Sally - Magierin wider Willen. Edgar Sigmanek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Sigmanek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741835315
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Decke der Wand zu und verschwand durch einen engen Schlitz.

      Da war also des Rätsels Lösung dachte Sally. Hier schien es eine Verbindung nach oben zu geben, durch die der Rauch entweichen konnte. Sally rollte einen nahe gelegenen Stein an die Wand und kletterte darauf um mit ihrer Hand die Stärke des Luftzuges zu testen. Sie streckte ihre Hand aus und schob sie in den Spalt hinein. Es war ein ziemlich starker Luftzug, sonst wäre es wohl auch kaum möglich gewesen, dass der durch das Feuer entstehende Rauch komplett durch diesen engen Spalt entweichen konnte. Als Sally ihre Hand wieder zurückziehen wollte, musste sie gegen einen immer größer werdenden Widerstand ankämpfen. So leicht sie auch ihre Hand hineinstecken konnte, umso schwerer fiel es ihr, sie wieder heraus zu ziehen. Je mehr sie sich anstrengte, ihre Hand freizubekommen, umso mehr verstärkte sich der Widerstand und hielt ihre Hand im Spalt. Schweißperlen bildeten sich auf Sallys Stirn.

      “Ziofotta, schnell, hilf mir! Ich bekomme meine Hand nicht mehr frei”, rief Sally zurück in die Höhle.

      Erschrocken kam Ziofotta und wenige Augenblicke später auch Schurz angelaufen, um schreckensbleich stehen zu bleiben.

      “Was hast du getan???” Schnurz seine Stimme überschlug sich fast. “Wie konntest du nur deine Hand in die Unterwelt ausstrecken. Wie sollen wir dir nur helfen?”, jammerte Schnurz. “Man kann dich aber auch keine Sekunde aus den Augen lassen!”, schimpfte er, nachdem er seine Fassung allmählich wieder gewonnen hatte.

      “Also gut, bleib ganz ruhig und kämpfe nicht dagegen an”, riet er. “Umso mehr du dagegen ankämpfst, umso stärker wird die Kraft, die an dir zerrt, bis sie dich schließlich auf die andere Seite zieht. Mit Gewalt kommen wir nicht weiter.” “Aber so macht doch was!”, rief Sally völlig hilflos. Es ist so kalt, ich spüre schon kaum noch meine Finger. Wie ist das nur möglich, hier in der Höhle ist es doch gar nicht so kalt.”

      “Das ist der Atem des Herrschers über die Unterwelt. Wen er einmal in seinen Fängen hat, lässt er so schnell nicht wieder los”, erwiderte Schnurz nachdenklich.

      Mittlerweile war Sallys Hand schon bis zum Ellenbogen in dem Spalt verschwunden. Die Kälte breitete sich immer weiter aus. Schon spürte sie ihre ganze Hand nicht mehr.

      “So beeilt euch doch, ich halte das nicht mehr länger aus!”, rief Sally verzweifelt. Ziofotta griff nach Sallys freier Hand und begann daran zu ziehen und zu zerren.

      “Wir müssen sie zurückziehen”, presste sie zwischen den Zähnen hervor, machte damit aber alles nur noch schlimmer. Der Zug verstärkte sich um einiges und zog Sally noch dichter an die Wand heran.

      “Nicht!”, rief Schnurz und begann an Ziofottas Hosenbein zu zerren.

      Ziofotta aber hörte nicht auf Schnurz. “Wir müssen etwas tun, siehst du denn nicht, dass sie immer weiter hineingezogen wird?”

      Sally war nun schon bis zum Oberarm im Spalt verschwunden. Nicht mehr lange und ihre Schulter würde an die Wand gepresst werden. Mit Grauen stellte sie sich vor, wie ihr Schultergelenk langsam gestreckt werden würde, wie ihre Bänder mit einem lauten Knall und ihre Sehnen und Nervenstränge mit einem großen Schmerz reißen würden. Wahrscheinlich würde sie in diesem Moment ohnmächtig werden, aber es würde der Moment kommen, wo sie wieder aufwachen und den Schmerz mit aller Kraft spüren würde und der Schock, wenn sie nach ihrem Arm sah und nur zerfetzte Fleischfetzen sehen würde.

      Die Gedanken schienen auch dieses Mal in die Wirklichkeit umgesetzt zu werden, denn mit einem Ruck wurde sie bis zur Schulter an den Fels gezogen. Der Schmerz begann, es knackte schon leicht im Gelenk.

      Tastend griff sie in ihre Tasche und holte den Kristall hervor. Sally war eine Idee gekommen. Sie umklammerte den Stein und schloss die Augen. Das Glimmen wurde zu einem Pulsieren und schließlich zu einem hellen Leuchten. Der Schmerz in der Schulter war mittlerweile unerträglich geworden, aber Sally unterdrückte ihn. Mit größter Konzentration lenkte sie all ihre Gedanken auf den Kristall, auf seine Schönheit und Reinheit und auf sein Feuer, das in ihm wohnte.

