Jürgen Ruhr
Die Kestel Regression
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Inhaltsverzeichnis
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Die Kestel Regression
Thriller
© by Jürgen H. Ruhr
Mönchengladbach
Lupus pilum mutat,
non mentem
Der Wolf ändert den Pelz,
nicht den Sinn
Sueton
Prolog
Der Mann in dem dunkelblauen Maßanzug schob seinen Nachtischteller von sich und wischte noch einmal sorgfältig mit der Serviette über den Mund. Wie immer war das Essen in dem gehobenen Privatclub ausgezeichnet gewesen, doch er hatte es heute nicht richtig genießen können.
Heute nicht.
Dafür brannte er zu sehr darauf, seinen Kollegen die sensationelle Neuigkeit endlich verkünden zu können. Eine Neuigkeit, auf die er nun seit über einem Jahr hinarbeitete. Eine Sensation, die ihn endlich zu den Koryphäen der Psychiatrie werden lassen würde und die ihm - hoffentlich früher als später - endlich die wohlverdiente Leitung der Klinik übernehmen ließe. Das, was er seinen Kollegen heute verkünden würde, dürfte einmalig in der Geschichte der Psychiatrie sein. Jedenfalls war ihm kein ähnlicher Fall bekannt.
Während er den Nachtischlöffel hob, um damit an sein Weinglas zu klopfen, blickte er sich in der Runde der Kollegen um. Normalerweise saßen sie hier zu zehnt an dem großen runden Tisch, doch heute fehlte ein Arzt, der als einziger von ihnen eine Praxis unterhielt und nicht in einer der psychiatrischen Kliniken arbeitete. Er dachte kurz an den Mann, doch der war nicht wirklich wichtig. Die wichtigen Ärzte saßen hier und würden jeden Augenblick staunend seine Neuigkeit zu hören bekommen. Sie trafen sich hier zweimal im Monat, um bei einem opulenten Mahl Gedanken auszutauschen und über Fortschritte in den Behandlungsmethoden zu sprechen.
Und heute war endlich sein Tag!
Während der Arzt sich langsam erhob, klopfte er mit dem Löffel gegen das Kristallglas. Augenblicklich wurde es still am Tisch und seine Kollegen schauten ihn fragend an. Er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Dann wurde sein Blick ernst und wichtig, während er dazu ansetzte, die Neuigkeit zu verbreiten.
„Liebe Kollegen“, begann er seine zuvor einstudierte Rede und blickte lächelnd in die Runde. „Es ist mir eine Ehre, mit ihnen hier am Tisch sitzen zu dürfen. Und das schon seit meinem Eintritt in die Klinik vor einem Jahr.“
„Ein Jahr und zwei Monate“, unterbrach ihn ein Kollege und fügte hinzu: „Wir wollen doch bei genauen Angaben bleiben.“
Ein leises Schmunzeln ging um den Tisch und der Arzt klopfte noch einmal an sein Glas. „Ich glaube nicht, dass das wirklich eine Rolle spielt, Herr Kollege“, fuhr er fort und hielt den Blick auf den Mann gerichtet. Der Arzt, der ihn so rüde unterbrochen hatte, war bekannt dafür, ein Witzbold zu sein. Ein Franzose namens Mathéo Meunier, der vor zahlreichen Jahren von Frankreich an eine Privatklinik in Köln Hürth gewechselt war. Gerüchten zufolge kam der Mann einst nach Deutschland, als er hier die Liebe seines Lebens gefunden hatte. Meunier maß vielleicht einen Meter achtundsechzig und war ziemlich korpulent. Jetzt klopften die ‚Wurstfinger‘ des Kollegen einen imaginären Takt auf der Tischdecke und er blickte sehnsüchtig auf die Nachspeise, von der er kaum etwas gegessen hatte. Zweifelsohne war er von dem Arzt beim Essen gestört worden.
„Aber es ist natürlich korrekt: ein Jahr und zwei Monate“, seufzte der Arzt schließlich, um endlich zum Thema zu kommen: „Ich habe ihnen heute eine kleine Sensation zu berichten und bitte sie, mir ohne Unterbrechungen zuzuhören.“ Wieder blickte er Meunier an, während der schuldbewusst seinen Blick senkte.
„Wie