Sally - Magierin wider Willen. Edgar Sigmanek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Sigmanek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741835315
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ist, am gefährlichsten. Nun sollten wir uns aber beeilen. Der Weg ist nur noch kurze Zeit offen. Er ist nur unseretwegen aufgemacht worden. Diese Bäume beschützen uns vor Eindringlingen. Bisher hat es noch niemand geschafft, durch sie bis zu uns vorzudringen.”

      Schweigend gingen sie den Weg durch den fremdartigen Wald entlang. Aus seiner Tiefe drangen leise Geräusche an sie heran. Es schien so, als würde jemand stöhnen und aus einer anderen Richtung waren Klagelaute zu hören.

      “Was sind das für Laute?”, flüsterte Sally leise.

      “Das sind die Verdammten, die nicht so viel Glück hatten wie du”, sagte die Elfe.

      “Sie waren so unvorsichtig, die Blätter zu berühren und irren nun bis in die Ewigkeit in diesem Wald umher. Erst wenn sie von einem Bulk erlöst werden, werden sie selber zu einem Baum und fangen unvorsichtige Wanderer oder Eindringlinge. Sie machen keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Sie ziehen jeden in ihren Bann, der sich ihnen zu weit nähert.”

      Als Sally sich umblickte, sah sie, wie sich weit hinten die Äste neigten und den Weg somit verschlossen. Schon längst war die Lichtung nicht mehr zu sehen. Dafür weitete sich vor ihnen der Weg und gab den Blick auf ein kleines Dorf frei. Immer mehr Einzelheiten waren zu erkennen. Die Häuser, kreisförmig angeordnet, hatten alle nur ein Stockwerk, und ein fünfeckiges Dach, das in einer Spitze endete. Auf dieser befand sich eine goldene Kugel, die Dächer aber waren silberfarben. Sie hatten kleine Fenster und Türen mit einem Rundbogen. Vor einigen Häusern brannten kleine Feuer, über denen Kochtöpfe hingen, aus denen es dampfte. Zwischen den Häusern tobten Kinder und hier und da standen in kleinen Gruppen Leute zusammen und diskutierten. Sie hatten bunt schillernde Kleidung an und einige trugen breitkrempige Hüte. Als sie von den Ersten Bewohnern bemerkt wurden, kam plötzlich Bewegung in die Menschen. Sie kamen auf einmal auf sie und die Elfe zugestürmt, wild mit den Händen in der Luft rumfuchtelnd. Hier und da konnte sie einige Wortfetzen auffangen:

      “.. .st sie ja. .iedergeko n.”

      Auf einmal wurden sie von Männern mit Langbögen umringt, die alle auf Sally zielten.

      “Halt!”, rief Elmona. Sie hat mich gerettet, sie will uns nichts Böses tun.”

      Erst zögerten sie noch, dann nahmen sie aber doch einer nach dem anderen die Bögen herunter, immer darauf bedacht, sofort wieder auf sie anzulegen, wenn sie eine verdächtige Bewegung machen würde. Die Menschenmenge war auf einmal verstummt und blickte gebannt mal auf Sally und mal auf die Elfe. Die Elfe setzte zum Reden an:

      “Liebe Freunde, dieses Mädchen hat mich vor den Boten der schwarzen Saldera gerettet. Ihnen zu trotzen hat bisher noch niemand gewagt. Sie hat sich damit ihren vollen Zorn zugezogen. Vielleicht ist sie ja aber auch diejenige, von der unsere Legenden erzählen, die Unscheinbare mit dem reinen Herzen, die uns von dem schwarzen Übel befreien kann.”

      Sallys Augen wurden immer größer und ihr Mund blieb offen stehen. Alle blickten nun voller Hoffnung auf sie.

      “Aber das waren doch nur zwei kleine Vögel”, stammelte sie.

      Doch die Elfe winkte ab. “Sie wären niemals vor dir geflüchtet, wenn du nicht eine besondere Ausstrahlung hättest. Ich habe dir doch gesagt, das Unscheinbare ist oftmals das Gefährlichste. Sie wären ohne weiteres in der Lage gewesen, dich in tausend Stücke zu zerreißen.”

      Jetzt lief Sally doch ein kalter Schauer über den Rücken. “Aber nun komm erst einmal mit, ich glaube ich bin dir einige Antworten schuldig.” Mit diesen Worten ging sie in Richtung des Stadtzentrums, wo sich ein wunderschöner Palast vor den Häusern abhob. Die Fenster waren aus buntem Glas, die Dächer golden und 5 Türme um den Palast angeordnet. Auf jedem dieser Türme stand einer der Langbogenschützen, den Blick immer wieder gen Himmel gerichtet. Die Sonne stand nun hoch im Zenit.

