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"Schrecklich, diese dauernden Einbrüche. Eine richtige Serie, die sich durch Dublin zieht", bemerkte Bernard. Der Anwalt faltete die Zeitung sorgfältig wieder zusammen und legte sie auf den kleinen Beistelltisch in der Bibliothek.
"Schon wieder ein Einbruch?", fragte John und blickte von dem Gedichtband auf, in dem er bereits die letzten Abende geblättert hatte. "Obwohl ich es nicht ernsthaft als Einbruch bezeichnen würde, wenn ich mir das Diebesgut ansehe." Skeptisch blickte er zu seinem Freund, der ihn über den Inhalt des Artikels im Groben informiert hatte.
"Willst du es trotzdem lesen?" Er hielt ihm die Informationsquelle hin. John griff danach, legte sein Buch zur Seite und lehnte sich wieder in seiner Chaiselounge zurück.
"Es ist schon der vierte, innerhalb von drei Wochen." Murmelnd schlug er das Blatt auf.
"Seite fünf", informierte Bernard seinen Freund. Dann stand er auf und ging aus der Bibliothek. John las in der Zeitung über den Einbruch. Er war ebenso seltsam, wie die anderen zuvor. Die Diebe stahlen ungewöhnliche Dinge, aus den verschiedensten Häusern. Reich, oder arm, Eigentums-, oder Mietswohnung, der Status schien für die Täter keine Rolle zu spielen. Bei einem der Opfer wurden die Kissen aus dem Wohnzimmer gestohlen, bei einem anderen fehlten nach dem Einbruch die Kuscheltiere des Sohnes. In einem der "besseren Häuser" Dublins wurde die Statue der Venus aus dem Garten entfernt.
"…scheint es sich zwangsläufig um eine Horde Verrückter zu handeln. So wurde bei dem letzten Einbruch ein Bleiglasfenster auf der Rückseite des Hauses entwendet. Die Polizei tappt wie üblich im Dunkeln und ist unfähig die Bevölkerung von derlei unsinnigen Raubattacken zu beschützen…"
"Wer zur Hölle klaut ein Fenster?", murmelte John.
"Das habe ich mich auch schon gefragt." Mit frisch gebrühtem Kaffee stand Bernard in der Tür. "Demnächst muss ich noch eine Kette mit Vorhängeschloss um den Kühlschrank anbringen. Nicht, das diese Witzbolde den klauen."
"Keine Sorge. Soweit ich feststellen kann, sind die Diebe nur an gepolsterten, oder scheinbar kunstvollen Gegenständen interessiert. Dein Kühlschrank dürfte somit sicher sein", lachte John. "Wenn ich du wäre, würde ich lieber auf diese scheußliche Ming-Kopie-Plastikvase aufpassen, die du im Küchenfenster stehen hast."
"Die ist nicht scheußlich!", protestierte Bernard. "Das ist die Nachbildung einer echten Ming Vase! Und sie ist ein Kunstwerk", fügte er leicht beleidigt hinzu.
"Habe ich das nicht gerade gesagt?", fragte Rickert frotzelnd.
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Charles Mac Clary nickte seiner Schwester Lily wissend zu. Der Priester sprach Worte aus der Bibel, die er für passend erachtet hatte, denen allerdings niemand der anwesenden Trauergäste zuhören wollte. Es herrschte höfliches Schweigen, dennoch sah man ihnen an, dass der Tod der alten Frau sie nicht sehr zu belasten schien. Ungefähr die Hälfte des Mac Clary Clans befand sich auf dem Friedhof, während der andere Teil der Sippschaft komplett mit Abwesenheit glänzte. Schon lange hatte sich die Familie in zwei Gruppen gespaltet, die sich untereinander nicht einmal vertragen könnten, wenn man sie dafür bezahlen würde. Die Trauerfeier selbst, würde aufgrund des fehlenden Familienteils friedlich verlaufen. Mehr konnte man nicht von ihnen erwarten. Ginge es später um die Verteilung des Erbes, gäbe es noch genug Streit. Lediglich Emily O'Sullivan, die Tochter seines verstorbenen Onkels, hatte sich an das Grab gewagt. Sie war die einzige Person in Charles Augen, die schlicht in die falsche Hälfte der Verwandtschaft geboren worden war. Es begann zu Regnen und schwarze Schirme spannten sich, um ihre Besitzer vor der herabfallenden Nässe zu schützen. Magan Mac Clary war tot und nur der Himmel weinte.
