Türkei im November - Wir wagen eine Billigreise. Kalika Häring. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kalika Häring
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783737537629
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wir doch nicht haben.

      Ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung von sieben Jahren Reisebegleitung für die Firma RSD sagen, dass alle unsere Gäste immer unsere Reisepakete hinzubuchen und damit sehr gut fahren.

      Sie können direkt bei mir in Euro bezahlen oder später, falls Sie jetzt diesen Betrag nicht bei sich haben, bei unserem Buchhalter, der zu uns stoßen wird, mit EC-Karte von ihrem Konto abbuchen. Das kostet dann bitteschön fünf Euro extra.

      Und, meine lieben Gäste, damit wir uns richtig verstehen, das hier ist eine echte Bildungsreise und wir werden nicht am Meer herumsitzen, sondern früh am Morgen starten und ich werde Sie zu den bedeutenden Stätten unserer lykischen Heimat bringen.

      Darum starten wir auch morgen früh um sieben Uhr, was heißt, dass um fünfuhrdreißig geweckt wird, die Koffer bitte um sechs vor die Tür stellen und um sieben fährt der Bus.

      Es wird früh dunkel um diese Zeit und wir haben eine lange Strecke vor uns, weshalb wir uns ein wenig an die Gegebenheiten anpassen müssen."

      Im Bus wird Geraune laut, das neunundneunzig-Euro-Zusatzpaket hatte man so nicht auf dem Plan, ein wenig bedrohlich wirkt die Ankündigung, man könne ja schließlich neben dem Bus darauf warten, dass alle anderen Mitreisenden mit vollem Magen erscheinen, während man selber Kohldampf schiebt und die Tatsache, dass EC-Karte fünf Euro extra kosten soll, kommt auch nicht gerade gut an.

      Jetzt sind wir offensichtlich dort, wo der Fernsehbericht uns haben wollte:

      Der deutsche Touri ist hereingefallen auf eine Reise, die auf den ersten Blick erstaunlich billig erscheint, im Endeffekt aber doch ganz schön happig daherkommt.

      Es wird gemurrt und geschimpft, allein das interessiert unseren mörderischen Merdan nicht im Geringsten, er scheint die Reaktionen gewöhnt zu sein nach sieben Jahren Erfahrung und so lässt er sich entspannt vorne neben dem Busfahrer nieder, um mit dem ein wenig auf Türkisch zu schwätzen, wahrscheinlich darüber, wie blöd doch immer wieder die Deutschen sind, dass sie aber auch jedes Mal hereinfallen auf Angebote in bunten Prospekten, die so niemals haltbar sind.

      Das Gegrummel im Bus wird leiser, offensichtlich findet man sich ab damit, dass die billige Reise sich ein wenig verteuert, ansonsten zieht Antalya vorbei und die Stadt am frühen Morgen ist allemal interessanter als Diskussionen über Geld.

      Eine viertel Stunde lässt der freundliche Reiseführer uns Zeit, mit der neuen Situation klarzukommen, dann nimmt er erneut das Mikrofon in die Hand.

      "Meine sehr verehrten lieben Gäste, Sie sind schon eine besondere Reisegruppe, denn eigentlich sollten Sie erst heute im Laufe des Tages ankommen.

      Jetzt sind Sie schon sehr früh am Morgen in Antalya gelandet und ich kann Ihnen bestätigen, dass das Hotel bereits für Sie bereit ist.

      Wir werden jetzt ungefähr eine Stunde fahren und wenn wir ganz großes Glück haben, bekommen Sie sogar noch ein schönes Frühstück im Hotel. Ich werde gleich einmal telefonieren."

      Sein Smartphone kommt zum Einsatz, viele türkische Worte fallen und endlich die Ansage:

      "So, meine lieben Gäste, ich habe das Hotel erreicht.

      Sie können dort frühstücken und sich anschließend selber beschäftigen und morgen früh bitte seien Sie pünktlich zur Abfahrt bereit."

      Wir sind bereits eingefangen von der Stadt Antalya am frühen Morgen mit Menschen, die anstehen und auf ihren Bus warten, mit Arbeitern, die die Bäume auf den Mittelstreifen zu pflegen haben, mit Unmengen von Hunden, die ihre Sassen auf dem Mittelstreifen langsam und gähnend verlassen, um sich auf ihren Morgenspaziergang zu begeben und schließlich von dem blauen blauen Meer, das links von uns erscheint.

      Gleich dahinter schroffe Gebirgsformationen, die direkt in das Wasser übergehen, die Sonne kommt heraus, links begleiten uns Pinienwälder und immer wieder phantastische Ausblicke.

      Antalya bleibt hinter uns, die Küstenstraße liegt vor uns und wir wissen nicht, wo wir an diesem ersten Tag unserer Billigreise landen werden.

