Bekanntlich wetten die großen Geldhäuser an den Börsen gegen den Rest der Welt, also gegen Sie und mich und alle anderen, die sich nicht wehren können. Wenn die Großen an der Börse gewinnen, müssen wir wohl die Verlierer sein. Das ist ein Grund, den Spieß umzudrehen.
Die Macht der Banken ist immens, aber nicht lückenlos. Trotz sorgfältiger Recherchen fand ich kein Buch und keinen Aufsatz in der deutschsprachigen Presse, worin die Grenzen der Macht der Banken beschrieben werden. Darum tue ich es. Bevor ich die Schwächen der Banken beschreibe, werde ich zwei historische Beispiele nennen, wo die Übermacht nichts gegen intelligente Widersacher nützte.
Übermächtige Gegner
Die Art der Wette, die ich empfehle, hat Ähnlichkeiten mit der asymmetrischen Kriegführung. Man muss den Gegner kennen, um ihn anzugreifen, wo er schwach ist.
In der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika hat der deutsche General Paul von Lettow-Vorbeck von 1914 bis 1918 gegen die Briten gekämpft und wurde nie besiegt. Weil er auf sich allein gestellt war, holte er Waffen und Ausrüstung vom Gegner.
Er ist der Erfinder der „asymmetrischen Kriegführung“. Das kaiserliche Deutschland war auf einen Krieg in Afrika nicht vorbereitet. Es gab noch nicht einmal eine Funkverbindung, obwohl das technisch möglich war. Die Briten wussten das und forderten Lettow-Vorbeck auf, sich zu ergeben. Als er sich weigerte, versuchten sie es mit Gewalt. Beim ersten Gefecht verbrauchte Lettow-Vorbeck sein gesamtes Kriegsmaterial. Darum holte er künftig alles, was er brauchte, vom Gegner. Das waren beträchtliche Mengen. Darauf waren die Briten nicht vorbereitet.
Anders als die kaiserliche Armee an der Westfront hätte er den Krieg beliebig lange fortsetzen können. Er kapitulierte erst, als das deutsche Reich kapituliert hatte. Das dauerte eine Weile. Als die Alliierten im November 1918 der deutschen Heeresleitung mitteilten, dass es in Ostafrika einen Kriegsschauplatz gab, schickte man ihm durch Boten einen Brief, der den Befehl zur Kapitulation enthielt.
Zur Vollendung brachte die asymmetrische Kriegführung ein vietnamesischer General, der im Westen „Giap“ genannt wird. Giáp ist einer seiner Vornamen. Sein Familienname ist Võ. Peter Scholl-Latour nennt ihn den „Napoleon des Ostens“. Võ Nguyên Giáp wurde weltbekannt, als er die französische Fremdenlegion bei Dien Bien Phu besiegte. Was seine Gegner nicht versuchten, tat er: Er schaffte schwere Artillerie auf das entlegene, sumpfige Schlachtfeld und zwang die Fremdenlegionäre zur Kapitulation, was es zuvor nie gegeben hatte.
Die hilflose Übermacht
Die Großmacht Frankreich und die Supermacht USA waren der Strategie des Generals Giap nicht gewachsen.
Die französische Fremdenlegion bestand zu der Zeit überwiegend aus Deutschen, denen nach 1945 der Boden in Deutschland zu heiß geworden war. In Frankreich regte sich niemand über diesen aussichtslosen Krieg auf, denn es starben keine Franzosen. Weil viele der deutschen Fremdenlegionäre wegen ihrer Beteiligung an Nazi-Verbrechen gesucht wurden, gab es auch in Deutschland keine Sympathien für die Legionäre, die Giap abschlachtete.
Damals begann der Kalte Krieg. die USA unterstützten die Fremdenlegion aus der Luft gegen die kommunistischen Vietminh. Als Frankreich die Kolonie Indochina aufgab, übernahmen die USA die Kontrolle. Sie setzten auf das korrupte Regime des „Kaisers“ Bao Dai in Südvietnam, getreu der amerikanischen Tradition, immer die falschen Regimes zu unterstützen.