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Beethovens Neunte schallte durch den gekachelten Raum, über die liegenden Leichen hinweg. Tim Carter befand sich in dem angrenzenden Kämmerchen, um sich das Blut von den Händen zu waschen. Trotz der Einweghandschuhe schaffte er es immer wieder, sich dennoch einzusauen. Es schnalzte, als er die Latexhandschuhe herunter zog. Laut pfiff er die Melodie aus dem CD-Spieler in der Halle mit. Inspektor O'Connell stand direkt hinter dem Kollegen, als dieser sich umdrehte.
"O'Connell! Meine Güte, wollen sie, dass ich mich neben meine Kundschaft legen muss?" Mit noch nassen Händen, griff er sich geschockt an die Brust.
"Habe ich dich erschreckt?" Schelmisch grinsend sah er ihn an.
"Natürlich hast du das! Ich bin auch nicht mehr der Jüngste", hielt Carter entgegen und drückte sich an ihm vorbei, um sich abzutrocknen.
"Ich finde es ein bisschen seltsam, dass dich überhaupt noch etwas erschrecken kann. Bei den vielen Leichen und Todesarten, die du jeden Tag siehst. Eigentlich müsstest du ein harter Hund sein." O'Connell stichelte scherzhaft weiter und Tim stieg in das Spielchen mit ein.
"Inspektorchen, du bist mit Sicherheit hier, weil du etwas Bestimmtes wissen willst", vermutete er. "Und, wenn dem so ist, dann solltest du nett zu mir sein. Anderen Falls darfst Du gerne auf den offiziellen Bericht warten, der, sagen wir mal, nicht vor zwei Stunden, auf deinem Schreibtisch liegen wird."
"Ich werde brav sein, versprochen." Breit grinsend, kreuzte der Inspektor gut sichtbar die Finger.
"Dann mal raus damit. Welche Information brauchst du denn?"
"Es geht um den Mac Clary Fall. Die alte Dame."
"Oh! - Ja, der ist allerdings interessant!"
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"O'Connell!" Johns erstaunter Ausruf bezog sich auf den großen Mann, der in diesem Moment seine Detektei betrat. Der Inspektor schenkte ihm einen musternden Blick, während er die Tür hinter sich zu zog.
"Was machen sie denn hier? Wollen sie ihre Frau beschatten lassen?", fragte er frech.
"Guten Morgen, Rickert. Ich freue mich auch, sie zu sehen."
"Ähm, ja. Guten Morgen."
"Sie haben nicht eventuell einen Augenblick Zeit für mich?", setzte der Kriminalbeamte an. John klappte die Akte zu an der er gearbeitet hatte und schob sie an den Rand seines Schreibtisches.
"Sie wollen mich doch hoffentlich nicht wieder verhaften?" Er grinste ihm entgegen. "Ich bin mir nämlich keiner Schuld bewusst."
"Dieses Mal nicht, Rickert", erwiderte der Inspektor und konnte sich ebenfalls ein Schmunzeln, in Erinnerung an den letzten Fall, nicht verkneifen. "Und dennoch, ich bin geschäftlich hier."
"Geschäftlich!" John zog die Augenbrauen hoch. "Dann nehmen sie doch erst einmal Platz." Mit einer Handbewebung über den Tisch hinweg, bot er seinem Gegenüber den neuen, bequemen Ledersessel an.
"Ich sehe, sie haben aufgerüstet." Bewundernd betrachtete er das Sitzmöbel, das den alten, wackeligen Plastikstuhl ersetzt hatte.
"Ja, das habe ich. Es musste sein. Der Alte war seiner Aufgabe - nicht mehr gewachsen." Johns Grinsen wuchs an, im Gedenken an den letzten Besatz der Sitzgelegenheit. Eine etwas voluminösere Dame hatte sich darauf niedergelassen, als das Möbel seinen Dienst quittierte. Die Zeit hatte ihm schon sehr zugesetzt und so brach er schnarrend und knackend, wie in Zeitlupe, unter der Klientin einfach zusammen. Zum Glück war nichts weiter passiert. Doch die Szenerie war so komisch gewesen,