      Eine halbe Stunde sind wir bestimmt schon unterwegs, immer das Meer zur Linken und Berge zur Rechten und endlich ein Hinweisschild, damit man überhaupt mal weiß, wo man hier ist.

      "Kemer – 10 km", lesen wir und plötzlich schwenkt der Bus ein, umrundet einen kleinen Kreisel, an der Straßenecke nehmen wir gerade noch einen kleinen Market wahr mit EFES-Bier und ein paar Meter weiter kommt ein Gebäude in ochsenblutrot in Sicht mit der Aufschrift "Simena Hotel".

      Der Bus fährt vor, die Bremsen stöhnen behaglich, wir kommen zum Stillstand, Kemal springt hinaus, Koffer werden entladen, der Hotelboy ist sofort zur Stelle und schnappt sich die Gepäckstücke, die einzelnen Namen werden aufgerufen und Zimmernummern verkündet, weg ist das Gepäck und schon auf dem Weg in das zugewiesene Zimmer, während Merdan gerade noch erklärt, es ist doch nicht ganz so einfach, wir können zwar noch frühstücken, aber nur noch bis zehn Uhr, soll heißen noch ganze zwanzig Minuten lang und das Frühstück kostet dann bitteschön mal eben zwölf Euro pro Person.

      Schwupp, das war's und wir sind uns selber überlassen.

      Zwölf Euro pro Person für ein Frühstück? Um vielleicht noch einen Kaffee zu schnappen und vom abgegessenen Bufett eine Scheibe Brot zu ergattern?

      Nee, so haben wir nicht gewettet.

      Bevor Merdan vollends bis zum nächsten Morgen verschwindet, versuchen wir, aus ihm herauszulocken, ob es hier in der Nähe einen Ort oder eine Stadt gibt, wo man vielleicht hinfahren könnte.

      "Nein, hier ist nichts in der Nähe. Alles schon zu um diese Zeit. Wir sehen uns morgen früh um sieben."

      "Na, da hast du's! Billigreise eben", würde meine Kollegin jetzt sagen, wenn sie mich hier sehen könnte und ein ganz klein bisschen flau wird uns jetzt allerdings auch im Magen.

      Nicht nur der zusätzlichen Reisepakete wegen, sondern weil wir eine anstrengende Nacht hinter uns haben und ein Kaffee jetzt genau das Richtige gewesen wäre.

      Aber für zwölf Euro pro Person?

      Nee, ganz so einfach lassen wir uns aber doch nicht abspeisen. Wir sind nicht zum ersten Mal im Orient und gewöhnlich ist da immer noch etwas drin.

      Erst einmal begutachten wir unser Zimmer und sind wirklich positiv überrascht.

      Schön groß ist es mit einem riesigen Balkon und ausreichend Sitzmöglichkeiten, Blick auf die umliegenden Berge, das Bad sehr komfortabel, das Gepäck ist auch schon da und jetzt wollen wir doch mal sehen, ob man außer einem zwölf-Euro-Frühstück nicht noch etwas Anderes geboten bekommt.

      Das Simena-Hotel ist ein typisches Touristenhotel, es laufen Leute in Badeanzug und Handtuch um den Bauch gewickelt herum, draußen vor dem Hotel stehen Palmen, in einem Karbäuschen sitzen Sicherheitsleute und gleich daneben steht eine Cash-Mashine der Akbank.

      Die Akbank, das wissen wir bereits von früheren Türkeibesuchen, ist eine seriöse Bank, man kann hier sowohl Euro als auch türkische Lire ziehen, wir geben einen Betrag von 400 Lire ein, wissen jetzt nicht so ganz genau den Wechselkurs, sind aber ziemlich sicher, dass man mit dem Geld irgendetwas wird anfangen können.

      Draußen vor dem Hotel ist ein älteres Ehepaar unterwegs, der Mann schnauft ein wenig, muss sich ausruhen und hat Zeit, unsere Fragen zu beantworten.

      "Sie sehen so aus, als würden Sie öfter mal hier Urlaub machen."

      "Ja genau! Meine Frau und ich kommen jedes Jahr um diese Zeit hierher. Wissen Sie, jetzt sind die Temperaturen noch angenehm, man kann sogar noch baden und es ist nicht so unverschämt heiß wie im Sommer.

      Ich hatte gerade eine Knieoperation und muss mich ein wenig schonen, aber meine Frau da vorne, die kann einfach nicht stillsitzen und wird schon wieder ungeduldig..."

      "Dann wissen Sie doch bestimmt, ob es hier in der Umgebung irgendeinen Ort gibt, an dem man mal vernünftig frühstücken kann?"

      "Na klar doch! Also hier in der direkten Umgebung ist jetzt