Yasirahs Erbe - Die Prophezeiung. Bettina Lorenz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bettina Lorenz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847664260
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Pflichten nicht so genau nahmen und lieber das schöne Wetter nutzten um an den See zu fahren.

       Aber am Anfang des Semesters war das Interesse der Meisten doch noch gesteigert und ließ erst im Laufe der Wochen nach. Einige von ihnen waren sicher noch der Illusion verfallen, dass sie es dieses Semester besser machen würden und bei anderen wirkten einfach die eher bescheidenen Ergebnisse der letzten Prüfungen nach.

       Während Professor Thomson sich kurz mit ein paar Studenten aus der ersten Reihe unterhielt, schweifte Celinas Blick gedankenverloren über die Bankreihen. Sie suchte nichts bestimmtes, aber irgendwie hatte sie immer den Zwang ihre Umgebung genau zu mustern. Es gab ihr mehr Sicherheit, auch wenn es eigentlich albern war.

       Ganz plötzlich blieb ihr Blick an einem Jungen hängen, der in der letzten Reihe saß. Er hatte die dunkelsten Augen, die sie je gesehen hatte und dunkelbraunes Haar, dass er versucht hatte irgendwie in Form zu bringen. Beim Versuch war es allerdings auch geblieben.

       Trotzdem sah er wahnsinnig gut aus. Das war aber nicht der Grund gewesen, warum er ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.

       Es war die Art gewesen, wie er da saß. Er sah irgendwie unnahbar aus. Das wurde noch dadurch bestärkt, dass sein Banknachbar, trotz der schmalen Sitzplätze, weit möglichst Abstand zu ihm hielt und irgendwie nervös wirkte. Es fehlte nicht viel und er würde auf dem Schoß des Mädchens landen, das direkt neben ihm saß.

      Merkwürdig. Er sieht nicht so, als ob er irgendwem etwas antun könnte, dachte Celina bei sich und genau in diesem Moment trafen sich ihre Blicke.

      Er starrte sie regelrecht an und sie hatte das ungute Gefühl, dass er direkt in ihr Innerstes schauen würde. Sie riss sich los und drehte sich um, so schnell sie nur konnte.

       Oh Gott, sie war sicher feuerrot und ihr wurde richtig warm. Hastig sah sie zu Anne, aber deren Blick war nach vorn gerichtet. Sie konzentrierte sich auf die Vorlesung und Celina versuchte es ihr gleich zu tun. Es wurden Literaturlisten und der Ablaufplan für das neue Semester erläutert und während Celina zwanghaft damit beschäftigt war, aufmerksam zuzuhören, hatte sie immer noch das Gefühl, dass sein Blick auf ihr ruhte. Mit aller Macht widerstand sie dem Verlangen sich abermals umzudrehen und sich zu vergewissern, dass er sie immer noch anstarrte.

      Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich selbst zur Ordnung und versuchte, sich nicht weiter ablenken zu lassen.

      Professor Thompson klärte gerade einige organisatorische Dinge ab.

       «Des Weiteren möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Teilnehmerlisten für die Wochenendexkursion vor meinem Büro aushängen. Die Teilnehmerzahl ist auf zwanzig Personen begrenzt und ich bitte um das Verständnis aller Studierenden, die dieses Mal nicht dabei sein können. Meine Sekretärin wird noch mehrere Folgetermine herausgeben, so dass am Ende hoffentlich alle die Möglichkeit hatten, ihren Schein zu bekommen. Ich wünsche Ihnen noch einen durch und durch erfolgreichen Tag und bedanke mich für Ihre wohltuende Aufmerksamkeit.»

       Mit diesen Worten packte er seine Sachen und verließ unter dem begeisterten Klopfen seiner Studenten den Saal.

       Als Celina sich umdrehte, war der Junge verschwunden.

       «Was guckst du denn da? Los komm schon! Wir wollen gleich mal nachsehen, ob wir zu den wenigen Glücklichen gehören, die gleich beim ersten Mal mit auf die Exkursion gehen», sagte Anne und riss sie aus ihren Gedanken.

       Bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, wurde sie schon wieder aus dem Saal gezogen.

      Das Büro von Professor Thomson lag im zweiten Stock des Hauptgebäudes. Als sie in den Gang kamen, waren sie aber leider nicht die einzigen Neugierigen. Fast fünfzig Studenten drängten sich um das schwarze Brett, um zu sehen, ob ihr Name irgendwo auf der Liste stand. Celina war froh, dass Anne nicht vorhatte, hier zu warten, bis sich der ganze Trubel gelegt hatte. Stattdessen entschieden sie, in die Cafeteria zu gehen und später noch einmal wieder zu kommen.

