Tatort: Dimension, Inaara. Amanda Savo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Amanda Savo
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844261516
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fassen.

      „Gehen wir noch mal rüber!“, schlug Jean aufgeregt vor. Die Neugier besiegte die Furcht und Elena gab nach. Sie schritten wieder über die unsichtbare Grenze. Beide froren in ihrer dünnen Strandkleidung. Ungläubig fühlten sie die Wassertemperatur mit ihren Händen. Das Meer war kühl und die heftigen Wellen peitschten an die rundgeschliffenen Felsen, die vereinzelt am Ufer emporragten. Hinter den Dünen erhob sich ein dunkler Mischwald. Immer noch verblüfft blickte Elena auf das stürmische Wasser und rief: „Schau, da draußen sind Kitesurfer!“ Einige 100 Meter weiter konnten sie ein paar Surfer entdecken, die den starken Wind ausnutzten und hoch in die Luft sprangen. Eine Weile sah das frierende Paar von weitem den Surfern bewundernd zu. Dann schlug Jean vor in den Wald zu gehen.

      „Mit Strandsandalen?“ Elena war die Kälte doch zu viel geworden.

      „Nur ein kleines Stück“, beharrte Jean.

      „Ich warte auf der warmen Seite auf dich!“, meinte Elena und schritt entschlossen dem tropischen Klima entgegen. Sie setzte sich nach wenigen Schritten in den heißen Sand unter der wärmenden Sonne. Vom ruhigen Meer wehte eine leichte Brise und Elena fühlte sich wieder wohl.

      Jean sah seiner Freundin zu, wie sie sich gemütlich hinsetzte und machte sich auf den Weg durch die Dünen in Richtung Wald. Nach einer halben Stunde kehrte er zu seiner Freundin wieder zurück. Mit blauen Lippen berichtete Jean von dem Gesehenen: „Der Wald ist wunderschön, ein Mischwald mit Fichten, Birken und Kiefern. Ich konnte von weitem auch einen herrlichen See erkennen. Eines war komisch. Ich bin ja eigentlich am Rand zum ‚Paradies’ in den Wald gegangen. Als ich dann im Wald in Richtung Paradies gegangen bin, konnte ich dort nicht rübergehen. Weit und breit war nur dieser Mischwald. Ich konnte gar keinen tropischen Dschungel sehen. Erst als ich an den Strand ging, konnte ich wieder zu dir hinüber.“

      „Morgen ziehen wir uns warm an und dann werden wir uns den Teil genauer anschauen. Und natürlich auch die Grenze zu dieser Wildnis, wo es noch kälter sein soll“, sagte Elena und rieb Jean über den kalten Rücken.

      „Und heute Abend machen wir einen Ausflug in die Wüste.“

      Kapitel 9: Die Motive

      Dustin legte einige Unterlagen auf den Tisch in Kendras Büro. Sebastian, Kelly und Kendra sahen ihn erwartungsvoll an.

      „Ich habe nun alle Papiere durchgesehen. Wie es scheint, wollte Frederick die Entscheidungsgewalt seiner Kinder deutlich einschränken und Anteile an neue Geschäftspartner verkaufen. Ich habe auch Dean und Alec dazu befragt. Sie behaupten, nichts davon gewusst zu haben. Das glaube ich ihnen aber nicht. Bei der Korrespondenz mit einem potentiellen Käufer namens Bauer hat sich gezeigt, dass Frederick – nachdem der Geschäftspartner einiges investiert hatte – einen teilweisen Rückzieher gemacht hat. Das könnte wiederum ein Motiv für Bauer darstellen.“

      Kelly, Sebastian und Kendra hörten Dustin aufmerksam zu, als Sandra endlich auch eintraf.

      „Tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Ich habe die Alibis überprüft. Es hat keiner eines. Alle waren schlafen gegangen und hätten sich theoretisch wieder aus ihrem Appartement schleichen können. Den Safe in Herrn Saarinens Wohnung konnten wir noch immer nicht öffnen. Es kennt angeblich keiner den Code. Falls doch, habe ich den Safe und die ganze Wohnung vorsorglich versiegelt.“

      Kelly fragte nachdenklich: „Wissen wir schon etwas über den Verbleib von Frau Potter?“

      „Nein, aber wahrscheinlich hat sie sich Urlaub genommen und die Insel verlassen, bevor der Mord passierte“, antwortete Dustin.

      „Laut Passagierlisten ist sie noch auf Inaara… Was für Unterlagen belegen eigentlich die Geschäftsverbindungen?“, wollte Sebastian wissen.

      „Briefkorrespondenz und einige Emails. Ich habe die betreffenden ausgedruckt.“ Dustin reichte ihm die erwähnten Papiere.

