Eine meiner Stärken, ja, heute kann ich es so annehmen, war schon als Kind meine Feinfühligkeit. Ich spürte sofort und ich glaube jeder spürt es auf seine eigene Weise, wenn es Unstimmigkeiten gab, wenn Streit in der Luft hing, dicke Luft war.
Mein Ziel war immer die Harmonie in allem - denn ich glaubte es müsste alles immer in Harmonie sein. Die Gesellschaft, die Medien und die Werbung unterstützen das noch indem sie uns vorgaukeln, dass alle Menschen jederzeit und immer glücklich sein müssen.
Und wer möchte das nicht gerne glauben?
Gab es Streit oder laute Worte fühlte ich mich schuldig und wollte gleich alles tun, damit die Harmonie wieder hergestellt wird.
Auf der anderen Seite gab es aber einen Teil in mir der ein tiefes inneres Wissen hatte. Dieser Teil wusste, dass alles was geschieht einen Sinn hat. Dieser Teil glaubte fest daran, dass es etwas Größeres gibt, eine höhere Ordnung, in die wir alle eingebunden sind.
Dieses tiefe Vertrauen in eine höhere Kraft ermutigte mich immer wieder das Leben optimistisch anzugehen, nach dem Motto: „Am Ende ist alles gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es eben noch nicht zu Ende!“.
Allerdings glaubte ich in den ersten 30 Jahren meines Lebens, bedingt auch durch meine katholische Erziehung, je mehr ich leide, desto mehr gefalle ich dieser höheren Ordnung, bzw. Gott. Denn Jeshua litt ja auch für uns am Kreuz und ich fühlte mich schuldig daran beteiligt gewesen zu sein durch meine „Sünden“.
Dabei war es das letzte was Jeshua wollte. Er hatte Menschen um sich, vor allem Frauen, die ihn voller Mitgefühl begleiteten und einfach für ihn da waren. Es war seine Wahl und seine Entscheidung diesen Weg zu gehen. Er zeigte uns allen damit, dass wir so viel mehr sind als wir glauben. Er wollte auf keinen Fall, dass wir mit ihm leiden und das über 2000 Jahre lang.
Ich nahm jedoch nicht alles was mir erzählt wurde kritiklos hin, obwohl ich ein braves angepasstes Mädchen war. Es wollte mir nicht in den Sinn das „Gott“ Unterschiede macht bei „Heidenkindern“ oder „Andersgläubigen“, das nur „wir“ die Möglichkeit hatten in den Himmel zu kommen. Dazu gestellte Fragen blieben zur damaligen Zeit unbeantwortet und so bastelte ich mir mein eigenes Bild zusammen.
Da ich immer „JA“ sagte zum Leben kannst du dir denken, das Leben sagte auch „JA“ zu mir und zeigte mir nicht nur die angenehmen Dinge. Rückblickend waren es genau die schwierigen Phasen in denen die Perlen versteckt waren. Sie dienten mir alle dazu bewusster zu werden, Schritt für Schritt zu erwachen.
Die größten Lehrer meines Lebens waren und sind meine Kinder. Als meine Tochter geboren wurde war ich gerade mal 18. 3 Jahre später erschütterte eine Totgeburt im 8. Monat mein ganzes Leben. Die Warum-Frage begleitete mich lange und als ich 2 Jahre später schwanger mit meinem Sohn war, begleiteten mich viele Ängste durch das zuvor erlebte.
All diese ängstlichen Gefühle wurden weiterhin versteckt und unter Verschluss gehalten, schließlich musste das Leben weitergehen und ich hatte keine Zeit mich damit zu beschäftigen.
Augen zu und durch – das war das Motto. Hart und ohne jegliches Mitgefühl für mich selbst.
Doch das Leben hielt noch einige Überraschungen bereit.
Die hohe Sensibilität meines Sohnes und seine Neurodermitis brachten mich schließlich dazu andere Wege einzuschlagen. Die Antworten der Schulmedizin genügten mir nicht. So schickte mir das Leben Menschen, Bücher und Artikel in denen ich erfuhr, dass jede Krankheit eine seelische Ursache hat und auch auf dieser Ebene geheilt werden kann.
So erfuhr ich in den `90ern von Energiearbeit, positivem Denken, Reiki usw. Offen für diese Dinge traf ich immer genau zum richtigen Zeitpunkt auf die entsprechenden Lehrer, Bücher und Seminare.
Ich hatte wohl mehr oder weniger unbewusst meiner Seele die Führung übergeben. Sie wusste was das Beste zu jedem Zeitpunkt für mich war.
