Gefangene der Welten. Hazel McNellis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hazel McNellis
Издательство: Bookwire
Серия: Weltentrilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847665786
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des Feuers? Oder von etwas anderem? Jack räusperte sich.

      „Naja, wir könnten vor dem Kamin schlafen.“

      Sein Blick suchte ihren. Ihre Begegnungen gingen bisher nicht über das Küssen und einzelnen schüchternen Berührungen hinaus. Sie waren nun seit einem Monat ein Paar und Jack respektierte Sydneys Wunsch, es langsam angehen zu lassen. Doch es lag ein Knistern in der Luft, das keineswegs vom Feuer verursacht wurde. Sydney senkte den Blick. Ihre Zunge fuhr über ihre Lippen und als sie den Blick wieder hob, zögerte Jack nur eine Sekunde. Er beugte sich vor und seine Lippen umschlossen sanft ihre. Als Sydney seinen Kuss zaghaft erwiderte, stöhnte Jack leise. Ihr beider Atem ging schwer, als er sie erneut küsste – hungriger und leidenschaftlicher – und gemeinsam sanken sie zu Boden.

      Ein leises Rascheln an der Tür lenkte Sydney ab. Sie verspannte sich.

      „Was ist los?“

      Jack hatte nichts gehört.

      „Ein Geräusch. Bei der Tür.“

      Sie warf den Blick auf die Tür, sah aber nichts. Jack unternahm den Versuch, sie zu beruhigen.

      „Das war bestimmt nichts.“

      Er strich ihr über die Wange und wollte den Kuss nur zu gern fortsetzen. Ihre Lippen glänzten noch feucht und Jack neigte sich vor, wurde jedoch sofort von Sydney sanft zur Seite geschoben, damit sie sich aufsetzen konnte. Jack seufzte.

      „Hier ist doch nichts; nur Spinnweben und Staubflocken.“

      Seine Worte bekräftigend, wandte er sich um und warf einen Blick in den Raum; seine Enttäuschung hinter einer Fassade des Verständnisses verbergend.

      „Ich habe aber etwas gehört.“

      Sydney zweifelte nicht eine Sekunde an ihrem Gehör. Allerdings musste sie zugeben, dass es nichts Außergewöhnliches zu sehen gab. Sie waren allein. Schließlich wandte sie sich wieder dem Feuer und Jack zu. Er blickte ins Feuer und Sydney konnte seine Enttäuschung über die Unterbrechung deutlich spüren.

      „Es tut mir leid. Ich wollte nicht die Stimmung verderben.“

      Jack schwieg einen Moment und als er sich ihr zuwandte, lächelte er wieder.

      „Ist nicht so schlimm. Weißt du, ich bin total übermüdet. Wir sollten besser schlafen.“ Er gähnte und warf einen Blick zum Fenster. „Es sieht nicht danach aus, als würde das Gewitter bald abziehen. Und im Dunkeln finden wir den Weg in die Stadt sowieso nicht zurück.“ Sydney nickte.

      Jack breitete die Decke aus und sie versuchten, es sich mit der Sporttasche als Kissen möglichst bequem zu machen. Seinen Arm um ihre Taille legend, schlief Jack ein, kaum dass sein Kopf die Tasche berührte. Sydney starrte dagegen noch eine ganze Weile in die Flammen und beobachtete wie das Feuer schwächer wurde. Sie konnte unmöglich an diesem Ort schlafen; selbst wenn sie es versucht hätte. Es war unheimlich und das Geräusch, das sie gehört hatte, hinterließ ein Gefühl der Beklemmung in ihrem Brustkorb. Eigentlich war sie nicht der Typ Frau, der schnell in Panik verfiel. Allerdings hatte sie auch nie ein derartiges Phänomen wie das dieser Wand mitten im Wald gesehen. Es hatte den Anschein, als wäre dieser Schleier auf eigenartige Weise durchlässig. Aber wozu, fragte sie sich. Was konnte diese Wand sein? Woher kam sie? Und wer wusste außer ihnen noch davon?

      Es knackte im Kamin und der letzte Funke des Feuers glomm auf, bevor die Finsternis sie umhüllte. Jack begann leise zu schnarchen. Sydney schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken. Langsam begann sie im Geist Schafe zu zählen. Das würde ihr helfen schneller einzuschlafen.

      Sie erreichte eben das sechzehnte Schaf, als das eigenartige Geräusch erneut ertönte. Sofort schlug Sydney die Augen auf. Nervös starrte sie in die Dunkelheit zu ihren Füßen. Der Drang, Jack aufzuwecken, war groß. Doch sie unterdrückte das Bedürfnis. Sie durfte ihn jetzt nicht aufwecken. Aber was konnte dieses Geräusch verursacht haben? Ob es Waschbären in dieser Gegend gab? Vielleicht war einer angelockt worden von ihren Sandwiches. Oder eine Ratte? Abscheu ließ sie das Gesicht verziehen und eine Gänsehaut kroch ihr über die Arme. Der Gedanke, wie eines dieser widerlichen Tiere anfing, an ihnen zu knabbern, während sie beide schliefen, erfüllte sie mit Entsetzen.

