Er hatte sich vorgebeugt und Philippine ernst angesehen. „Mit dir kann ich doch offen reden, oder nicht? Menschen, die einen Makel haben, sind für vieles aufgeschlossener als die makellosen.“
„Ich habe keinen Makel!“, hatte Philippine energisch ausgerufen.
*
Sie erwachte im Morgengrauen. Als sie die Augen aufschlug, sah sie Maxence. Er stand im Raum und streckte die Arme nach ihr aus. Erschrocken schloss sie sie wieder. War er ihr gefolgt? Wusste er wessen Tochter sie war? Oh, das durfte nicht sein! Es würde den Schimmer Hoffnung zunichte machen, der ihr einziges Licht war in diesem schummrigen, erstickenden Dasein. Ja, sie hielt sich an diesem Schimmer fest. Sie pflegte ihn, polierte ihn mit ihrem Wesen, ihrer Wissbegierde. Es war absurd an seine Liebe zu glauben. Ein Bündnis zwischen dem Edelmann und der Tochter des Folterers war ebenso undenkbar wie das Ende der Könige. Maxence aber machte ihr Mut. Er kämpfte für seinen Traum, er riskierte dabei sogar sein Leben. Sie wollte ihm in nichts nachstehen. Weder an Schönheit, Bildung, noch an Mut. Auch sie würde für ihren Traum kämpfen.
Sie rieb sich die Augen und setzte sich im Bett auf. Niemand war da, außer Frieda, die hinter dem trennenden Vorhang tief atmete. Ihre Gedanken an Maxence waren so stark, dass sie für einen Moment geglaubt hatte, er stände leibhaftig im Raum. Wie sehr musste sie ihn doch lieben!
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