Escort Weihnachten. Natascha Young. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Natascha Young
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783746776330
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Preis«, gab Markus zu.

      »Der Preis?«, wiederholte ich. Wann genau war ich denn zum Echo geworden? Dann begriff ich und brüllte ihn an: »Bist du irre? Du hast doch wohl nicht eingewilligt?«

      Der Jurist vor mir sah zu Boden und wurde nun immerhin rot. Nur weil er seine Traumfrau bei dem Begleitservice gefunden hatte, musste er doch nicht mein Leben verpfänden!

      »Deine Idee – dein Preis!«, wetterte ich.

      »Elle würde mir die Lunge rausreißen«, lachte Tom, schüttelte sich dann aber bei dem Gedanken, alle Weihnachtsfeiertage mit einem Office-Escort als Sidekick zu verbringen.

      Zu Recht!, dachte ich böse.

      »Aber du hattest so viele blöde Weihnachten, direkt vor dem blöden Silvester …«, begann Markus kleinlaut.

      »… da haste dir gedacht, ich will alles Gute nachholen?«, fragte ich und fiel unbewusst ins Platt zurück. Dabei setzte ich mein Glas so heftig ab, dass der Inhalt überschwappte und sich eine bernsteinfarbene Pfütze auf dem Tisch ausbreitete.

      »Alles Gute?« Dieses Mal war es an Tom, Echo zu spielen. »Dann freu dich doch!«

      »Hallo? Erde an Tom? Ich hasse Weihnachten!« Ich stand auf, um einen Lappen für den Tisch zu holen.

      »Aber doch nur, weil die letzten so schrecklich waren.«

      Während ich die Pfütze entfernte, dachte ich über die Aussage nach und nickte schließlich. Wahrscheinlich hatte Markus Recht. Ein schönes Weihnachten wäre wirklich mal eine nette Abwechslung!

      Gerade als ich mich mit dem Gedanken abgefunden hatte, Weihnachten nicht zu arbeiten und mich auch nicht vor meiner Familie verstecken zu müssen, weil ich als Single viel zu viel ungewollte Aufmerksamkeit und gut gemeinte Ratschläge bekam, versetzte mir Markus mit seiner Aussage den Todesstoß. »Der Flug ist auch schon gebucht.«

      Flug?« Ich erstarrte, als habe er einen Wasser eiskalten Wassers über mich geschüttet und dann die Temperatur noch weiter heruntergedreht. Wenn ich nicht nach Deutschland zu meiner Familie fliegen würde – wohin dann?

      »Hatte ich das noch gar nicht erwähnt? Das Weihnachtswochenende trifft sie sich mit ihrer Familie in Island.«

      Ohne zu zögern warf ich den nassen Lappen nach Markus und mein Geschäftspartner floh lachend aus meinem Büro. Trotzdem verspürte ich eine grimmige Befriedigung, bei dem Gedanken an sein für Sekunden überraschtes Gesicht.

      Erst nachdem ich meinen Tisch trockengerieben hatte, fiel mir ein, dass noch ganz viele Fragen offen geblieben waren. Also eigentlich alle.

      Die Liste reichte vom Aufenthaltsort bis zur Dauer meines Zwangsurlaubs bis hin zu: Wann würde ich die Dame treffen.

      Ich öffnete meine Bürotür, die Markus hinter sich zugeknallt hatte, starrte in das leere Großraumbüro, dann auf die Uhr. Erst danach rief ich nach Markus und wartete ungeduldig.

      Sekunden später stand ich in seinem Büro. Es war ebenfalls leer – bis auf einen Zettel mit einem lachenden Gesicht.

      Ich knurrte und griff nach meinem Handy. Natürlich hatte er es ausgeschaltet! Das würde ein langes Wochenende werden!

      Dann fiel mir ein, dass Markus bis Weihnachten Urlaub hatte und mein Fluch hallte durch die ganze, verdammte, leere Etage.

      Ein Albino-Engel

      Missmutig stieg ich aus dem Flugzeug und meine Laune sank noch weiter – vermutlich um sich der Temperatur anzupassen.

      Tom hatte sich tatsächlich nicht mehr blicken lassen, der fiese Drecksack! Und selbst die Tickets waren per Post gekommen – zusammen mit den restlichen Infos.

