Zufrieden fuhr Nathan Ariadne nach Hause. Gut, sie hatte noch nicht Ja gesagt, aber seinen Vorschlag auch nicht zurückgewiesen. An diesem Wochenende würde es endlich passieren, da war er sich sicher. Danach würde er sich eine Frau suchen, die nicht den ganzen Tag auf der Arbeit verbrachte. Zum Glück war es für ihn noch nie ein Problem gewesen, schöne Frauen für sich zu gewinnen.
3. Kapitel
Zufrieden sah sich Joel die Kleidungsstücke an, die die Produktionsabteilung entsprechend seiner Entwürfe angefertigt hatte. Denn während sich sein Bruder Juan in der letzten Woche, zusammen mit Ariadne, um die Zahlen der Firma gekümmert hatte, spielte er mit einer neuen Idee. Er wollte den Kunden eine neue Produktlinie anbieten, die deutlich günstiger sein sollte, ohne dabei den typischen Charme des Hauses de Luca zu verlieren.
„Ihr habt meine Entwürfe wirklich sehr gut umgesetzt, Vanessa“, sagte Joel zu seiner Produktionsleiterin. „Genauso habe ich es mir vorgestellt.“
„Danke“, erwiderte Vanessa Holzer und zeigte ihrem Chef noch einige andere Stoffballen. „Diese würden sich auch für die neue Linie eignen. Eigentlich waren sie für unsere aktuelle Kollektion vorgesehen, doch jetzt, wo wir die neuen Stoffe haben, brauchen wir sie nicht mehr.“
Joel nickte. Er fand es toll, dass die Produktionsleiterin und ihre Kolleginnen seine Ideen so unvoreingenommen unterstützten. Das war nicht selbstverständlich, schließlich würde er nur für kurze Zeit in der Fabrik tätig sein. Trotzdem hatte niemand etwas gegen seine Entwürfe einzuwenden gehabt. Im Gegenteil, alle waren begeistert, obwohl sich sein Stil schon etwas von dem seines Vaters unterschied.
„Das ist eine gute Idee“, lobte er lächelnd, „doch vorher muss ich mit meinem Bruder sprechen. Bisher habe ich ihm noch nichts von meiner neuen Idee erzählt.“
Plötzlich sah sich Joel suchend um.
„Was ist mit dem anderen Entwurf? Habt ihr da auch schon etwas fertig?“
Die Produktionsleiterin schüttelte mit dem Kopf.
„Leider noch nicht“, sagte sie entschuldigend. „Wir hatten nicht genügend Zeit. Die meisten Mitarbeiter sind mit der aktuellen Kollektion beschäftigt, daher konnte ich nur zwei Kollegen für deine Entwürfe abstellen. Doch wir haben schon damit angefangen.“
„In Ordnung“, sagte Joel freundlich und lächelte sie an. „Es war ja wirklich ziemlich kurzfristig. Wenigstens sind schon ein paar Kleidungsstücke fertig. Meine Cousins werden bald eintreffen, dann kann ich ihnen und meinem Bruder wenigstens schon etwas zeigen. Meine andere Idee kann ich auch noch später mit Juan besprechen, wenn ihr so weit seid.“
Erneut ließ Joel seinen Blick über die umgesetzten Entwürfe gleiten.
„Kannst du mir alles, was bereits fertig ist, in mein Büro bringen lassen? Es muss auch nicht gleich sein. In einer Stunde reicht völlig aus.“
Die Produktionsleiterin nickte.
„Kein Problem. Ich werde eine der Frauen später mit den Sachen zu dir schicken.“
„Super“, sagte Joel und verabschiedete sich von seiner Mitarbeiterin.
Mal sehen, was die anderen von meiner Idee halten, dachte Joel, während er nachdenklich zu seinem Büro zurückging. Doch noch bevor er es erreichte, kam ihm plötzlich eine junge blonde Frau entgegen. Überrascht sah er sie an. Das gibt es doch nicht, ging es ihm durch den Kopf. Ich wusste gar nicht, dass sie auch mitkommen wollte. Schnell ging er auf sie zu.
„Lara?“, sagte Joel verwundert, als er die junge Frau erreichte, und umarmte sie kurz. „Ralph hat gar nicht erzählt, dass er dich mitbringen wollte. Sind eure Töchter auch hier?“
Verwirrt sah die Frau Joel an, dann fing sie an zu lachen.
