Begonnen hatte Coron's Untergang mit dem Wahnsinn, dass ein jugendlicher Prinz seine herrschenden Eltern umgebracht hatte! Und nach und nach all die anderen Angehörigen seiner Familie. Zunächst heimlich, mit magisch geladenen Flüchen, die sich in tödliche Unfälle wandelten. Doch dieser Prinz machte nicht einmal vor seinen Untergebenen halt und vergiftete heimtückisch alle Brunnen im Lande, damit es keinen gab, der gegen ihn sprechen konnte. Das Volk floh aus der Provinz und das ganze Reich Mantineia begann zu verwaisen. War dieser Jüngling wahnsinnig?
Nein! Ihn hatte nur ein rachelustiger Dämon aus der alten Götterwelt beseelt. Ihn, Jucon Alde'Atair Am' Corona de' Mantineia, traf nur soweit eine Schuld, in dem er Gefallen fand am Spiel über Leben und Tod.
Wenn Petrarca erwachte und erfuhr, bei wem sie gelandet war, und die alten Geschichten kannte, würde sie ihn verurteilen. Und wenn sie nichts von der mantineianischen Atair-Legende wusste? Die Antwort würde der Lord erst finden, wenn er das Mädchen mit seinem Namen konfrontierte.
Unbeweglich stand der Lord an ihrem Bett wohl noch zwei Stunden und nagende Fragen plagten ihn. Sie erwachte unerwartet und plötzlich. Verwirrt richtete sich ihr Blick auf das Zimmer und schließlich auch auf ihn. Sie brauchte eine Weile bis sie der Situation bewusst wurde, sich an das was geschah erinnerte und wo sie sich befand.
Stumm fragend schaute sie ihn an. Jucon erriet den Sinn ihres verwirrten Blicks, der gleichsam auch seine eigenen Fragen beantworten dürfte. "Willkommen auf Schloss de' Altair Am' Corona-Mantineia", erwiderte der Lord trocken.
Ungläubig starrte Petrarca ihn nur an und fragte schließlich: "Dann seit ihr Lord Jucon Alde'Atair!"
Während er nickte, wusste er, dass wenn sie seinen Namen kannte, auch von der blutigen Legende gehört hatte. Die Konfrontation war da. Ihre Reaktion bleib noch aus...
Petrarca schüttelte den Kopf. "Nein!"
Er versicherte ihr nichts zu tun und bot ihr Kleidung aus der Truhe an, auf deren Deckel sich jahrzehntelanger Staub niedergelegt hatte. Dann verließ er den Raum.
Das Entsetzen steckte ihr tief in den Knochen, als die Frau aus dem Bett stieg. Unwillkürlich überkam sie ein kurzer Schwindel. Sie überwand ihn und öffnete die Truhe mit zitternden Händen. Zuoberst lag ein prächtiges senffarbenes Kleid. Ohne groß zu überlegen kletterte sie hinein.
Wie ein wilder Schwarm Bienen waren ihre Gedanken und Gefühle. Sie kämpfte gegen die eigene Selbstaufgabe. Verursacht von den Misshandlungen der Vergangenheit und dem neuhinzugekommenen Schrecken in das Netz eines blasphemischen Dämons geraten zu sein. Sie wusste von seinen Morden an seinen Eltern, Verwandten und dem eigenen Volk. Mochte dies auch lange vor ihrer Geburt geschehen sein, so bestärkte seine reale Existenz sie in ihrem Glauben an Furcht und Vorsicht, Lebenswille und Flucht.
Als behelfsmäßige Waffe fand Petrarca eine Haarnadel, die Hand lang und aus gehärtetem Walknochen war. Sie versteckte sie im Saum ihres linken Ärmels. Petrarca schlich zur Tür und lauschte zunächst, aus Angst er könne draußen auf sie warten. Doch es war nichts zu hören. Absolute Stille herrschte, obgleich es erst Spätnachmittag war - was aber wegen des ständigen Nebelscheiers und dem schattenreichen Mauerwerk kaum auszumachen war.
Petrarca huschte in den Gang. Barfuß nahm sie die linke Abzweigung des gespenstischen Korridors und gelangte nach zwei kurzen Biegungen an die Galerie, die um die Empfangshalle ging. Mehrere Treppen führten in bestimmten Rhythmen in die untere Etage. Nur ihre leise tapsenden Schritte waren zu vernehmen, als sie das Eingangsportal unten erreichte.
War es beim Eintritt der Räuber noch offen gestanden, so war es nun fest verschlossen und nicht aufzubekommen. Petrarca bemühte sich umsonst. Sie zerrte und riss mit aller Kraft an dem Schließmechanismus, doch die Tür blieb verschlossen.
Dafür erklang ein kratzendes Geräusch. Die Frau fuhr erschrocken herum. An der Haupttreppe ihr gegenüber erschien Jucon. In seiner Hand lag ein Messer, mit dessen Spitze er über die Metallummantelung des Geländers kratzte, während er bedächtig langsam die Stufen hinab schritt.
