Professors Zwillinge Bubi und Mädi. Else Ury. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Else Ury
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750292956
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      Als sie dieselben wieder öffnen kann, hört sie das jammernde Stimmchen ihrer kleinen Mutti: »Sieh bloß mal, Bubi, das schöne rote Kleid is gansch paputt!«

      Daß die arme Puppe kaputt ist, das scheint Mädi weniger zu Herzen zu gehen.

      »Kaputt heißt es, Mädi«, verbessert Bubi mit Gemütsruhe.

      »Gansch voll Blut, Bubi«, Mädi weint herzbrechend. Sie preßt ihr blutendes Kind an die Brust.

      Das rote Blut fließt in Strömen ans Elschens Kleid. Denn dasselbe ist nicht waschecht und geht unter dem Brunnen aus.

      »Mädi, du bist auch ganz voll Blut.« Bubi sieht jetzt ebenfalls erschreckt auf Mädis graue Spielhöschen. Natürlich, das nasse Puppenkleid hat bei der innigen Umarmung abgefärbt.

      »Au, Frau Annchen wird doll böse sein!« Mädi schielt ängstlich zum Küchenfenster empor. Aber Frau Annchen zeigt sich zum Glück nicht.

      »Zieh aus, Mädi, wir wassen die Hößen unter der Pumpe.« Bubi weiß immer eher Rat als Mädi. Er ist ja der ältere.

      »Och nee – och nee – nich ausschien – denn blutet es noch döller!« Mädi hat Angst.

      »Wird bestimmt ßön sauber. Denn ßimpft Frau Annßen behaupt nich.«

      Bubi macht Mädi den Knopf am Spielanzug auf. Nun steht sie in weißen Höschen da.

      »Abc – die Katze lief in Snee,

      Und als sie wieder raus kam,

      Da hat se weiße Hößen an«

      lacht Bubi. So singt Mutti immer. Da muß auch Mädi wieder lachen. Und weil das Panschen ein großes Vergnügen ist, sind sie alle beide bald wieder quietschvergnügt. Die Pumpe ist aber nicht quietschvergnügt. Trotzdem sie wunderschön quietscht. Die ist schon ganz heiser vor Wut. Die rote Farbe aus den Spielhöschen hat sie zwar herausgewaschen, denn Mädi hat doll gerubbelt. Aber die beiden Kinder triefen vor Nässe.

      »Nu müssen wir die Höschen aufhängen, daß sie trocknen.« Jetzt zeigt sich Mädi, trotzdem sie zwei Stunden später das Licht der Welt erblickt hat als Bubi, doch schon als richtige kleine Hausfrau. »Soll ich mein seine kleine Puppenleine runterholen?«

      »Nee – nee – wir hängen die Hößen man bloß hier auf'n Zaun auf«, wehrt Bubi ab. Er hat nämlich jetzt doch Angst, daß Frau Annchen schimpft. »Mein seine Hößen müssen behaupt auch trocknen.« Ehe Mädi es sich versieht, hängen Bubis nasse Spielhöschen ebenfalls an einer Zaunlatte. Als kleiner Hemdenmatz springt er jubelnd im Gärtchen herum.

      »Szön molliß, Mädi.«

      Natürlich, die liebe Sonne scheint hübsch warm, und das nasse Zeug war kalt am Körper.

      Mädi macht alles nach, was Bubi tut. Denn er ist ja ihr Zwilling.

      Frau Sonne traut ihren Augen nicht. Da springen doch wirklich jetzt zwei kleine Hemdenmätze in dem Gärtchen herum. Denn auch Mädis weiße Höschen bammeln an einer Zaunlatte. Nein, die liebe Sonne muß sich sehr wundern. Sie mag die ungezogenen Kinder gar nicht mehr wärmen. Rasch kriecht sie hinter eine Wolke.

      Aber noch mehr Leute im Gärtchen wundern sich. Vor allem die Pumpe. So lange sie hier steht, hat sie noch nicht so unartige Kinder gesehen. Und wäre sie nicht so heiser von dem vielen Quietschen, sie würde ihnen bestimmt sagen, daß sie sich erkälten können.

      Elschen, das arme Kind, kann nur noch leise wimmern. Bubi hat sie mit den Flachshaaren ebenfalls an eine Zaunlatte zum Trocknen gehängt. Au – wie das ziept! Wenn man das nur mal mit ihm so machte.

      Der Hahn schreit, so laut er nur kann, sein Kikeriki, um Frau Annchen herbeizurufen. Aber die spült oben die große Wäsche. Nauke schlägt seine Pauke, was das Zeug hält. Vergebens. Der grauhaarige Kopf der guten alten Kinderfrau zeigt sich nicht am Küchenfenster. Die beiden kleinen Hemdenmätze fassen sich an die Händchen und hopsen singend im Kreise herum: »Große Wäsche – kleine Wäsche.«

      4. Kapitel

      Hemdenmätze

      Dann spielen Bubi und Mädi Ball. Dabei wird man warm, auch wenn die Sonne nicht scheinen will.

