis Garicano antwortete genau so simpel: „ Zu jedem Zeitpunkt verließ sich irgendjemand auf irgendjemand anderen und alle dachten, sie würden das Richtige tun.“ So einfach tickt die sogenannte Elite! Es gab einige Ökonomen, die die Krise vorhersagten. Es waren diejenigen, die in der Branche als Außenseiter galten: „ Das Problem sind die Dinge, die wir wissen und die nicht stimmen“, sagt der US Komiker Will Rogers. In einer Welt, in der die Wirt-schaft und mit ihr die Politiker glauben, dass die Wirtschaft selbstständig zu sta-bilen Gleichgewichten findet solange der Staat sie in Ruhe wursteln lässt, sind keine Krisen vorgesehen. Leijonhuvwud schertzt, dass die ökonomischen Wis-senschaftler ihren Studenten solange erzählen, dass die Menschen die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ereignisse kennen, bis die Studenten verstehen, dass sie erst ihren Abschluss machen können, wenn sie dies ebenfalls glauben. ( Berliner Zeitung, 16. April 2012 Verlorenes Paradies)

      Auf dem Finanzmarkt werden täglich viele Billionen Dollar umgeschichtet. Dieses Geld ist weitgehend entkoppelt von dem was auf dem Gütermarkt wirklich ge-schieht. Der Arbeitsmarkt hat 2011 weltweit einen Wert von 45 Billionen Euro geschaffen. Das gesamte Verdienst aller Menschen betrug 42 Billionen Euro. Die gesamten Spekulationen weltweit „1500 Billionen Euro“!! Etwa das 33 fache des gesamten Güterverkehrs. Während in den letzten 20 Jahren die Weltwirtschaft um das 3 fache zunahm, wuchsen die Spekulationen um das „300 fache“!!. (Berliner Zeitung, 14.März 2012). Alle Spekulationen greifen trotzdem tief in die Wirklichkeit ein, wenn sie auf die Pleite von Staaten wetten oder darauf, dass Lebensmittel teurer werden. Alles, was auf dem Finanzmarkt geschieht, muss irgendjemand bezahlen. Alles hat seinen Preis. Entweder, indem Menschen Lebensmittel nicht mehr kaufen können, weil sie zu teuer sind, oder Wälder abgeholzt oder Meere leer gefischt werden. Immer verliert irgendjemand oder etwas, wenn Spekulanten Gewinne machen. Die Entkopplung des Geldes von den objektiv wirklich vorhandenen Gütern hat den Staat, die Staaten, wie man sieht nahezu entmachtet. Warum lassen sie und wir uns das gefallen?

      1.3.5 Keine Satire

      Was ist das eigentlich, das wir als Finanzpolitik bezeichnen? Mittlerweile wird in allen Nachrichten über die Börse berichtet. Genau genommen berichten die Nachrichten dann für 3,5 Millionen Menschen, denn so viel Aktionäre soll es in Deutschland geben, bei mehr als 80 Millionen Menschen insgesamt. Wenn dann die Spezialisten über das, was da an Zahlen abgelesen wird, sprechen, machen sie einem immer wieder deutlich, dass auch sie nicht so genau wissen, was da vor sich geht, oder wie man sich verhalten soll. Man weiß auch nicht, mit wem man es eigentlich zu tun hat, wenn von Märkten geredet wird, die einmal die Geduld und dann wieder jedes Vertrauen verloren haben, die man wieder beeindrucken muss, dass wieder etwas geht! Da gibt es Devisenmärkte, Aktien-märkte, Anleihemärkte, Derivate. Wo sind die und wem gehören die? Wer lenkt im 21. Jahrhundert die Welt? Händler, Makler, Fondsmanager, Finanzspekulan-ten? Wer kennt die? Wo kann man mit denen kommunizieren, die in Se-kundenbruchteilen Milliardenwerte mal da und dann wieder nach da schieben? Kann man die in einer Demokratie wieder abwählen, oder leben wir, ohne dass ich das mitbekommen habe, wieder in einer Erbmonarchie? Dann sagt ein wichtiger Politiker ein Satz, wie: mit Griechenland sieht das gar nicht gut aus und schon verändern sich die Zahlen an der Tafel und die Menschen an der Börse schauen sehr ernst, werden hektisch und sagen dann, dass dies der Politiker besser nicht gesagt hätte. Von einer großen Angst ist dann die Rede und es könnte diesmal richtig schlimm werden und alles wäre auch psychologisch bedingt. Aber wir wollen doch gegen Griechenland keinen Krieg führen, wovor muss ich mich jetzt fürchten? Das Orakel von Delphi gab klarere Informationen als das tägliche Börsenorakel. Geheimnisvoll, gruselig, schaudernd. Brauchen wir diese spekulative Geisterbahn? Über das Schicksal von tausenden von Menschen wird über Nacht außerhalb des Betriebes entschieden. Arbeitskraft, Ersparnisse, können plötzlich wertlos sein. Nicht die Qualität der Arbeit, die Kompetenz, nicht die Integrität zählen, sondern eine „Casino-Mentalität“. Ray Dalio von der größ-ten Hedgefonds Gesellschaft Bridgewater Associates hat im Jahr 2011 insge-samt die Kleinigkeit von 3,9 Milliarden Dollar als Brooker verdient. (Berliner Zei-tung, 10. Mai 2012, Klaus Staeck.) Wer und wie viel Leidtragende befinden sich ver-steckt hinter dieser „Wahnsinnssumme.“

