Island neu. Martin DerBrecht. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin DerBrecht
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783844289183
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Gänge, entweder weil die Besucher den Einkaufswagen quer und sich prominent daneben stellen oder weil das Personal neue Ware in den Gang stellt und zwar grundsätzlich so, dass auch die Zu- und Abgänge der anderen Flure versperrt werden. Das kenne ich doch irgendwo her?!

      An der Kasse bin ich schließlich wirklich daheim! Ein super Blondchen an der Kasse und genügend witzige Begebenheiten drumherum, aber das eine hat nicht unbedingt kausal etwas mit dem anderen zu tun. Blondchen zog also wie verrückt Waren über den Scanner und dann, als es zur Bezahlung ging, fiel der Käuferin ein, dass sie noch eine Funkwetterstation braucht. Sie hatte sie nicht gefunden, aber weil das ja im Prospekt steht, will sie auch eine haben. So. Blondchen, die ihren Job mit absolut versteinerter Miene durchführte, ihn also schon länger macht, hatte plötzlich eine ganz leichte Zuckung im Gesicht, die aber Bände sprach: "Das fällt dir jetzt ein, was? Schau dir mal die Schlange an meiner Kasse an, du dumme...". Trotzdem flötete sie etwas von "da hinten, zweiter Gang, vorletzter Standkorb" und die Käuferin machte sich gemütlich auf den Weg. Als mir die Idee kam, ihr ein Bein zu stellen und mich so bei Blondie einzuschmeicheln, war sie aber schon vorbei. Das war leider auch die einzige schnelle Aktion dieser Dame, denn es dauerte gefühlte Stunden bis sie zurück kam... mit leeren Händen! Ja, sorry, auch die Ankunft hat mein Fuß versäumt. "Hab ich nicht gefunden, steht aber im Prospekt, dann will ich...". Ohne etwas zu sagen, bar jeder menschlichen Regung, stand Blondie auf huschte an mir vorbei, mein Fuß zuckte - ich könnte ja, nachdem sie stolpert, ebenfalls vorsichtig auf sie draufstolpern und dann, ganz Charmeur, ihr zuflüstern: "Das ziehn wir jetzt gemeinsam über den Scanner!" - aber der Gentleman gewann leider wieder die Oberhand. Wenige Sekunden später war sie mit dem Objekt der Begierde zurück, zog es über den Scanner, während die Käuferin mit den anderen in der Schlange diskutierte, dass man ja wohl ein Recht auf die Angebote im Prospekt hätte und es ihr sehr leid täte, wenn wir alle wegen ihrer Dusseligkeit warten müssten. Tat es das wirklich?

      Die nächste Frau war etwas besonderes. Ich glaube man nennt so was heute Blutfurien oder zyklische Krampfschleimer, denn sie hatte den ganzen Einkaufswagen voll mit Binden. Ich war zugegebenermaßen sehr beeindruckt. Nicht nur von ihrem Verbrauch, sondern, dass sie sich überhaupt traut, so was auf das Kassenband zu legen. Ich verstecke meine Haartönung, die Hautverjüngungslotion und die Kondome auch immer unter einer dicken Schicht Haribo-Packungen, aber so offen und dann wird auch noch darüber diskutiert?!?

      "Die sind doch im Angebot, 5,60 Euro€, ne?"

       "Ja"

       "Der ganze Karton (Anm.: 4 Bindenpackungen = 1 Karton), ne?"

       "Nein, nur eine Packung!"

       "Aber die ist im Angebot, ne?"

       "Ja, die Packung kostet 5,60"

       "Dann ist's ja gut. Aber die anderen (sie deutet auf den vollen Einkaufswagen) nehme ich dann nicht!"

      War das gerade ein Augenrollen von Blondie? Geil, sie hat ein bewegliches Gesicht! Aber es sollte noch besser kommen. Während Blondie die anderen Sachen über den Scanner zog und sich die Käuferin das in Seelenruhe mit anschaute, meinte diese plötzlich: "Die nicht, nur die Binden, das andere bitte extra...ich hatte da doch eine Lücke zwischen den Sachen gelassen!". Jetzt war das Augenrollen aber deutlich und ich fragte mich, nach wievielen Kunden sie Amok läuft, sich die Kleider vom Leib reisst, darunter ein typisches Amazonen-Kampfgewandt und ein langes Schwert, mit dem sie alle Kunden niedermäht...und sich hinterher ärgert, weil der Geschäftsleiter von ihr verlangt, zumindest die Sauerei wieder wegzuwischen.

      Dann war ich an der Reihe und wie immer sorgen- und problembefreit, eine Erholung für mein Blondiemausi. Ich hoffe, sie weiß das zu schätzen :-D

      Asterlavista

      Heute wollte ich einen Strauß Blumen kaufen und gehe guter Dinge in einen volksleeren Blumenladen, um jäh in Schockstarre zu fallen, als ich am Türeingang der Preise gewahr werde: lächerliches Blumenzeug (k.A. was das genau war, aber sowas wächst im Garten ... wenn es denn gepflanzt wurde) für 5,99 €. Wow! Im nächsten Moment sehe ich mich im Porsche meine Blumenfilialen abfahren, im Kofferraum die gerade am Wegesrand für Lau geschnittenen Blümelies.