      Er war mittlerweile gleißend hell geworden. In Gedanken zwang sie das Licht, sich millionenfach an den Seiten des Kristalls zu spiegeln, ohne ihn zu verlassen. Er wurde daraufhin immer dunkler, bis er nur noch glomm. Dann, mit letzter Willensanstrengung, ließ sie das Licht mit all seiner gebündelten Energie durch die dem Fels zugewandten Seite entweichen und richtete es damit genau gegen den Fels, der sie gefangen hielt. Die so angestaute Energie entwich wie ein Kugelblitz und traf mit aller Wucht auf den Fels.

      Mit schmerzverzerrten Gesichtern schlossen Ziofotta und Schnurz die Augen und wandten sich von der Wand ab. Sally, die die Augen noch immer geschlossen hielt, konnte förmlich die Kraft spüren, mit der die Kristallenergie auf den Fels traf. Mit einem lauten Knall zerbarst die Wand, an der Sally stand und fiel in sich zusammen.

      Durch das Wegfallen des Zuges stürzte Sally nach hinten, was ihr Glück war, denn sonst wäre sie von den Steinen wahrscheinlich erschlagen worden. Vor lauter Staub konnte man kaum was erkennen. Ein Erdstoß erschütterte die Höhle und vom Eingang her war ein Grollen zu hören.

      “Oh nein!”, rief Schnurz. “Der Eingang! Schnell, sonst sind wir hier gefangen.” Aber es war bereits zu spät. Dort, wo vor wenigen Minuten noch der Eingang war, versperrte ihnen nun eine meterdicke Steinschicht den Weg nach außen. “Das war’s dann ja wohl.” Seufzend ließ Schnurz den Kopf hängen. “Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Rest meines Lebens in einer kleinen Steinhöhle verbringen würde.”

      Sally, die noch ganz benommen war, kam erst ganz langsam wieder zu sich. Ängstlich tastete sie nach der Hand, die in dem Spalt gesteckt hatte. Sie traute sich gar nicht, die Augen zu öffnen. Zu grausam kam ihr der Anblick einer zerfetzten Schulter vor. Dann spürte sie einen Widerstand und erkannte darin ihren Arm. Aber sie hatte kein Gefühl in ihm. Sally spürte in ihm nichts als Kälte. Schon dachte sie, den ‚abgerissenen’ Arm ertastet zu haben und öffnete nun doch die Augen, um sich vom Schlimmsten zu überzeugen. Zunächst konnte sie nichts sehen, da einem der Staub die Sicht nahm, aber dann erkannte sie den Umriss ihres Armes. Erleichtert atmete sie auf, ihr war nichts geschehen. Dann kam ihr aber voll zu Bewusstsein, dass sie kein Gefühl mehr im Arm hatte. Leblos hing er an ihrer Seite herunter. Erst jetzt sah sie den jammernden Schnurz und realisierte erst ganz langsam, dass sie in der Höhle gefangen waren.

      Hilflos sah sie sich nach Ziofotta um und entdeckte sie leblos auf der anderen Seite der Höhle. Sally stand auf und ging zu ihr hinüber.

      “Ziofotta! Wach auf, bitte! Es ist vorbei!”

      Doch sie rührte sich nicht. Sally begann nun etwas energischer zu schütteln. “So wach doch auf!”, rief sie. “Du kannst uns doch nicht alleine hier zurücklassen! Wir brauchen dich doch”.

      Dann vernahm sie ein leises Stöhnen. Ziofotta kam zu sich.

      “Was ist passiert? Was war das. Warum ?”

      Verwirrt blickte sie sich um.

      “Gott sei Dank du bist am Leben!”, rief sie plötzlich aus und fiel Sally um den Hals. Sie wollte die Umarmung erwidern, konnte aber nur einen Arm bewegen. Ziofotta bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte und blickte auf den leblos da hängenden Arm.

      “Hast du Schmerzen?”, fragte sie und tastete vorsichtig nach ihm.

      “Das nicht, aber ich spüre nichts als Kälte in meinem Arm und kann ihn auch nicht mehr bewegen. Er fühlt sich an, wie ein Fremdkörper. Es ist ein Gefühl, wie wenn der Arm eingeschlafen ist, wenn du während des Schlafes lange Zeit auf ihm gelegen hast, nur schlimmer, denn die Kälte in ihm scheint sich immer mehr in meinem Körper auszubreiten.”

      Ein eisiger Schauer lief Sally bei diesen Worten über den Rücken.

      “Das muss noch immer der Atem des Herrschers der Unterwelt sein. Wir müssen schnell etwas unternehmen, bevor er ganz von dir Besitz ergreift.” Ziofotta blickte bei diesen Worten besorgt drein und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass es nicht gerade gut um Sally stand. Nun kam auch Schnurz angelaufen.

      “Ziofotta hat recht”, sagte er mit trauriger Stimme. “Wenn wir nicht schnell etwas unternehmen,