Homo sapiens movere ~ geopfert. R. R. Alval. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R. R. Alval
Издательство: Bookwire
Серия: geopfert
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847606376
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dem Wandler gegenüber zu treten.

       Daraufhin suchte ich in der Nacht sämtliche Pläne für die Papierfabrik aus dem Internet, druckte sie aus und überlegte gemeinsam mit Alan, was der beste Weg in das Gebäude wäre.

       Am nächsten Morgen fuhr Alan allein zu Ribbert.

       Warten war keineswegs meine Stärke.

       Ganz besonders nicht mit angefressenen Nerven. Ich war mir sicher, Rillen in den Teppich zu laufen. Viele Rillen. Tiefe, unzählige Rillen. Aber hey, es war mein Teppich. Ich konnte damit machen, was ich wollte.

       Erst gegen Mittag tauchte Alan wieder auf. Zu meiner Erleichterung versicherte er mir, dass wir am Abend aufbrächen. Am Abend!

       Das waren noch Stunden – gefühlte Jahrhunderte – bis dahin. Wie sollte ich das aushalten? „Warum nicht tagsüber?“, fragte ich. „Weil er wahrscheinlich genau das erwartet. Aber nachts haben wir das Überraschungsmoment und die Möglichkeit mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Ich will auch Roman dabei haben. Ich fahre jetzt zu ihm. Willst du mitkommen?“ Wow, er fragte mich? Ich war erstaunt. Ein guter Grund wortlos zu nicken.

       Ich kannte Romans Anwesen bereits. Dennoch war ich wie schon beim ersten Mal überwältigt.

       Roman war charmant. Als wolle er wieder gut machen, was er und Alan das letzte Mal verkackt hatten. Wie Männer nun mal waren, hatte Roman das schwache Menschlein – also mich – auf Alans Geheiß ausgeschaltet. Während die zwei sich in eine brenzlige Situation begaben, schlief ich tief und fest. Natürlich traf alles genauso ein, wie ich es den beiden vorhergesagt hatte.

       Roman bot mir Kaffee an, den ich dankbar annahm. Meine Nerven waren eh schon zum Zerreißen gespannt. Da konnte der Kaffee nicht mehr viel verderben. Ich wollte nur meine Laura wieder bei mir haben. Dafür nähme ich sogar einen Koffeinschock in Kauf. Alan erklärte Roman in aller Ruhe, was wir planten. Der Vampir nickte zustimmend.

       Nun… selbst wenn er wie ein Irrer den Kopf geschüttelt hätte, wäre das kein Grund für mich gewesen, meine beste Freundin im Stich zu lassen. Geschweige denn meinen Plan aufzugeben.

       Notfalls würde ich allein dorthin gehen.

       Ich war froh, dass Alan mit Ribbert gesprochen hatte. Hoffentlich war der nicht allzu sauer auf mich. Ich schluckte, weil mir unerwünschte, hässliche Szenarien in den Kopf schossen, die Ribbert sich für mich ausdenken könnte. Schließlich war es seine Statue gewesen, die ich… äh… entwendet hatte. Sein Anwesen, in das ich problemlos eingebrochen war.

       Ich atmete tief ein.

       Für diese Aktion brauchten wir Ribbert. Nur so konnte ich garantieren, dass Alan weit weg von diesem dämlichen Wandler wartete. Wobei ich mir kaum vorstellen konnte, dass Alan freiwillig Däumchen drehte. Hatte er deswegen Roman dabei?

       Äh… nein.

       Der sollte bestimmt auf mich aufpassen. Mich notfalls beschützen. Sowohl vor dem Wandler als auch vor Ribbert. Schließlich hatte ich die ganze Sache erst ins Rollen gebracht. Ein Vampir als Rückendeckung war nicht unbedingt das, was ich unter beruhigend verstand. Aber seine Rückendeckung war besser als gar keine.

       Kurz vor zwei nahm ich Alans Ratschlag, dass ich mich noch eine Weile hinlegen sollte, an. Schließlich wäre ich in meinem gegenwärtigen, müden Zustand keine großartige Hilfe für Laura. Als ich nach gut drei Stunden wieder zu den beiden kam, war von Aufbruchsstimmung noch nichts zu bemerken. Dabei war es schon dunkel. Höchste Zeit, dass wir in die Spur kamen.

       Warum hatte Alan mich nicht geweckt? Wie lange mussten wir noch auf Ribberts Leute warten?

       Kurz vor sechs wurde ich langsam hibbelig. Immer wieder schaute ich auf die Uhr. „Alan, wann kommen die endlich?“ Alan sah erst mich an, dann Roman, der aufstand und zielstrebig zu mir kam. Irgendwas sagte mir, dass etwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht stimmte.