      „An diese Geschäftspartner könnten wir doch nie ‚rankommen‘, wenn sie es wirklich waren“, sagte Sebastian.

      „Das stimmt. Wir haben eventuelle Geschäftspartner mit einem nicht ganz klaren Motiv, gegen die wir sowieso nichts unternehmen könnten, sofern wir überhaupt etwas beweisen können. Und dann haben wir noch Alec, Dean und Sarah, die vom Mord profitieren. Selbst wenn wir einem von ihnen den Mord nachweisen können, wissen wir nicht genau, wie wir vorgehen sollen“, fasste Kendra die Lage demotiviert zusammen, riss sich aber gleich wieder zusammen und fuhr fort: „Deshalb können wir aber nicht einfach aufgeben. Wir sollten vielleicht noch mal nach Spuren suchen und eine Vergleichsdatenbank erstellen. Warum nehmen wir nicht einfach von allen Verdächtigen Fingerabdrücke und eine DNS Probe?“

      „Faustabdrücke!“, warf Kelly ein. „Wir haben bisher eigentlich nur einen Faustabdruck gefunden.“ Kelly hatte kurze, blauschwarz gefärbte Haare und große, blaue Augen. Sebastian mochte sie sehr gerne. Die meisten hatten das bemerkt, nur Kelly nicht.

      „Ob da alle mitmachen werden?“, zweifelte Dustin die Kooperationsbereitschaft der Verdächtigen an.

      „Kelly, du sammelst einfach so viele Daten wie möglich. Sebastian soll dich begleiten, falls jemand unkooperativ ist. Sandra, unterhalte du dich mit Isabelle. Vielleicht weiß sie doch noch etwas, das sie mir und Sebastian nicht erzählt hat. Dustin, nimm dir ein paar Handwerker und öffne den Safe. Ich sehe die Unterlagen der Personalabteilung durch und versuche eine Kontaktperson von Frau Potter zu finden und ihren Verbleib zu klären. Und wo sollen wir die Bänder suchen? Macht das überhaupt Sinn? Die könnten längst am Grund des Meeres liegen“, sagte Kendra.

      „Stimmt. Wahrscheinlich sind die längst gelöscht oder vernichtet“, meinte Sandra.

      „Gut dann werde ich mir die Bänder von den Tagen davor ansehen. Die sind ja noch da. Vielleicht kann ich irgendetwas Hilfreiches entdecken – möglicherweise eine verdächtige Person, die nach Inaara gekommen ist. Ein Versuch ist es jedenfalls wert“, sagte Kendra ohne viel Hoffnung.

      Kapitel 10: Das Hotel

      Lucie bereute, dass sie mit offenen Haaren schnorcheln war. In ihren halblangen, krausen Haaren waren trotz intensiver Haarkur immer noch widerspenstige Knötchen. Elena half ihr beim Durchkämmen.

      „Gleich haben wir‘s“, versuchte sie Lucie zu trösten, die jedem Haar, das im Kamm verblieb, nachweinte.

      „Das nächste Mal mache ich mir zwei ganz feste Zöpfe!“, sagte Lucie, aber dachte schon daran, dass das vielleicht kindisch wirken könnte und fügte hinzu:

      „… oder einen Zopf.“ Elena lächelte. Sie hatte die Gedanken ihrer besten Freundin erraten.

      „Der Tauchlehrer hat sich aber nett um dich gekümmert…“

      „Ja“, antwortete Lucie in einem möglichst gleichgültigem Ton.

      „Glaubst du, er kommt heute Abend auch in die Partypyramide?“, hakte Elena nach.

      „Weiß ich nicht.“ Jetzt musste Lucie bereits grinsen. „Er schaut schon gut aus“, gab sie zu.

      Elena gab ihr recht. „… aber die vielen Tätowierungen würden mich stören. Dir gefällt das?“

      „Ja, das ist sexy“, schwärmte Lucie.

      Jean hatte es sich in seinem und Elenas Zimmer vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Er war darauf gefasst gewesen, dass es länger dauern würde, bis seine Freundin und seine Schwester ausgehbereit waren. Elena war mit ihrem Schminkset zu Lucie hinübergegangen. Sie bewohnte auf der gleichen Etage ein Einzelzimmer. Alle Zimmer befanden sich in den Etagen drei bis sechs, wobei jedes Stockwerk eine andere Kultur oder Epoche als Thema hatte. Im siebten Stock waren die Suiten und das Büro des ermordeten Direktors. Lucie, Elena und Jean hatten sich bei der Buchung für den Orient entschlossen.

      In der dritten Etage waren die meisten Zimmer untergebracht, die alle das Morgenland in seiner Blütezeit als Thema hatten. Zwar