Fazit: Frauen können besser mit Geld und Gefühlen umgehen – also sollten sie politisch die Gelegenheiten ergreifen, um für Heilung von Mensch und Kultur einzutreten. (Um es gleich vorweg zunehmen: Nicht mehr zu den gegenwärtigen Honoraren und nicht mit einem derartig eingeschränkten Berufsrecht!) Männer können diese Dinge laut Untersuchungsergebnis nicht (so gut) – aber sie sollten es lernen. Sie sollten sich nicht mit einem (verantwortungslosen) Eingeständnis à la „Ich Mann, ich inkompetent“ davonstehlen können: Also sollten sie besser lernen, mit Geld umzugehen, lernen, Kinder gesund zu pflegen und Frauen liebevoll wie mitfühlend zu behandeln und Männer sollten Frauen ernst nehmen: und sich selbst gleichfalls. Das sollte Männern zu denken geben – und sie müssen sich fragen lassen, was sie eigentlich wirklich besser können als Frauen. (Aber bitte nur gesellschaftlich Relevantes!)
Die drei Bereiche Gefühl, samt Heilungsprinzip, Kapital und Organisation des Lebens sind die tragenden Pfeiler einer Kultur (neben der Gebärfunktion, die jedoch jetzt tatsächlich nicht zum neuen Politikum werden sollte). Männer jonglieren vor allem mit drei Dingen, mit denen sie sich vor Frauen setzen und sie blockieren: körperliche Kraft, nimmermüder Kampfgeist und unbedingter Siegeswille. Die Geschlechtsteile und deren Überbewertung lasse ich – völlig unüblich in unserer Kultur – in dieser Gegenüberstellung mal außer Acht.
Das erste Ziel der „Gleichstellungsdebatten“ sollte daher sein, dass Männer und Frauen sich selbst schätzen und ihre eigene „Andersartigkeit“ annehmen und gesellschaftlich mit einbringen ohne ständig der Gefahr der Abwertung ausgesetzt zu werden. Es ist ein Holzweg, wenn das eine Geschlecht dem anderen „Gleichheit“ und „Gleichstellung“ verbal anbietet oder gar gesetzlich glaubt, einräumen zu können: Die Beziehung bleibt charakterisiert durch einen Geber, Mann, und Nehmer, Frau! Damit bleibt die Hierarchie der Geschlechter gewahrt. Denn das Problem geht tiefer, als die „äußere“ Einteilung der Geschlechter inklusive der „einfachen“ kulturellen Rollenzuschreibung glauben macht. Der einzige Weg zur gegenseitigen Akzeptanz führt über die Annahme der eigenen Gefühle und die Akzeptanz des Andersseins von Mann und Frau.
Ein erster Schritt wäre die Freihaltung des Gesundheitswesens von männlicher Effizienz und Vermarktung von Mensch, Patient und kapitalisierter (Schein-)Heilung. Es muss selbst in einer kapitalistischen Kultur Grenzen geben, die unantastbar sind und nicht vermarktet werden dürfen.
Für das Gesundheitswesen bedeutet das, die menschlichste und die effizienteste Lösung unter der Wertsetzung „Heilung“ zu suchen. Der gegenwärtige Wettbewerb ist es jedenfalls nicht, der gesund macht: er ist von der Wurzel her zerstörerisch und macht krank (vgl. Band 1-1.2). Doch derzeit funktioniert die Gesundheitswirtschaft wie jedes andere Business in unserer kapitalistischen und durch Wettbewerb gesteuerten Marktwirtschaft − mit denselben zerstörerischen Auswirkungen. Das Verständnis vom Menschen und die grundsätzliche Sichtweise auf Mensch und Gesundheit werden zugunsten der Gewinnmaximierung manipuliert.
Mit der Ausmerzung des Menschenbildes der Psychologischen Psychotherapie in der Gesellschaft und der Abwertung ihrer Anschauungen, wie Menschen zu heilen sind, werden Patienten zu Material, das einen Strichcode bekommt und, medizinisch verwaltet, zu Geld gemacht wird. Wie man Menschen zu Material innerhalb einer Wirtschaft umgestaltet, um es gewinnbringend und den gesellschaftlichen Kapitalinteressen und männlichen Interessen untergeordnet, davon berichtet u. a. das vorliegende wie auch der Band 3 zur Heillosen Kultur.