      »Doll hoch mußte smeißen, Mädi, noch viel döller, bis ans Fernrohr, nee, bis an'n Himmel!« kommandiert Bubi.

      Mädi wirft den Ball hoch und immer höher. Aber der Ball hat seinen eigenen Willen. Er tut nicht das, was er soll. Genau wie Bubi und Mädi manchmal.

      Hops – plötzlich ist er auf die Galerie der alten Frau Lehmann gesprungen.

      Bubi und Mädi sehen sich entsetzt an. Was nun?

      »Och – is nich slimm.« Bubi weiß wieder Rat. »Wir bitten man bloß die Manthilde, die gibt'n uns bestimmt wieder.«

      »Wenn die alte Lehmfrau den Ball nu aber selber behalten will, weil wir immer so'n Radau machen. Darf sie das?« fragt Mädi zaghaft.

      »Nee, darf sie behaupt nich. Is ja unser Ball. Komm, Mädi.« Bubi zieht das Schwesterchen mit sich die Hintertreppe hinauf zum Hochparterregeschoss, wo Frau Lehmann wohnt. Sie denken alle beide nicht daran, daß sie ganz und gar nicht im Besuchsanzug sind.

      Bubi klingelt. Und weil die Mathilde nicht gleich hört, läutet er Sturm, wie er's oben bei der Minna zu tun pflegt.

      Man hört schlürfende Schritte. Dann wird die Tür geöffnet. Die Kinder machen erschreckte Augen. Denn nicht die Mathilde, sondern die alte Frau Lehmann steht vor den beiden. Sie macht nicht weniger erschreckte Augen als die zwei kleinen Hemdenmätze, die da plötzlich vor ihr auftauchen.

      »Ja, was soll denn das heißen, wo habt ihr denn eure Kleider?« ruft Frau Lehmann entrüstet.

      Hemdenmatz Bubi macht seinen feinsten Diener. Hemdenmatz Mädi ihren Knicks.

      »Naß, gansch naß«, berichtet das kleine Mädchen.

      »Ach, liebe Lehmfrau, bitte gib uns doch unsern Ball wieder«, bittet Bubi als älterer.

      »Ja, ich habe doch euren Ball nicht.« Frau Lehmann weiß nicht, was sie sich bei diesem merkwürdigen Besuch denken soll.

      »Haschte doch, Lehmfrau. Unser Ball is auf dein seine Galerie gehopscht. Gibscht'n uns wieder, ja? Wir wollen auch gansch artig sein und nie mehr lauten Radau machen«, verspricht Mädi treuherzig.

      »Bloß leisen Radau«, versichert auch Bubi.

      Frau Lehmann weiß nicht, ob sie ärgerlich sein oder lachen soll. Die kleinen Hemdenmätze sind zu putzig.

      »Ja, schämt ihr euch denn gar nicht, ohne Kleider zu mir zu kommen«, sagt die alte Dame ernst.

      »Nee, mein sein Mädi und ich ßämt sich gar nich«, beteuert Bubi.

      »Auf den Tod könnt ihr euch erkälten, Kinder. Macht, daß ihr nach oben kommt. Den Ball schicke ich euch nachher mit Mathilde hinauf.« Die alte nervöse Dame hat vor Schreck Kopfschmerzen bekommen.

      »Nee, Frau Annchen wird böse, wenn wir unsern Ball nich haben – – –« meint Mädi ängstlich.

      »Ich hol' ihn ßon ganz allein, ich hab' gesehn, wo er hingeflogen is.« Ehe die alte Frau Lehmann weiß, wie ihr geschieht, hat sich Bubi an ihr vorbei durch die Tür gequetscht und läuft in die fremde Wohnung hinein. Mädi natürlich hinterdrein. Wo ihr Bubi ist, muß sie auch sein.

      »Aber Kinder – – –« es hilft nichts, die alte Frau Lehmann muß mit ihrem Humpelbein hinter den beiden Hemdenmätzen her.

      Wo die Galerie ist, weiß Bubi ganz genau. Ihre Wohnung oben liegt ja genau so. Jetzt steht er draußen, vergißt aber vor lauter Staunen seinen Ball aufzuheben, der ganz gemütlich in einer Ecke liegt.

      »Wo ist denn dein sein großes Fernrohr, Lehmfrau?« erkundigt er sich erstaunt. Er denkt, jede Galerie muß ein Fernrohr haben, weil das bei ihnen