Was mir natürlich nicht bewusst war damals, dass durch den eingeschlagenen Weg erst mal alles an die Oberfläche kommen wollte was jahrelang „eingetuppert“ war.
Heruntergeschluckter Ärger, ständig perfekt sein wollen und nur keine Gefühle zulassen sorgten für die ersten körperlichen Beschwerden in Form von Gallensteinen.
Doch bevor diese entfernt werden konnte musste ich mich einer Unterleibsoperation unterziehen in der all meine weiblichen Organe entfernt wurden.
Es sollte noch einige Zeit dauern bis ich bereit war, wirklich bereit war, alle Ängste, Sorgen, Wut, Trauer usw. bewusst zu fühlen. Dieser Prozess wird auch niemals aufhören, das möchte ich meinen LeserInnen schon gleich sagen. Solange
wir leben werden wir fühlen… das ist nur in einem Körper möglich. Fühlen bedeutet für unsere Seele, es erfahren zu haben.
Du erinnerst dich, unsere Seele ist hier um gewisse Erfahrungen zu machen. Ihr ist es egal wodurch du diese Erfahrungen machst. Erst wenn wir das Gefühl zugelassen und angenommen haben, ist es eine Erfahrung geworden.
Um ein wirklich mitfühlender Mensch zu werden ist es unumgänglich sich seinen eigenen Gefühlen zu stellen um so eine Hilfe für andere sein zu können ohne mitzuleiden.
Wir haben nie gelernt mit den unangenehmen Gefühlen zu sein. Sie taten so weh, also weg damit. Indem wir sie weggesperrt haben, haben wir aber auch einen wichtigen Teil von uns selbst weggesperrt.
Wenn wir nun anfangen unsere Gefühle zuzulassen ist das ziemlich neu und fremd und kann sich sehr unangenehm anfühlen. Wir öffnen die Tür, sehen was da vor der Tür steht, denken: „ Oh nein! Das will ich jetzt aber nicht.“ und schlagen die Tür wieder zu. Jetzt kann es sein, dass wir zunächst wieder Ruhe davor haben aber ich verspreche dir, die Türglocke wird wieder klingeln. Betrachte einen Stausee. Wenn er überläuft kann er ziemlichen Schaden anrichten. Wenn aber kontrolliert Wasser abgelassen wird, geht es sanft.
Wenn du dich das nächste Mal über jemand ärgerst, wütend bist oder dich etwas traurig stimmt, setze dich hin und beobachte dieses Gefühl. Sonst nichts. Erinnere dich, es gibt nichts zu tun, außer zu fühlen.
Indem du der Beobachter deiner Gefühle wirst identifizierst du dich nicht mit ihnen und deshalb kannst du sie auch ertragen. Fühle, wo sitzt das Gefühl in deinem Körper, beobachte es, ohne es verändern zu wollen. Was geschieht während du es beobachtest? Lasse alles zu was sich dir zeigt. Vielleicht kribbelt es, wird warm, kalt, eng – fühle es!
Ja, es gibt auch Zeiten wo du einfach weglaufen möchtest. Aber vergiss nie:
Egal wo du hinläufst, du nimmst dich überall hin mit.
Indem du deine Gefühle beobachtest bist du der Regisseur und überlässt nicht den Emotionen die Regie.
Wenn du das nächste Mal jemanden triffst dem es nicht gut geht, deinem Partner, deinen Kindern, dann beobachte deine Reaktion. Begegnest du deinem eigenen Schmerz? Willst du gleich etwas dagegen tun? Kannst du ihn einfach so lassen und Mitgefühl für ihn haben, weil er diese Wahl für sich getroffen hat?
Je mehr wir lernen unsere Gefühle zuzulassen, sie nicht mehr verstecken sondern annehmen, desto weniger Schmerz sitzt in unseren Zellen und desto gesünder und glücklicher sind wir. Ich bin davon überzeugt dass, wenn wir lernen all unsere Gefühle zu akzeptieren und nicht zu verdrängen, mancher Arzt arbeitslos würde.
Meiner Meinung nach können wir erst dann anderen wirklich beistehen und ihnen Hilfe in schwierigen Zeiten sein.
Nimm dir immer wieder Zeit deine Gefühle zu fühlen, übernimm die Verantwortung dafür. Es ist deine Wahl, deine Entscheidung – wofür entscheidest du dich?
Prioritäten
Gefühle reagieren oft allergisch gegen die Berührung mit Worten.
Es ist viel wichtiger, sie zu leben, als sie