      Wieder raschelte es. Es klang fast wie ein Schlurfen und ihr kam der Gedanke an einen Bären. Den hätte sie doch aber eindeutig gehört? Sydney setzte sich auf. Jack schlief tief und fest und bekam nicht mit, wie sie sich vorsichtig hinhockte und die Augen zusammenkniff, um besser sehen zu können. Es war bereits am Nachmittag düster gewesen, doch jetzt, als draußen tiefschwarze Nacht über dem Wald lag, herrschte absolute Schwärze im Raum. Ihr brach der Schweiß aus. Was sollte sie tun, wenn doch ein wildes Tier es geschafft hatte, hereinzukommen? Jeder Muskel in ihr war angespannt, doch bohrender Zweifel und Unsicherheit hielten sie zurück. Sie hatte schon einmal die romantische Stimmung verdorben. Womöglich wäre er sauer auf sie und würde ihr keine Hilfe sein. Nein, wecken konnte sie ihn nicht. Außerdem war er übermüdet; er brauchte den Schlaf. Und wenn es nur eine Maus war, die sich verirrt hatte? Dann war es umso lächerlicher, wenn sie ihn wecken würde.

      Vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen, griff Sydney um sich. Sie bekam das Ende des Schürhakens zu fassen. Falls es ein größeres Tier war, so wollte sie dem nicht schutzlos gegenüberstehen. Beide Hände fest um den Griff des Schürhakens geschlungen, starrte sie in die Finsternis. Der Mond warf einen schwachen Lichtschein auf den Tisch und Sydney zweifelte bereits, ob sie sich nicht doch geirrt hatte, als plötzlich ein Schatten den sanften Mondschimmer unterbrach.

      Entsetzt schnappte sie nach Luft. Was auch immer in diesem Raum war: Es war riesig. Die Nerven bis aufs äußerste gespannt, verharrte Sydney in ihrer Position und hielt den Atem an. Was zur Hölle war das? Ihr kam erneut der Gedanke eines Bären. Doch wie sollte er hineingekommen sein? Vor allem: Müsste sie ihn nicht atmen hören? Stattdessen war kein Ton zu hören. Nur ihr Blut, das mit rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern floss, rauschte ihr in den Ohren.

      „Jack!“

      Ihre Stimme war ein heiseres Flüstern. Ihr Mund fühlte sich trocken an und ihre Zunge war belegt. Sie schluckte hart. Natürlich konnte Jack sie nicht hören. Er schlief zu fest. Sie streckte die Hand nach ihm aus und rüttelte ihn an der Schulter.

      „Jack!“, flüsterte sie erneut. Ihr brach der Schweiß aus.

      Jack gab ein leises Grunzen von sich, schlief jedoch ungestört weiter.

      Was sollte sie nun tun? Allen Mut zusammennehmend, verstärkte sie den Griff um den Schürhaken. Ein letztes Mal, versuchte sie Jack zu wecken. Sie rüttelte diesmal stärker an seiner Schulter. Er rührte sich und stöhnte leise.

      „Was’n los?“, murrte er.

      „Jack! Hier ist etwas!“, raunte sie atemlos, ohne die Schatten vor sich außer Acht zu lassen.

      „Schlaf‘ lieber! Da ist doch nichts“, murrte Jack unwillig und drehte ihr den Rücken zu.

      Die Übermüdung sprach aus ihm, entschied Sydney.

      „Aber ich hab es gesehen!“, flüsterte sie und schüttelte ihn erneut.

      „Verdammt, Sydney, was soll denn da sein?“, fuhr Jack sie müde an und setzte sich auf. „Ich sehe hier nichts“, stellte er schließlich fest und wollte sich bereits wieder hinlegen, als alles sehr schnell ging.

      Das Tier stieß gegen ihren Fuß und Sydney schrie entsetzt auf. Der Schürhaken fuhr durch die Luft und schlug hart gegen den Kamin. Der Schmerz über den Aufprall strahlte bis in ihre Schulter hinauf. Sie stöhnte leise und hielt sich automatisch den Arm.

      „Was tust du?“, fragte Jack erschrocken.

      Nun saß er doch und es war ihm anzumerken, dass Sydneys irrationales Verhalten ihn beunruhigte.

      „Es hat mich berührt, verdammt!“, zischte Sydney. Jack begann in seiner Tasche zu kramen. „Wonach suchst du?“, wollte sie leise wissen, als Jack das Feuerzeug entzündete. Er erhob sich und Sydney tat es ihm gleich. Sie konnten kaum etwas erkennen. Und dennoch… Die Finsternis im Raum war zu schwarz, um gewöhnlich