       Während des Essens schwärmte Anne von ihrer Italienreise, die sie während der Semesterferien mit ihren Eltern unternommen hatte. Voller Begeisterung berichtete sie von Venedig, Verona und all den anderen tollen Städten, die sie während ihres Aufenthalts dort besucht hatte und ganz besonders schwärmte sie von den italienischen Jungs. Typisch Anne! Celina wollte sie gerade damit aufziehen, als Anne auch schon dazu überging, ihr zu erklären, welche Dinge man dort unbedingt gesehen haben musste und was man auch getrost verpassen konnte. Celina war noch nie aus den USA, geschweige denn aus Michigan, rausgekommen und das würde sich sicher auch in absehbarer Zeit nicht ändern. Natürlich hätte sie ihre beste Freundin darauf hinweisen können, aber sie wollte ihr die Laune nicht verderben. Also ließ sie Annes Begeisterung geduldig über sich ergehen und gab sich damit zufrieden, sich ihre Portion Nudeln auch noch einzuverleiben, da Anne eh so viel schnatterte, dass sie nicht wirklich zum Essen kam.

      Gegen halb eins schlenderten sie erneut gemütlich zu Professor Thompsons Büro. Dieses Mal hatten sie mehr Glück. Sie waren ganz allein. Wie Celina bereits erwartet hatte, standen ihre Namen natürlich auf der Liste, weil sie sich ja auch als erste für die Exkursion eingetragen hatten. Als sie ein leises verächtliches Schnauben hinter sich vernahm, schrak sie zusammen. Wieder hatte sie dieses merkwürdige warme Gefühl. Als sie sich umdrehte, sah sie in dieselben mysteriösen dunklen Augen und erstarrte.

       Sie verstand nicht, warum sie so auf diesen Jungen reagierte. Irgendetwas hatte er an sich, dem sie sich einfach nicht entziehen konnte. Ein Blick in seine Augen und sofort hatte Celina das Gefühl, dass sie ihn schon seit Ewigkeiten kannte, obwohl sie ihn heute definitiv zum ersten Mal gesehen hatte. Als er ihren Blick erwiderte, wurde sie abermals rot. Schnell riss sie sich von seinem Anblick los und wollte gerade die Flucht ergreifen, als sie ihn leise vor sich hin fluchen hörte:

       Echt, immer dasselbe. Da kommt man an eine neue Uni und kann sich gleich erst einmal darum kümmern, überhaupt noch in irgendeinen Kurs reinzukommen. Ich hab es so satt. Warum geb' ich mir die ganze Sache überhaupt noch? Irgendwann muss es doch auch mal reichen. Vielleicht hat Cyrus doch Recht und ich werde langsam zu alt dafür…

      Bevor er weiter fluchen konnte, drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an. Er stand mit dem Rücken zu ihr und sie hätte sicher einfach weiter gehen können, aber leider tat sie das nicht.

      Ich geh ihm lieber mit meinem Helfersyndrom auf die Nerven, fluchte sie und bereute jetzt schon, was sie gleich sagen würde.

      Noch bevor sie sich zügeln konnte, waren die Worte auch schon heraus:

       «Reg dich nicht auf. So alt bist du ja nun auch noch nicht. Sprich einfach mit Professor Thomson und erklär ihm deine Situation. Er lässt eigentlich immer mit sich reden und vielleicht fällt ja noch jemand aus. Dann kannst du bestimmt nachrücken.»

       Ganz langsam drehte er sich um. Erst jetzt sah sie, dass seine Augen nicht einfach nur dunkel waren, sie waren tatsächlich nahezu schwarz. So etwas hatte sie noch nie gesehen und sein Blick ließ ihr fast den Atem stocken. Er hielt genau die richtige Balance zwischen Erstaunen und leichter Belustigung, sodass sie sich nicht allzu lächerlich vorkam und wieder hatte sie das Gefühl, dass er genau in sie hinein sah. Bevor die Situation zur Peinlichkeit des Tages ausarteten konnte, sprach der Junge zum Glück weiter:

       «Du hast sicher Recht. Ich werde mal zu ihm gehen und ihm ins Gewissen reden. Übrigens mein Name ist Aaron.»

       Seine Stimme klang so sanft. Celina hätte ihm einfach ewig zuhören können. Sie brauchte einen Moment bis ihr klar wurde, dass er darauf wartete, dass sie sich auch vorstellte.

       «Celina», stotterte sie leise.

       Sie musste unbedingt gehen, bevor sie sich noch mehr blamierte.

       «Okay, wir müssen dann mal weiter. Man sieht sich», murmelte sie und ging schnell davon.

       Dabei konnte sie sich nur glücklich schätzen, dass ihre Beine sie in diesem Moment nicht im Stich ließen und sie stolperte. Immer noch spürte sie seinen Blick auf sich ruhen und war nur froh, dass Anne schweigend neben ihr lief und sich erst einmal jeden dummen Kommentar verkniff. Das hielt sie genau so lange durch, wie es dauerte, um die nächste Ecke zu biegen.

       «Was