Der Gegner war das von Stalin und Mao unterstützte Regime des hoch begabten Ho Chi Minh in Nordvietnam. Giap kommandierte die regulären nordvietnamesischen Truppen und die südvietnamesischen Untergrundkämpfer, die sich nun „Vietkong“ nannten. In Deutschland verehrten die Achtundsechziger den blutrünstigen Diktator Ho Chi Minh, dessen Methoden so gar nicht zu ihren Idealen passten. Gemeint haben sie Giap, aber es macht sich besser, „Ho Ho Ho Chi Minh“ zu rufen als „Giap Giap Giap“.
Diesen Krieg muss man sich so vorstellen: Die USA konnten jeden Quadratkilometer mit beliebig vielen Bomben belegen und taten das weidlich. Es brachte nichts, denn Giap hatte sie ausgetrickst.
Zur Kriegführung ist Nachschub nützlich. Der kam aus China. Die Chinesen griffen nicht in den Krieg ein, weil sie im Koreakrieg gelernt hatten, dass das teuer werden kann. Den Nachschub lieferten sie bis zur Grenze. Die Russen lieferten auch Nachschub auf dem Seeweg. Ihn dahin zu bringen, wo er gebraucht wurde, war Sache des Generals Giap. Straßen für den Transport mit Lkws gab es nicht. Das war kein Nachteil, denn Giap hatte keine Lkws. Die wären auch im Bombenhagel keine zehn Kilometer weit gekommen. Er ließ zehntausend Vietnamesen den Nachschub für die Vietkong in einer langen Reihe auf Fahrrädern transportieren. Radfahrwege gab es auch nicht. Deshalb wurden die Fahrräder durch den Dschungel geschoben.
Die meisten Bomben fielen daneben. Traf eine Bombe den „Ho-Chi-Min-Pfad“, konnten nur wenige Vietkong erwischt werden. Der angerichtete militärische Schaden stand in keinem Verhältnis zum Aufwand.
Die Vietkong waren harte Kerle. Tagsüber saßen sie in Erdhöhlen oder lagen versteckt im Sumpf des Mekong-Deltas und atmeten durch ein Schilfrohr. Nachts kamen sie heraus und führten Krieg, so lange, bis die Amerikaner das Handtuch warfen. Den Rest der Geschichte kennen Sie. Wenn nicht, lesen Sie das.
Was ist eigentlich die Euro-Krise?
Diese Krise gab es schon, als Sie noch in D-Mark zahlten.
Die Medien berichten über das, was „Euro-Krise“, „Schuldenkrise“ oder „Finanzkrise“ genannt wird. Das ist zu kurz gegriffen. Die Krise begann 2008 mit der Subprime-Krise. „Sub-Prime“ nennt man Wertpapiere, die alles andere als erstklassig sind. In Großbritannien gibt es die gleiche Krise auch. Nur behauptet man dort, es seien nur Auswirkungen der der Euro-Krise.
Die Lehman Bank hatte Eigenheime finanziert für Leute, die sich das nicht leisten konnten. Aus den Hypothekenforderungen machte sie handliche Pakete, die sie an europäische Banken verkaufte. Die interessierten sich nicht für die mangelhafte Bonität der Schuldner, verließen sich auf die Garantie der Lehman Bank und verkauften die Pakete mit Gewinn weiter. Das war unglaublich leichtfertig.
Als viele Hypotheken notleidend wurden, wurde die Lehman Bank zahlungsunfähig. Dadurch gerieten die europäischen Banken in Zahlungsschwierigkeiten. Statt die auch pleite gehen zu lassen und in Härtefällen die Kunden dieser Banken zu entschädigen, wurden die Banken mit dem Geld der Steuerzahler vor dem Zusammenbruch bewahrt. Das erschien den Politikern „alternativlos“, weil die Einführung des Euro bevorstand. Wären die glücklosen Banken in Konkurs gegangen, wäre es offensichtlich geworden, wie schlampig einige von ihnen arbeiten.
In Island gingen drei Banken pleite. Die hatten ausgenutzt, dass langfristige Kredite hohe Zinsen brachten und kurzfristiges Geld wenig kostete. Anscheinend glaubte man, dass sich das nie ändern würde. Als sich das Verhältnis infolge der Subprime-Krise umkehrte, wurden diese Banken zahlungsunfähig. Die isländische Regierung fing sie nicht auf. Für die Wirtschaft Islands war das eine gute Entscheidung.
Seither