Der Lord hatte schon fast die Halle erreicht, als Petrarca aus ihrer Starre erwachte und nach einem Fluchtweg suchte. Sie entschloss sich nach rechts zu gehen. Jucon folgte ihr nach.
In ihren Augen las er die Furcht und die Erkenntnis seiner Legende. Er brauchte sie in ihrem Zustand nicht. Aber er wollte sie auch nicht so einfach gehen lassen. Nicht dass sie anderen von seiner Existenz erzählte und sie hier her kommen würden, um ihn zu richten. Aber nicht nur er wollte die Benevenxianerin nicht gehen lassen, auch das Schloss selbst hatte seine Tore verschlossen und würde Petrarca nicht fort lassen.
Am Ende des Korridors rüttelte die Frau an Türen, die sich ihr nicht öffnen wollten. Ihr blieb auch nicht mehr die Gelegenheit einen anderen Gang entlang zu rennen, da der Lord bereits an der letzten Biegung aufgetaucht war.
Petrarca war verloren. Blieb nur noch die Art ihres Todes.
Sie hielt die Haarnadel verborgen in ihrer Hand und trat mit zögernden, bebenden Schritten näher. Sie war unfähig ihm in die unheimlichen Augen zu sehen. Auch vermied sie in sein schönes Gesicht zu sehen. So starrte sie nur irgendwo in die Schatten, konzentriert auf das, was sie vor hatte.
Etwas über eine Armlänge trennte sie noch voneinander. Unerwartet plötzlich überwand Jucon diese kurze Distanz. Mit einer Hand umschlang er die Frau und riss sie an sich. Fordernd berührte er ihre Lippen zu einem unbedeutenden Kuss. Gleichzeitig jedoch stach er mit der anderen bewaffneten Hand das Messer in den ungeschützten Leib. Über den Schmerz in ihrer Seite ließ sie die Nadel fallen, die kaum ein Geräusch in der Stille verursachte.
Jucon ließ die blutende Frau los. Ungläubig und gebrochen starrte sie zu ihm auf. Erschreckend langsam sank sie zu Boden, während sie ihre Hände auf die tiefe Wunde presste. Tränen verschleierten ihren Blick, mit blutiger Hand griff sie nach ihm. Haltsuchend, während sie niedersank, benetzte ihr Blut seinen makellosen Körper und ihr Griff riss ihm das Tuch von den Hüften.
Das viele Blut tränkte das senffarbene Kleid unansehnlich braun und bildete eine Lache um die niedergestreckte Frau. Ein höllisches Feuer legte sich über die fliederfarbenen Augen des Lords und er kniete sich zu ihr herab. Eine Erinnerung an ihren nackten badenden Körper schob sich in sein Gedächtnis und erregte ihn. Sein Phallus richtete sich auf und er schob ihr eilig den Rock bis über die Hüften. Spreizte der schwerverletzten die Beine und tastete ihre Scham mit den Fingern ab. Schwach versuchte sie sich zu wehren, schrie stöhnend und ergab sich ihrem Schicksal. Hart stieß der Lord seinen steifen Schwanz in sie hinein, schob sich vor und zurück und genoss ihre Hitze. Ein dämonisches Knurren entwich seinen verzerrten Lippen, als er sich zum Höhepunkt brachte. An das letzte Mal hatte er keinerlei Erinnerung mehr, so viele Jahrzehnte musste es zurück liegen. Jucon zog sich zurück und fuhr sich kurz über das schlaffer werdende Geschlecht. Dann zog er Petrarca den Rock über die Beine und blickte ihr in die glasig grünen Augen. Sie lebte noch, starrte ihn flehentlich an. Doch gegen die Grausamkeit seiner satanischen Seele hatte sie ihm nichts anzubieten, nicht mal ihren vielfach geschändeten Körper. Er griff nach dem Messer, das er neben sich auf den Boden gelegt hatte und zog die Klinge gnadenlos über die zart zitternde Kehle.
Den Leichnam der Frau entsorgte er über dem Austritt hinter der Waschküche. Er blickte ihr nicht nach und war schon aus dem Raum, als ihr Körper auf dem Haufen der Räuberleichen aufschlug.
Der Hengst war missgelaunt, weil Jucon ihn den ganzen Tag vernachlässigt im Garten zurück gelassen hatte. Nun in den späten Abendstunden gönnte er sich und Hel doch noch einen strengen Ausritt. Nach Sonnenuntergang schoben sich die Nebel und Schatten dichter zusammen und schluckten alles Licht.
Der Lord fand seinen Weg auch in tiefster Finsternis. Er lebte seit vielen Jahrzehnten hier und kannte jeden Stein des Schlosses. In seinem Schlafgemach erwartete ihn Wolof und japste freudig bei seinem Erscheinen. Der Schlaf und die Magie hatten den verwundeten Wolf gestärkt.
Jucon Alde'Atair legte Armbänder und Gürtel auf das Tischchen neben der Tür ab, und warf sich dann auf das schmutzige, blutbesudelte und ungemachte Bett. Es war zur Abwechslung