      Die Dame am Tresen hatte aber überhaupt keine Zeit, was ich für Quatsch hielt, denn mit etwas Charme krieg ich doch jede rum :-D

      "Ich hab keine Zeit für Sie, ich muss schnell 50 Rosen für einen Kunden fertig machen, der kommt gleich!"

       "Der muss ja ganz schön was angestellt haben!"

       "Hihi, sprechen Sie aus Erfahrung?"

       "Nein, ich lasse mich nicht erwischen, das ist deutlich billiger!" - wums, nun war ich entweder auf ihrer Liste für das Latenight-Date oder auf der Liste der Ekel-Männer.

       "Aber Sie wollen doch auch Blumen!" - Ekel-Männer!

       "Ja, aber für den Friedhof!" - wieder wums, nun war ich entweder endgültig auf der Latenight-Liste oder auf der Rosa-Ponyhof-Party-Einladung.

       "Ah so, ja dann nehmen sie doch die Chrysanthemen da."

       Ohne mich umzudrehen, erwiderte ich: "Ich bin ein Mann, ich kann schon Baum und Blume unterscheiden, Banane geht auch, wegen der Farbe, aber kryptische Themen kenne ich nicht!"

       "Na, die gelben da"

       Ich drehte mich um, lauter gelbe Sträuße und ja: eindeutig Blumen! Sie erkannte sofort, dass ich immer noch mit meiner Begriffstutzigkeit haderte: "Na, die in der Mitte."

       "Ähm, die rechte oder die linke Mitte?", denn es waren genau vier Sträuße. Das war wohl etwas zu wild, also entgegnete sie leicht verschnupft, ich solle die mit den kleinen Blüten nehmen und die würden ja auch halten. Aha, folglich fallen bei allen anderen Blumen hier direkt nach Übergabe an die gehörnte Ehefrau die Blüten ab. Praktisch, das spart eine Menge Vasen und auch Trinkwasser und es geht doch eh nur um die Geste - man stelle sich bloß vor, die Dinger halten und die Gehörnte wird Tag für Tag an die Missetaten ihres Gatten erinnert! Kann man eigentlich Frauen hörnen? Hm...

      Da die Blumen nun nach meinem Geschmack waren, was man vom Preis nicht sagen konnte, wuchtete ich sie auf den Tresen und fragte, ob sie mir die kürzen könnte, was sie auch sogleich vornahm. Nachdem ich bezahlt hatte, gab sie mir noch den Rat mit auf den Weg "Sie müssen die aber noch nachschneiden!", was ich sogleich verneinte, denn die Blumen wären jetzt schon kurz genug (überhaupt, woher will sie plötzlich wissen, wie groß die Friedhofsvase ist). Endlich musste sie lachen, nahm die Blumen und schnitt gekonnt jeden Halm schräg ab. "Das erklär ich Ihnen jetzt nicht, aber das ist besser so für die Blumen!". Na, so ein freches Biest!

      Wieder im Auto, war mir als Techniker sofort klar, warum sie die Stengel schräg abgeschnitten hat, bin ja nicht doof! Das Wasser hat an der kürzeren Seite den kürzeren Weg und kommt frischer oben an, während auf der längeren Seite das Wasser länger braucht und sich unterwegs um die eine oder andere Zelle im Halm intensiver kümmern kann. Somit bekommt die Blüte superfrisches Wasser und der Stengel eigentlich auch. Also meine Vorurteile über den Bildungsgrad von Floristinnen muss ich revidieren: die sind ganz schön gewieft!

      Ah ja, irgend so ein Spacken hat die Vase über Nacht geklaut, aber das nur am Rande. Ich hoffe, dass man Blumen auch so in die Erde stecken darf, da ist ja schließlich auch Wasser drin...

      Mars-Mission

      Alle sind hellauf begeistert: die ersten Farbbilder vom Mars mit hoher Auflösung und Panorama-Ansicht sind eingetroffen. Aha. Ich lade also ein Foto und panoramiere durch. Nach gefühlt 120 Grad ist aber schon Schluss mit Panorama und zu sehen gibt es anstelle der früheren Graustufen nun Braunstufen. Somit wäre bewiesen: der Mars ist nicht rot und nicht grau, sondern braun. Ein Paradies für jeden deutschen Schräbergärtner, so er denn Wasser, Samen und einen Baumarkt dabei hätte.

      Außerdem sieht der Mars einer stinklangweiligen Standard-Wüste auf der Erde sehr ähnlich. Da drängt sich mir doch die Frage auf, warum bei 120 Grad Schluß mit der Vorstellung war. Konnte man dort einen Hotdog-Stand nebst Gasoline-Station in der nevadischen Wüste sehen, wachsen dort evtl. meterhohe und superbunte Marsblumen, von deren Existenz wir aus Gründen der inneren, äußeren und zwischlichen Sicherheit 'vorerst' nichts