Eine Gesundheitswirtschaft mit Psychologischen Psychotherapeuten ist nur denkbar, wenn sie nicht mehr selbständig denken, sondern sich nur noch den Interessen der ärztlich-politischen und männlichen Wirtschaftsinteressen unterordnen. Damit aber ist der Auftrag der Psychologischen Psychotherapie gesellschaftlich verfehlt; denn sie hat letztlich das Verhalten von Menschen zu erklären, Konflikte zu analysieren und Gefühle zu lösen – vor allen Dingen aber hat sie die Aufgabe, einer Gesellschaft mitzuteilen, was sich in Menschen abspielt und Grenzen aufzuzeigen, was Menschen nicht mehr zumutbar ist. Diese Art von Kulturanalyse ist selbstbewusst und unabhängig vorzunehmen. Damit hat dieser Berufsstand genau betrachtet, eine wichtige politische Funktion in dieser durch Männer und Kapital dominierten Welt.
Mit dem Berufsinhalt, sich um Gefühle zu bemühen und sie zu verstehen oder nachzuvollziehen, Beziehungen zu kurieren, Konflikte zwischen und im Menschen beiderlei Geschlechts zu lösen und Verhalten zu erklären, befindet sich dieser Berufsstand im Herzen dessen, was gesellschaftlich abgewertet und nebenher, nicht extra zu betonen und hervorzuheben, zu laufen hat. Gefühle sind für Männer nicht von Belang, schon gar nicht in der Wirtschafts- und Finanzwelt. In der Freizeit erwarten sie freilich dann umso selbstverständlicher Gefühle von Frau(en) und Kind(ern), wenn es ausschließlich um sie, die Männer, geht. Es nimmt nicht wunder, dass der Berufsbereich der Psychologischen Psychotherapie an allerletzter Stelle der ärztlichen Berufshierarchie rangiert. Zusätzlich wurde das gesamte Gesundheitswesen auf den Stand einer Gesundheitswirtschaft nicht nur mittels rationaler Überlegungen, sondern mittels wirtschaftlicher Effizienz ungeachtet menschlicher Kriterien, wie mit Mensch und Patient umzugehen ist und was in Behandlungen unabdingbar im Mittelpunkt im Sinne von Gesundung und Heilung zu stehen habe, durchorganisiert. Damit wird mit männlichen Vorstellungen und wirtschaftlichen Einsatz effizienter Maßnahmen ein elementarer, intimer und durch Gefühle und Kompetenz getragener Beziehungsbereich, den Arzt-Patient-Beziehungen zweifellos darstellen, „objektiviert“, sprich zur Ware umfunktionalisiert: Gefühle, (weibliche) Intuition, Mitgefühl, Zuhören und Verstehen ebenso wie individuelle Behandlungsinhalte werden zugunsten von zu erfüllenden Zeiteinheiten ausradiert, wegrationalisiert, und durch Behandlungsmodule ersetzt, die möglichst wie am Fließband am Patienten ausgeführt werden. Nicht selten mit Stoppuhr, um die vorgegebenen Zeiteinheiten auch einzuhalten. Die Medizin-Maschinerie wird perfektioniert und ökonomisiert. Das schlimmste jedoch ist, Behandlungen für die Wirtschaft freizugeben, die ausschließlich Gewinne in diesem Markt erzielen will. Effizienz wird als Beleg für Qualität bevorzugt. Gefühle werden ausradiert und damit abgewertet. Ein Gutes Morgen wird selbst im Pflegebereich ausgemerzt, weil keine Zeit für ein kurzes Gespräch in den ökonomischen Leitlinien vorgesehen ist. Krankheiten werden auf Symptomebene in Augenschein genommen und gesellschaftliche Ursachen wie existenzielle Nöte zu bedeutungslosen Schnörkeln von Behandlungen abgewertet oder ganz ausgeschaltet. Menschen haben auszuhalten, was in der Männerwelt an Untersuchungsbedingungen und Untermethoden ersonnen wird und wie sie durchzuführen sind.
Eigentlich ist es fast nicht nachvollziehbar, weshalb Psychologische Psychotherapie, generell die Diplom-Psychologie und die Diplom Pädagogik, keine politische Funktion im Sinne eines Schutzes für Menschen als Berufsinhalt gesellschaftlich formulier(t)en. Eine mögliche Erklärung, die der geschlechtspezifischen Abwertung von Frauen und Gefühlen folgt, ist gerade mitgeteilt worden. Auf diesem Strang liegt auch die generelle gesellschaftliche Abwertung von Psychotherapeuten, ob psychologischen oder ärztlichen, auch wenn in den vergangenen Jahren diesbezüglich offiziell ein kleiner Wandel von statten ging – im Inneren der KV-Hierarchie innerhalb der Ärzteschaft und Standesorganisationen selbst, ist es beim alten geblieben. Ebenso verhält es sich in der gesamtgesellschaftlichen Maskenbildung: Nach Außen tut man modern, aufgeschlossen und stellt Psychotherapie wie selbstverständlich vor, aber hinter der Kulisse läuft es völlig anders. Die Zwiespältigkeit resultiert aus der generell gespaltenen Haltung dem Weiblichen gegenüber:
Einerseits wollen Männer Frauen, aber sie behalten sich vor,