      Rudolf Hickel, Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft an der Uni Bremen fordert, dass die Banken wieder der Realwirtschaft dienen müssen. Den Unter-nehmen Kapital für Investitionen bereitstellen. Die Banken müssen dezentraler und demokratischer geführt werden. Keine Bank darf so groß werden, dass sie im Falle einer Pleite vom Steuerzahler gerettet werden muss. Die Europäer haben bisher 1700 Milliarden Dollar für die Rettung der Banken ausgegeben. Auf Grund ihrer Größe konnten sie die Politiker dazu zwingen. Wenn die Banken kleiner sind können sie in einer Finanzkrise diesen Einfluss auf die Politik nicht ausüben. Banken müssen vom Staat beaufsichtigt und als Übergang wäre es auch denkbar sie, bis sie umstrukturiert sind, zu verstaatlichen. (Berliner Zeitung, 28. April 2012.) Die Politik hätte die Macht einzugreifen und diese Ideen umzusetzen. Warum tut sie es nicht?

      1.3.6 Spaltung in arm und reich

      Der neue Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (19. September 2012) zeigt wer die Gewinner der letzten Krisen sind. Nach Berechnungen des Versicherungskonzerns Allianz stieg das Bruttovermögen der Privathaushalte in Deutschland von 1992 bis 2012 um mehr als auf das Doppelte. Von 4,6 Billionen auf 10 Billionen Euro. Zehn Prozent der Haushalte besitzen dabei mehr als die Hälfte des gesamten Wohlstandes, während 50 Prozent der Bevölkerung nur über EIN Prozent des Nettovermögens verfügt. Dazu haben die Unterneh-mensgewinne in den letzten 10 Jahren um 50 Prozent zugenommen, während die Reallöhne kaum zunahmen. Allein diese Zahlen belegen, dass entgegen dem Versprechen der sozialen Marktwirtschaft, Wohlstand für alle zu schaffen, nicht eingehalten wurde. Es gibt kein Land in Europa das so viele Minijobs anbietet wie Deutschland. Dadurch haben wir gegenüber den meisten anderen Ländern, was die Arbeitslosenzahl anbelangt, jetzt einen Vorteil. Die Rechnung wird aber noch präsentiert werden. Alle, die von diesen Jobs leben und selbst wenn sie mehr als 40 Jahre Vollzeit arbeiten, sie werden in die Altersarmut fallen. Anders aus-gedrückt sie werden im Alter Harz4 oder eine ähnliche Unterstützung benötigen. Die Sozialunterstützung wird dadurch anwachsen. Es werden jetzt schon Zahlen genannt, die man nicht hören will. Man rechnet mit etwa 1/3 der Menschen mit Altersarmut. Die Schere zwischen Reichen und Armen geht nicht zu, sondern öff-net sich immer weiter. Innerhalb dieser Zahlen kann eine Sprengkraft sich ent-wickeln, die jede Vorstellung übersteigt.

      Wenn ich an die 70er Jahre, an meine Hippie und Antiatomkraftzeit denke, dann erinnert mich das auch an eine Zeit, als unsere sogenannte Demokratie von heute auf morgen in einen Polizeistaat für alle verwandelt wurde, die gegen die Atomkraft waren. Mit Unterstützung der „freien Presse“ wurde das Volk nach Strich und Faden angelogen und die meisten Menschen wollten nicht einmal wissen, dass sie angelogen wurden. Man musste uns nur zu Chaoten, und Ver-rückten stempeln, die die demokratische Ordnung durcheinanderbringen wollen, um den größten Teil der Bevölkerung gegen uns aufzubringen. Es ging um Macht und sehr viel Geld und nicht um Recht oder „Wahrheit.“ Dies hat mir gezeigt, wie die marktkonforme Demokratie, wenn es um Macht und Besitz-stände geht, ganz schnell Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit für eine kurze Zeit außer Kraft setzen kann, um ihre Interessen mit Hilfe der Polizei durchzusetzen. Heute geht es, wenn ich an die Zustände in halb Europa denke, um ganz andere Gefahren und Gewaltdimensionen. Die Occupy Bewegung kann ganz schnell zu einer bedrohlichen Gefahr für die Besitzenden werden. Not-standsgesetze können dann schnell aus der Schublade geholt werden. De-mokratien können heute ziemlich schnell andere Gesichter zeigen, die einer De-mokratie eigentlich nicht würdig sind.

      Wir müssen jetzt nach friedlichen Wegen suchen, um unser System zu wandeln, um dadurch möglichen Krisen, die wir nicht mehr einschätzen können zuvor zu kommen.

      1.3.7 Klimaerwärmung

      Der