      In einem Anfall ungewohnter, privater Weisheit hatte mein Kompagnon alle Spuren beseitigt, die Informationen zu dem Escort-Service aufwiesen. Und sein guter Freund Alfred, dem der »Office Escort« gehörte, leugnete, etwas mit der Sache zu tun zu haben. Leider war Alfred nicht nur unser Klient, sondern ich mochte ihn – sofern man das nach telefonischen Kontakten beurteilen konnte – auch gut leiden, weswegen ich ihn nicht des Schwindelns bezichtigte. Aber durch sein beharrliches Leugnen und Toms Abtauchen konnte ich mich nicht aus der Verabredung stehlen. Nur zu gerne wäre ich nicht geflogen und auch das Aufreißen einer hübschen Silvesterbegleitung fand ich plötzlich extrem reizvoll.

      Selbst auf dem Flug waren mir Frauen untergekommen, die ich jederzeit hätte haben können. Sogar eine Verheiratete und eine Verlobte mit zwei Kids. Ich seufzte und sah mich um.

      Der Flughafen war genauso, wie es sich gehörte: Voller Boutiquen, die kein Mensch brauchte und zwei Fast Food … nennen wir sie mal »Restaurants«, in denen ich nur essen würde, wenn mir durch eine Zombie-Epidemie keine andere Wahl mehr bliebe.

      Immerhin war es schön, die Ankommenden und ihre erwartungsvollen Abholer zu beobachten: die Freude und das Strahlen, das man mit keinem Geld der Welt kaufen konnte.

      Auf mich wartete auch jemand: Eine unscheinbare, dralle Frau mit einem überdimensionalen Schild auf dem mein Name stand: Ellie Sleoin.

      Immerhin hatte die Frau ein hübsches Gesicht und freundliche Augen, die mich fast vergessen ließen, dass ihre Nase so rot war, wie ihre Jacke. Wie sie es trotz dieser Farbe schaffte, beinahe mit dem Hintergrund zu verschmelzen, war mir ein Rätsel.

      War das die Dame, für deren Begleitung ich immens viel Geld – und genauso kostbare Freizeit – opferte? Oder die Schwester, die eine Wette verloren hatte? Vielleicht aber auch nur ein Abholservice?

      Innerlich strich ich all diese Fragen wieder, da ich keine von ihnen stellen würde. Falls meine Abholerin diejenige welche war, wäre sie beleidigt – keine Frau hörte gerne, dass sie nicht schön war.

      Glück hatte ich trotzdem, denn sie beantwortete die Frage von sich aus.

      »Hei, Sie sind mein Weihnachtsdate?«, erkundigte sie sich in einem schrecklichen Dialekt und lächelte mich an, als ich zögerte.

      Ich nickte beklommen, weil ich widersinnig enttäuscht war. Ich hatte nichts erwartet und mit nichts gerechnet … und leider hatte ich genau das bekommen!

      Meine innere Stimme würgte ob der Lüge. Mit einem Model hatte ich gerechnet, einer heißen Begleiterin, nach der sich alle anderen Männer die Finger lecken würden. Charmant und witzig und sexy. Stattdessen stand ich vor einem Albino- Landei, das dieser seltsamen Kämpferin aus »Game of Thrones« Konkurrenz machen konnte. Naja, der Hälfte von ihr, denn sie war eher ein Albino-Zwerg, denn eine große Kriegerin.

      »Mia«, stellte sie sich vor und schien nichts von meinen Gedanken und meinen Ressentiments mitbekommen zu haben. Dann drückte sie meine Hand, wie es sicher auch oben genanntes Mannweib getan hätte.

      Das muss ein Irrtum sein, dachte ich und klammerte mich an meinem Koffer fest.

      »Für dich habe ich auch eine Perücke mit«, erklärte sie wieder mit diesem schrecklichen Dialekt. Wenn ich den die ganzen Feiertage lang würde hören müssen, bestand eine gute Chance für einen Amoklauf meinerseits. Trotzdem war es etwas anderes, was mir gerade massiv aufstieß.

      »Perücke?«, wiederholte ich irritiert.

      »Tom hat die Infos wirklich nicht weitergegeben?« Sie musterte mich, als sei alles meine Schuld. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie meinte – ganz ohne Dialekt: »Dein Freund kann dich nicht leiden, oder?«

      »Den Verdacht habe ich auch!«, gab ich angesäuert zurück. Schön, dass jeder auf meine Kosten Spaß hatte. Seltsamerweise hatte ich nämlich das Gefühl, ich würde das schlimmste Weihnachtsfest aller Zeiten erleben.

      »Fiona ist dieses Jahr mit dem Motto des Weihnachtsfotos dran … meine Schwester … und das Ergebnis ist … ach, du wirst schon sehen«, erklärte Susie ein wenig abgehackt und viel zu hastig, als dass ihre Fröhlichkeit echt rüberkam.

      Statt weiter zu erklären, steuerte sie mich auf ein Auto zu, das eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte: einen