      Sie hatten den Palast erreicht, umringt von einer großen Menschenmenge und nun öffneten sich die Tore. Sie waren riesig und schienen sich von ganz allein zu bewegen. Es war keine Konstruktion zu erkennen, die das Öffnen bewerkstelligte und sie schwangen völlig lautlos auf. Langsam schritten Sally und die Elfe hindurch. Die Menschen aber, die sie bis hier her begleitet hatten, blieben vor dem Tor stehen. Dann schlossen sich die riesigen Flügel wieder mit einem dumpfen Geräusch. Sie befanden sich nun im Inneren des Palastes.

      Im Vergleich zu den Häusern draußen wirkte er gigantisch. Eine breite Treppe führte hinauf zu einer großen, offenen Eingangstür, an der schon zwei Frauen auf sie warteten.

      Der Weg war eingefasst von wunderschönen Blumen die in den Farben eines Regenbogens schimmerten. Der Gärtner verstand sein Handwerk. Noch nie im Leben hatte Sally einen so wunderschönen Garten gesehen. Langsam gingen sie die Treppe hinauf. Als sie sich umsah, tauchten über den Toren die ersten Türme der Häuser auf. Weit hinten waren die gold-/silbernen Bäume zu sehen, deren Fängen sie nur mit knapper Not entgangen war. Dann hatten sie die Eingangstür erreicht. Die beiden Frauen verneigten sich tief und sie gingen an ihnen vorbei in das Innere des Palastes. Es war ein komisches Gefühl, aufrecht hinter der Elfe her zu gehen, während sich die anderen alle vor ihr verneigten. Sie betraten die große Eingangshalle. Als die Diener ihre Herrin bemerkten, hielten sie inne und senkten ehrfurchtsvoll die Köpfe.

      “Wir haben Besuch! Schnell, deckt den Tisch und erweist unserem Gast alle Ehren. Sie ist eine große Magierin und kommt aus einem fernen Land.”

      Sally war vor Überraschung ganz sprachlos. “Aber ich bin ich meine ”

      “Ihr müsst Nachsehen mit ihr haben, ab und zu stottert sie etwas, aber sie hat großen Mut bewiesen, als sie mich vor den schrecklichen Helfern der Saldera rettete.”

      Allein der Name “Saldera” führte dazu, dass den Anwesenden das Blut in den Adern zu gefrieren schien. Alle hier schienen große Angst vor dieser “Saldera” zu haben.

      “Elmona, äh ich meine eure königliche Hoheit, äh wer ist denn diese Saldera? Warum habt Ihr solche Angst vor Ihr?”

      Ein tiefes Raunen ging durch die Anwesenden.

      “Dein Gast muss von sehr weit her kommen, dass sie Saldera nicht kennt”, sagte eine alte Frau, die dicht neben der Elfe stand.

      Noch bevor Sally antworten konnte, sagte sie:

      “Oh ja, sie ist alleine durch Gedankenkraft zu uns gekommen. Sie ist eine große Magierin.”

      “Aber warum kennt sie dann nicht die böse Saldera und was will sie hier?”, fragte die Alte. “Steckt sie womöglich mit Saldera unter einer Decke und will uns ausspionieren?”

      Vor Schreck blieb Sally der Mund offen stehen. Sie brachte kein Wort heraus. Das Raunen rings um wurde immer lauter. Schon befürchtete sie von der Leibgarde erfasst und in das tiefste Verlies gesperrt zu werden, als Elmona erneut das Wort ergriff: “Das glaube ich nicht! Fast hätte sie die Bäume der Träumenden berührt. Gegen diese Macht ist selbst Saldera und ihre Gehilfen hilflos wie ihr ja alle wisst.”

      “Das konnte aber auch Berechnung gewesen sein”, wandte eine andere Anwesende ein.

      “Ich habe sie beobachtet”, erwiderte Elmona, “und wie ihr alle wisst, bleibt mir nicht verborgen, wenn jemand seine wahren Absichten verbirgt.”

      “Du hast Recht”, stimmte die Alte zu. “Wenn das stimmt, was du da alles erzählt hast, könnte sie die Auserwählte sein.”

      “Ja, das habe ich auch schon vermutet”, erwiderte Elmona.

      Gerade wollte Sally etwas sagen, als jemand von der Leibgarde in den Tronsaal gestürzt kam.

      “Sie hat es geschafft , sie hat es geschafft , der Schutzwall wurde durchbrochen.”

      Eine Totenstille breitete sich aus, alle standen wie versteinert da. Dann, nach einigen Schrecksekunden, stürmte Elmona auf eine Säule mitten im Raum zu. Sally bemerkte sie erst jetzt. Auf ihrer Spitze befand sich ein fünfeckig geschliffener grüner Kristall. Als die Elfe ihre Hände an die Seiten der Säule legte glomm dieser auf, um nach wenigen Augenblicken hell zu erstrahlen. Ein leises Summen war zu hören. Alle starrten wie gebannt