       Hätte ich mal auf mein Bauchgefühl gehört…

       Denn noch bevor ich aufspringen konnte, hatte Roman sich neben mich auf die Couch gesetzt, meinen Kopf in beide Hände genommen und sah mir tief in die Augen. Alans Worte klangen verhöhnend in meinen Ohren. Er sagte sie leise. Dennoch hatten sie auf mich die Wirkung eines Vorschlaghammers. „Ich kann das Rudel nicht gefährden, Sam. Auch nicht für deine Freundin. Wir werden sie nach dem Ritual holen.“ Was ging mich sein beschissenes Rudel an? Ich wollte ihn anbrüllen, ihn treten, schlagen, das Gesicht zerkratzen, ihm sämtliche Knochen brechen. Anschließend diesem blöden Vampir, der ihn unterstützte.

      Ich hätte es auch getan, wenn ich mich hätte bewegen können! „Samantha, du wirst dich an nichts von alledem erinnern. Nicht, dass Laura weg ist. Nicht, dass ihr geplant habt sie zu retten oder dass du weißt, wo sie ist.

      Alan ist aus dem Haus gegangen, du hast die letzten zwei Tage mit allen möglichen Dingen verbracht, die du sonst auch tust. Du hast Laura angerufen und sie hat dir kurz angebunden mitgeteilt, dass sie ein wenig Zeit für sich braucht. Sie hat dir gesagt, dass sie gekündigt hat.

      Du verstehst das.

      Heute Morgen hast du dich einsam gefühlt. Also hast du ausfindig gemacht, wo Alan sich aufhält und bist zu ihm gegangen. In seiner Garderobe seid ihr mehr oder weniger übereinander hergefallen, aber Alan hat dich aus Zeitmangel auf später vertröstet. Immerhin bist du die Eine für ihn. nicht nur ein kurzer Fick für zwischendurch.

      Ich bringe dich jetzt nach Hause. Mach dich hübsch für ihn. Zieh dir ein paar schicke Dessous an. Du willst ihn. Verführe ihn!“ Während Roman eindringlich mit mir sprach, lief in meinem Kopf eine Art Film ab. So, als würde ich diese letzten Tage im Zeitraffer betrachten. Irgendwann gingen das Gesagte und der vor meinem inneren Auge ablaufende Film in ein statisches Rauschen über. Tausende Ameisen schienen über meine Ohren und Augen zu krabbeln.

       Ich wollte nicht vergessen!

       Wozu sollte das gut sein? Laura brauchte mich doch!

       Und warum sollte ich Alan verführen? Sogar Dessous sollte ich anziehen. Was dachte sich Roman mit dieser Aktion? Waren die zwei völlig von allen guten Geistern verlassen?

       Dann stand ich barfuß auf meiner Terrasse, mein Kopf war völlig leer und ich fror…

      Tja, und das war der Punkt, an dem ich wieder zu mir gekommen war. Ohne die falsche, aber leider auch ohne die echte Erinnerung. Tränen liefen mir übers Gesicht: Laura hatte mich angerufen. Sie hatte mich um Hilfe gebeten. Alan hatte mich erst in Sicherheit gewogen und dann für sein Rudel hintergangen.

      Eiskalt. Zusammen mit Roman!

      Ich hatte geglaubt, dass er sich eins und eins zusammengereimt hätte. Dass er jedoch von vornherein wusste, dass Laura in den Händen des Wandlers gewesen war… „Er hat mich verarscht!“ Entsetzt schüttelte ich den Kopf. „Wie konnte er nur?“ Humphrey saß nach wie vor hinter mir, seine Arme um meine Schultern geschlungen und hielt mich, während ich schluchzend um einen klaren Gedanken und eine logische Antwort kämpfte.

       2 Wochen später…

      Müde und ausgezehrt kam ich von meinem Streifzug zurück. Von einem äußerst erfolgreichen. Die Edelsteine hatten einen beachtlichen Wert. Meine Gürteltasche nicht wie üblich unter dem Kopfkissen verstauend, sondern in meinem bereits gepackten Rucksack, streckte ich mich und kreiste mit den Schultern, die ein knackendes Geräusch von sich gaben. Ich war wahrhaftig in einem knackigen Alter. Wehmütig sehnte ich mich nach einem heißen Bad und meinem eigenen Bett.

      Morgen.

      Morgen würde ich heimkehren. Humphrey wusste Bescheid. Meinen Bruder hatte ich ebenfalls angerufen.

      Ich