Wilma Burk
Rätsel um Malipu 3. Teil
3. Folge von: Neues aus Magihexanien
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Inhaltsverzeichnis
Dritter Teil von: Rätsel um Malipu
Dritter Teil von: Rätsel um Malipu
Mit den Geschichten:
Der starke Anton
Und
Mama, warum kommst du nicht?
Oma Berta war von der Leiter gefallen und lag hilflos am Boden in ihrer Wohnung. Da zögerte kein Magihexer, der gerade nichts Wichtiges zu tun hatte, aus Magihexanien zur Erde zu fliegen, um ihr zu helfen. Selbst die Magihexer, die gerade von Opa Schmolke kamen, verzichteten darauf, den andern ihre Geschichte zu erzählen und waren zur Erde zurückgekehrt.
Dabei hatte Oma Berta nur ein wenig die Gardine richten wollen. Dazu musste sie nicht einmal auf der Leiter bis zur obersten Stufe steigen. Doch das war bereits zu gewagt für sie gewesen. Nun lag sie vor dem Fenster an der Erde. Ihr Rücken schmerzte heftig und aufstehen konnte sie auch nicht. Dazu schwoll noch ein Fuß an. ‚Was mache ich nur’, fragte sie sich verzweifelt. Alles tat ihr weh und ihre alten Glieder ließen nicht einmal zu, dass sie sich auf die Knie umdrehen konnte. ‚Soll ich hier bis zum Nimmerleinstag liegen?’ dachte sie ratlos und blickte sich um. Dort hinten auf dem Tisch stand das Telefon, jetzt aber unerreichbar für sie. „Hilfe!“, rief sie. Nur wer sollte sie hören? „Ach, wenn mir doch jemand helfen könnte!“, murmelte sie traurig vor sich hin.
Was war eigentlich mit den Magihexern, von denen sie Paul und Pauline erzählte? Noch hatte sie keine Erklärung dafür gefunden, warum ihr die Geschichten von ihnen so leicht einfielen? Was, wenn es diese Geister wirklich gab, ob sie ihr dann nicht ...?
Sie konnte nicht wissen, wie viele davon längst aufgeregt um sie herumschwirrten. Das Zimmer war fast zu klein für alle. Sogar Imada hatte sich an die Hand nehmen lassen und war zu Oma Berta durch die Mauer geglitten. „Die Mutter von den Zwillingen hat die Schlüssel zur Wohnung, ich fliege gleich zu ihr und hole sie“, rief er kurz danach eifrig.
„Dazu musst du erst einmal wieder durch die Mauer gleiten“, höhnte Babahu, der Schabernack.
„Das ist nicht nötig. Oma Berta muss nur an das Telefon kommen“, erklärte Jojotu, der Tröster.
„Ja! Ich lasse es einfach zu ihr hinschweben“, schlug Magifa, der Magier, vor.
„Wird sie sich darüber nicht wundern? Das ist Spuk für die Menschen. Vielleicht fürchtet sie sich sogar davor.“ Jojotu hatte Bedenken.
„Egal! Helfen wird es ihr. Was also macht es dann aus, ob sie es für Spuk hält oder nicht. Außerdem kann sie es keinem erzählen. Niemand würde es ihr glauben.“ So nahm Magifa seinen Zauberstab, berührte mit dem Stern daran das Telefon und ließ es hochschweben.
Oma Berta glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Tatsächlich schwebte sacht das schnurlose Telefon zu ihr. Das konnte nur eins bedeuten ... „Danke, kleine Geister. Es gibt euch Magihexer also wirklich!“, sagte sie erleichtert und lachte.
„O weh! Jetzt glaubt sie an uns. Das darf Malipu nie erfahren“, jammerte Jojotu.
„Wahrscheinlich wird sie bald denken, dass sie es geträumt hat. Also muss Malipu es nicht erfahren. Und selbst, wenn es ihm einer erzählen sollte, im Moment weiß man nie, was er noch mitbekommt, so schlecht wie es ihm geht. Wichtig war nur, dass Oma Berta sich Hilfe herbeirufen konnte. Und das ist damit erreicht“, stellte Magifa zufrieden fest.
*
Und so geschah es. Schon bald kamen die Mutter der Zwillinge und ein Arzt. Glück hatte Oma Berta gehabt, nicht einmal gebrochen war der Fuß, sondern verstaucht. Auch der Rücken war nur heftig geprellt.
Nun konnten die Kinder nicht zu Oma Berta kommen. Doch täglich telefonierten sie mit ihr. „Vergiss die Geschichte nicht, die du uns erzählen wolltest“, bettelte Pauline und Paul fragte: „Wann können wir endlich wieder zu dir kommen?“
Sie hörten nicht auf zu drängen. Als die Mutter ein paar Tage später erneut zu ihr gehen wollte, protestierten sie: „Du hast gesagt, wir sind schon groß genug, um allein zu bleiben. Dann sind wir auch groß genug, um Oma Berta zu helfen?“
So nahm die Mutter die beiden mit. Ihr voran stürmten sie in die Wohnung. Sie umarmten und bedauerten Oma Berta, besahen sich ihren dick geschwollenen Knöchel und zankten sich fast darum, wer von ihnen eine Schüssel mit frischem, kaltem Wasser für den Umschlag holen sollte. Schließlich machten sie es gemeinsam.
Oma Berta und die Mutter sahen lächelnd zu, wie eifrig die beiden ihr einen neuen Umschlag um ihren Fuß legten.
Als die Mutter drängte, wieder zu gehen, sträubten sie sich. Die Mutter solle ruhig vorgehen, sie wollten noch bleiben, denn Oma Berta würde bald einen neuen Umschlag brauchen, den müssten sie ihr unbedingt noch umlegen. Sie würden jetzt ohnehin jeden Tag kommen, um sie zu versorgen. Das meinten sie völlig ernst.
Ständig fragten sie auch, ob Oma Berta große Schmerzen hätte.
„Nein, nein! Es ist auszuhalten“, beruhigte sie die beiden.
„Aufstehen und laufen kannst du aber nicht“, stellte Paul fest.
„So ein Unglück!“, meinte Pauline.
„Ja, es war wirklich ein Unglück, dass du von der Leiter gefallen bist“, stimmte Paul zu.
„Nein, so kann man es nicht sehen“, widersprach Oma Berta. „Ich habe eigentlich Glück gehabt.“
„Aber du hast dir deinen Fuß verstaucht“, wunderten sich die Kinder.
„Ja. Und doch war es Glück im Unglück. Es hätte viel schlimmer ausgehen können, wenn ich nicht nur die letzten Stufen der Leiter hinuntergefallen wäre, sondern von oben herab. Wer weiß, wie es mir dann jetzt gehen würde. Vielleicht hätte ich mir den Fuß gebrochen oder Schlimmeres getan.“
„Und warum musste das überhaupt geschehen? Haben die Magihexer nicht aufgepasst?“, fragte Paul.
„Es ist nicht ihre Aufgabe, ständig auf uns aufzupassen“, antwortete Oma Berta lächelnd und für sich dachte sie: Doch um mir zu helfen, waren sie da.
Ohne dass sie es eigentlich wollten, hatten Paul und Pauline währenddessen den Besen und das Staubtuch beiseite gelegt und sich zu ihr ans Bett gesetzt.
„Ihr wollt wohl eine Geschichte hören?“, fragte sie.
„Ja!