Wunsch abgeschrieben hatten, bekamen wir, was wir wollten. Meist auf sehr überraschende Weise und mit einem Ergebnis, mit dem wir in dieser Form nicht gerechnet hatten. Das bedeutet hier ganz besonders, dass man offen sein muss für das, was kommt, damit man es auch erkennt.
Einführung in die Wortmagie
Im Anfang war das Wort
Aus Urzeiten ist uns das seltsame Wort überkommen, dieser tiefgründige Ausspruch, der im Wissensgut aller Völker mit tiefer, götterdurchdrungener Religion und Philosophie zu finden ist.
Um darlegen zu können, welche Macht und Gewalt ein Wort, richtig angewandt und ausgesprochen, haben kann und soll, muss ich den Leser bitten, mir zuerst in das Gebiet der esoterischen Auslegung des oben angeführten Weisheitswortes zu folgen. Was bedeutet der Satz „Im Anfang war das Wort?" Das größte, was dem Wort zugrunde liegt, und was derjenige, der das Wort gebrauchen kann, vom Tiere unterscheidet, ist der Begriff. Alles, was denkbar ist, hat als Unterlage den Begriff. Er ist das Grundlegende für alles, was ist, was lebt, was atmet.
Der Begriff ist es, der den Menschen vom Tiere unterscheidet, der ihn in die höchste Geistigkeit erhebt. Das Tier hat Instinkt und handelt danach. Der Mensch dagegen besitzt den Verstand. Aber der Verstand ist es nicht, der den Menschen weit über alle
gedachten Möglichkeiten emporhebt, der ihn zum Gott werden lassen kann, sondern das denkende Gemüt.
Das Gemüt, das nicht durch den Intellekt geleitet wird, das weiterbesteht, wenn selbst das Gehirn in Unordnung gerät, ist es, was die Begriffe hervorzaubert. Das Tier handelt aus instinktmäßigem Verstande heraus, der Mensch aus Vernunft, durch
Begriffe, die aus dem denkenden Gemüt hervorgehen. Es gibt kein Tier, das universal konkrete, also sichtbare Dinge durch einen Begriff festlegen, in seinem Denken als Erinnerung und Erfahrungsgut aufspeichern könnte.
Der Mensch vermag neben konkreten auch abstrakte Dinge zu begreifen, er kann Begriffe wie
Sorge, Not, Elend, Energie, Kraft, Sieg, Glück, Seligkeit schöpferisch bilden, er kann diese
Dinge in sich gestalten, sie zu vollkommenen Vorstellungen erheben. Als der in die Erscheinung getretene Gott (wie die Upanishads der Veden die erste Manifestation des Brahman als Brahma bezeichnen) im Anfang war, war Er kontemplativ.
Auch das Wort „Anfang" bezeichnet nicht etwa den Anfang einer Gottheit. Denn diese ist für menschliche Begriffe ohne Anfang, ohne Ende. Anfang bedeutet hier den Beginn unseres gegenwärtigen Weltenkreislaufs.
In diesem Anfang war der Begriff. Aus diesem Begriff entstand der Gedanke, der bereits in
Rotation, ins Kreisen gebrachte Begriff. Das daraus folgende Wort aber bedeutet die Verwirklichung des Begriffs. Eine Gottheit musste, um einen Begriff zu verwirklichen, das gesprochene (oder auch gedachte) Wort anwenden.
Das Wort, das sich aus Lauten zusammensetzt. Das Tier kennt nur den Laut, den Schrei; der Mensch setzt alle Laute zusammen aus Begriffen, aus den daraus entstehenden Gedanken heraus. So bildet der Mensch als Behälter der Götter, immer wieder neue Worte durch seine Dichter, Denker, Erfinder und Schöpfer. (Allein im Kriege sind über fünftausend neue Worte entstanden, die sich auf neuen, zum Teil durch Assoziationen gebildeten Begriffen gestalteten.)
Im Anfang war das Wort. Es war das einzig wirklich Bestehende, das in der Welt der Erscheinung Gerufene, das Verwirklichende des Gedankens, des Begriffs. Schon daraus geht hervor, welche monströse Macht das Wort besitzt. Durch Worte, deren Unterlage Begriffe sind, ruft der Mensch Kriege, Not, Elend, Glück, Seligkeit, Kraft und Freude ans Tageslicht, durch Worte werden die Wellen unseres Bewusstwerdens geschaffen, werden zum Sein erhoben. Durch aneinander gereihte Worte wird der Sinn einer Sache klargelegt, wird geschaffen, gestaltet.
