Allerleireim. Eckhard Lange. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eckhard Lange
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750228290
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      Dein November kann mir gestohlen bleiben!

      2.

      Schaffen wir ihn doch einfach ab, den November!

      Dann folgt auf Oktober schon stracks der Dezember.

      3.

      O rechnet beim Treiben, beim nächtlich-frivolen!

      Was ihr im Januar voll Lust produziert,

      wird der Klapperstorch ganz ungeniert

      im November aus dem Babyteich holen!

      4.

      Die Blätter sind ab, der Schnee noch nicht nah -

      der Monat dazwischen, was soll der bloß da?

       Novemberblues

      Die Sonne kriegt kaum den Hintern hoch

      und geht gegen Mittag schon wieder schlafen.

      Es graupelt und grieselt vom Himmel hoch,

      als wollte der allen Frohsinn bestrafen,

      weil Dunkelheit und Trübsinn sich trafen.

      Nachts ist es sternklar und eisig kalt,

      du frierst noch in Daunenkissen.

      Über Tag dann grauer Nebel wallt,

      der Stromzähler rast wie verbissen,

      hat alle Rücklagen auf dem Gewissen.

      Auf der Straße siehst du die Rehe zu spät,

      die vor dem geilen Bock sich flüchten,

      und prompt dir eins auf den Kühler gerät.

      Du fluchst umsonst den tierischen Süchten.

      Man sollte kastrierte Rehböcke züchten!

      Das ist stets neu der November-Blues

      für die graue Stadt in den grauen Meeren.

      Auf dem Fensterbrett liegt schwarzer Ruß:

      Der Kamin spielt fröhliches Wiederkehren.

      Zwecklos, beim Nebel sich zu beschweren.

      Warum gibt es diesen November nur?

      Verdammt, wer hat diesen Monat erschaffen?

      Im Grunde ist er doch Schwachsinn pur,

      lässt allen Geist und Verstand erschlaffen,

      und wir steh'n da wie die letzten Affen!

       Der Winter

      Der Winter ist ein fieser Mann

      und kommt uns richtig teuer.

      Tagtäglich springt die Heizung an

      und kostet ungeheuer.

      Das Auto rutscht dir ständig weg

      und landet rasch im Graben.

      Aus Schnee wird Matsch, aus Matsch wird Dreck.

      Kein Schieber mehr zu haben!

      Doch über Nacht friert, was getaut,

      und du fliegst auf dein Steißbein,

      hast du dich dennoch rausgetraut.

      Statt Füßen hast du Eisbein.

      Die Deutsche Bahn verspätet sich,

      die Weichen sind gefroren.

      Im Wagen frierst du fürchterlich –

      dein Anschluß geht verloren.

      Und willst du rasch zum Wintersport,

      den Schnee mal zu genießen:

      Kein Bett mehr frei an keinem Ort,

      die Preise höher schießen.

      Voll Streusalz ist jetzt jeder Steg,

      dein Hund hat wunde Sohlen.

      Ein Winter ist doch bloß im Weg –

      der Teufel soll ihn holen!

       Weihnachtsgedicht

      Hey, du blöder Weihnachtsmann,

      was glotzt du mich so strafend an?

      Haben die Alten dir gesteckt,

      was ich so alles ausgeheckt

      und daß ich im vergangnen Jahr

      bloß faul und frech und bockig war?

      Dabei ha'm die sich auch gefetzt

      und nicht mit Worten bloß verletzt

      und mir erzählt, daß sie sich lieben.

      Hat es der Alte doch getrieben

      mit dieser Tussi im Büro

      und bloß gesagt: Das war nicht so,

      wie ihr das wieder einmal denkt!

      Nur, daß er Mam den Schmuck geschenkt,

      das sagt doch alles, oder nicht?

      Du hätt'st es sehn soll'n, ihr Gesicht!

      Und sie? Kauft zentnerweis Klamotten,

      die hinterher im Schrank verrotten,

      geht jede Woche dreimal zum Friseur

      und sieht nicht anders aus als wie vorher.

      Doch Taschengeld gönnt sie mir kaum

      und nix mit Moped unterm Weihnachtsbaum!

      Na los, du blöder Nikolaus,

      hol endlich deine Rute aus

      und lies den Alten kräftig die Leviten.

      Brauchst sie ja nicht gleich umzunieten,

      doch so'ne geile Strafansage,

      die käm' doch mindestens in Frage.

      Mich solltest du dabei verschonen -

      ich weiß, wo deine Kinder wohnen!

       Weihnachtliches Outfit

      Wer soll’s denn sein zu diesem Fest?

      Knecht Ruprecht oder doch Sankt Nikolaus?

      Das Christkind gar, wie’s Luther einmal wollte,

      oder - meistgenannt - bloß noch der Weihnachtsmann?

      Ja, für die ganz und gar unfrommen Leute

      vielleicht sogar das Väterchen aus Sowjetzeiten,

      genannt ganz unreligiös nur einfach „Frost“?

      Doch wie man ihn auch nennen mag in diesen Tagen,

      er trägt inzwischen stets das gleiche Kleid

      (Moritz von Schwind und Coca Cola haben es geschafft):

      den pelzbesetzten roten Rock mit Zipfelmütze

      und um das Kinn den weißen Wattebart.

      Und selbst dem Christkind haben sie

      nicht nur zwei Engelsflügel angepasst,

      sondern jetzt auch die rote Bommelmütze.

      Da hilft es alles nichts:

      wer Weihnachten Geschenke überbringt –

      sei’s Mann und neuerdings auch Weihnachts-Frau –

      muß sich an diese Kleiderordnung halten,

      selbst wenn er durch den engen Schornstein rutscht.

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