»Ein Glück«, dachte ich, »du warst im letzten Jahr noch nicht hier. Du bist unschuldig.«
Aber auch den anderen traute ich diese Schandtat nicht zu. Dafür waren alle viel zu engagiert und zu ehrlich. Es stellte sich glücklicherweise heraus, dass weder Matts Crew noch Audreys etwas damit zu tun hatten, da sie während der gesamten Saison nicht einmal in der Nähe des verdächtigen Blocks waren. Die weiße Weste blieb somit rein und fleckenlos. Das Team einer anderen Firma wurde stattdessen schuldig gesprochen. Tja, wenn man schon solch einen Mist baut, muss man ihn wenigsten richtig bauen, so, dass keiner was mitbekommt.
Wer jetzt denkt, 2.000 Bäume am Tag zu pflanzen, wäre unter den hier gegebenen Bedingungen ein Ding der Unmöglichkeit, der irrt. Das erledigen die `Highballer´. Während ich mit meinen 1.300 Bäumen eher als Durchschnitt, also als stinknormaler `Baller´ durchgehe, schafft so ein `Highballer´ meist das Doppelte - im Gegensatz zum gemeinen `Lowballer´, der lieber zu Hause geblieben wäre, um seine Zimmerpflanzen zu pflegen. Und dann wären da noch die `Ultrahighballer´. Das sind die völlig Verrückten, die selbst die `Highballer´ um Längen schlagen. `Ultrahighballer´ sind absolut schmerzfrei, lassen ihre ganze Energie im Wald, haben alle Tricks und Kniffe raus und ihre Pflanztechnik bis in den kleinen Zeh optimiert. Zudem ist meist auch ihre Ausrüstung entsprechend aufgemotzt oder aufgepimpt, wie es heutzutage so schön heißt. Manche werden zu richtigen Erfindern und basteln in jeder freien Minute am Equipment. Der billige Plastikverschluss des Hüftgürtels wird zum Beispiel gegen das Metallmodell eines Autogurtes ausgetauscht. Oder man befestigt eine zusätzliche Ledertasche. So ist man in der Lage, noch mehr Bäume auf einmal einzupacken, und kann ohne ständiges Nachfüllen länger als alle anderen im Feld bleiben. Es gibt unbegrenzte Möglichkeiten. Ein ganz eifriger Kollege aus Matts Crew stopfte in seine vier Ledertaschen sogar jeweils einen leichten Aluminiummülleimer. Dadurch waren sie immer kreisrund geöffnet, steif und fassten noch mehr Bäume, die sich umso leichter greifen ließen. `Highballer´ und `Ultrahighballer´ rennen so schon mal mit 600 und mehr Bäumen auf einmal los. Sie rammen sie wie im Wahn ins Erdreich und laden sofort die nächsten 600 Bäume nach. Ein weiterer Trick, um Kraft und Energie zu sparen, ist es, das Blatt des Spatens schmaler zu sägen. Dadurch verliert der Spaten leicht an Gewicht. Das macht bei den unzähligen Wiederholungen der gleichen Bewegung während einer Schicht einiges aus.
Bei mir verlor nicht der Spaten an Gewicht, sondern ich. Ganze 7 Kilo innerhalb von drei Wochen. Viele würden sich darüber freuen, aber nicht ich. Denn 7 Kilo sind eine Menge, bedenkt man, dass ich schon nicht übermäßig Körperfett gebunkert habe. Der Verlust begründete sich schlicht und ergreifend darin, dass ich mir gar nicht so viele Kalorien anfressen konnte, wie durch den täglichen Waldhindernislauf verbrannt wurden.
Und ich kann essen!
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