„Hallo, du musst einer der Design-Zwillinge sein“, sagte sie freundlich und reichte dem irritierten Joel die Hand. „Ich bin Jessica, Laras Schwester.“
„Wirklich?“, fragte Joel überrascht und ergriff ihre Hand.
Kopfschüttelnd sah er die junge Frau an.
„Ihr zwei seht euch wirklich sehr ähnlich. Was mich aber eigentlich nicht wundern sollte, immerhin bin ich selbst ein Zwilling. Du bist Christians Freundin, oder?“
Jessica nickte und sah sich suchend um.
„Ja. Eigentlich sind wir auch zusammen gekommen, doch ich musste auf die Toilette. Als ich wieder rauskam, war Christian verschwunden. Keine Ahnung, wo er abgeblieben ist.“
„Wir finden ihn schon“, sagte Joel lächelnd. „Lass uns erst einmal zu meinem Büro gehen. Ich bin sicher, dass die anderen irgendwann dort auftauchen werden. Immerhin haben wir gleich eine Besprechung.“
Jessica nickte und ließ sich von Joel zu seinem Büro führen.
„Christian hat mir davon erzählt“, sagte Jessica, während sie sich immer wieder suchend umschaute. „Er wollte mir aber nicht sagen, worum es bei eurer Besprechung geht.“
„Kann er auch nicht“, meinte Joel ernst und hielt Jessica die Tür auf, die in den Verwaltungsbereich führte. „Soweit ich weiß, hat mein Bruder den anderen noch nichts gesagt, da er erst noch einige Daten prüfen wollte.“
Verwirrt sah Jessica Joel an. Sie wusste nicht, was er damit sagen wollte. Doch es musste etwas Schlimmes sein, sonst hätten die Brüder ihre Cousins bestimmt nicht zu einer Besprechung hergebeten. Judenburg, München und Stuttgart lagen nicht gerade in der Nähe von Dornbirn, daher konnte es nur etwas sehr Wichtiges sein. Bevor sie aber weiter darüber nachdenken konnte, kamen sie bei Joels Büro an, wo dessen Cousins Raphael und Alexander schon auf ihn warteten. Als Jessica auch noch Ronja erblickte, ging sie erfreut auf die kleine Gruppe zu.
„Ronja, das ist ja eine Überraschung. Du bist auch hier? Wie war eure Hochzeitsreise?“
Fest umarmten sich die beiden Frauen und gingen dann einige Schritte zur Seite, um sich in Ruhe zu unterhalten. Währenddessen ging Joel auf seine Cousins zu und begrüßte sie mit einem freundlichen Nicken.
„Schön, dass ihr gekommen seid“, sagte er zu den beiden Männern. „Obwohl es ziemlich kurzfristig war.“
„Was ist eigentlich los, Joel“, wollte Raphael mit ernster Miene wissen.
Auch Alexander, der kurz vorher noch die beiden tuschelnden Frauen beobachtet hatte, wandte sich nun mit einem fragenden Gesichtsausdruck an seinen Cousin.
„Warten wir, bis Juan und Christian da sind“, sagte Joel angespannt, worauf sich die beiden Brüder verwundert anschauten.
„Hier stimmt doch etwas nicht“, stellte Alexander seinen Cousin zur Rede.
Sofort hörten die Frauen auf, miteinander zu reden, und sahen die Männer verwirrt an.
„Alex, was ist los?“, fragte Ronja, verwundert von dem plötzlichen Ausbruch ihres Mannes, und ging auf ihn zu. Jessica folgte ihr und stellte sich neben Raphael.
„Das würde ich auch gerne wissen“, sagte Alexander zu seiner Frau und zog sie an sich.
„Es tut mir leid, ich kann es euch nicht sagen“, stellte Joel klar. „Juan hat sich in den letzten Tagen damit befasst. Ich weiß im Moment auch nicht viel mehr als ihr.“
Plötzlich fiel Joel etwas Wichtiges ein und er schaute zu Alexander und Ronja.
„Tut mir leid“, sagte er entschuldigend. „Ich habe euch noch gar nicht gratuliert. Wirklich schade, dass wir nicht bei eurer Hochzeit dabei sein konnten.“
„Das verstehen wir doch“, sagte Ronja lächelnd. „Ihr hattet in den letzten Monaten ganz andere Sorgen. Leider konnten wir nicht warten, bis es eurem