Durch aneinander gereihte Worte werden Vorstellungen im Menschen gebildet, werden neue Begriffe vermittelt, werden Schicksale gestaltet, die den Menschen zu Tränen zu rühren, ihn zur äußersten Wut zu reizen vermögen. Unser ganzes Tun und Treiben im Leben, in der Kunst, in der Philosophie und im Handel: Alles wird gestaltet aus dem Wort, dem Gedanken, dem Begriff.
Das Wort ist der größte Schöpfer und Gestalter. Denn das Wort des Anfangs ist bei den Göttern. Genau übersetzt: Das Wort des Anfangs ist in den Göttern. Und die Götter sind das Wort. Dieser Ausspruch sagt alles. Das
Wort ist in den Göttern. Da der Mensch aber Benutzer und Anwender des Wortes ist, so ist dieses Wort in ihm selbst gleichzeitig auch der göttliche Ursprung in ihm selbst. Götter sind das Wort. Das heißt, dass die Möglichkeit einen Begriff durch das Wort (oder auch Worte) auszudrücken und zu verwirklichen nur derjenige hat bzw. besitzt, der Gott/Göttin ist. In seinem innersten Wesen ist der Mensch Gott/Göttin. Denn in ihm liegt der Begriff, der Gedanke, das Wort.
Titel
Im Menschen ist das Wort, im Menschen ist Göttlichkeit
Des Menschen tiefinnerstes Wesen ist dasjenige, was den Begriff in ihm bilden kann. Des Menschen Wesenskern ist das Licht, das ihm den Begriff
des Bewusstseins gibt. Dieses Wort im Menschen, dieses innerste Heilige im Menschen ist es, dass ihm bezeugt, dass er ist, dass er da ist, dass er sich seiner selbst bewusst wird. Dass er sprechen kann, den Begriff im Worte kleiden kann:
Ich Bin!
Der Zeuge des Seins im Menschen ist das Wort, ist der Gott/Göttin selbst.
Denn die Götter sind das Wort!
Denn die Möglichkeit der Begriffbildung durch das Wort ist der Gott/die Göttin!
Durch das Wort werden die Gedanken in Bewegung gesetzt, durch das Wort werden Energien frei, kreisen Verwirklichungen. Durch das Wort ist der
Mensch, der Gott/die Göttin in ihm, die Ursache seiner selbst! Das Wort ist im Anfang in den Göttern! Denn es ist der Verursacher und die Ursache alles dessen, was ist.
Das Wort ist Göttlich, das Unvergängliche, das Licht, das unser Sein hell beleuchtet, das Bewusstwerden erzeugt, dass wir seiner innewerden. Alle Dinge sind durch das Wort, durch die Götter im Menschen gemacht. Diese ganze Schöpfung, wie sie sich unseren Augen darbietet, ist ein Werk des Wortes in uns, in den Göttern. Ohne das Wort wird zunichte, was (etwa) gemacht wäre. Das ist die Bedeutung des Spruchs:
„Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist".
Ohne das Wort, das die Götter in uns sind, würde das vergehen, was nicht in Ihm und durch sie geschaffen worden wäre. Darum wird alles vergehen, was durch den Missbrauch des Wortes, der Gewalt des Wortes in die Welt gesetzt worden ist. Und das ist alles, was Missbrauch der Natur bedeutet, das künstliche Gebilde verstandesmäßig erschafft hat, ohne es durch das innerste Gottwort in das Sein des Unvergänglichen zu rufen.
Das Wort ist Leben, ist Licht in uns. Denn — wie schon erwähnt — es ist der Zeuge der Wahrheit in uns, es ist der Zeuge, der uns bezeugt, dass wir leben, dass wir sind. Es ist das Licht in uns, die Götter in uns.
Es ist das „Licht der Menschen". Dieses Licht, dieser Zeuge des ewigen unvergänglichen
Lebens in uns scheint in die Finsternis des Noch-nicht-Begriffenen. Und die Finsternis des Noch-nicht-Begriffenen hat es nicht begriffen. Das will sagen, dass der Mensch empfänglich ist für Millionen und Abermillionen göttlicher Begriffe, dass