Palmer :Exit 259. Stephan Lake. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stephan Lake
Издательство: Bookwire
Серия: Palmer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742718778
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einem ihrer Spiele war. Und warum sie dort billige Kugelschreiber verteilt hatten. Und was schon wieder mit diesem gottverdammten Mitchell war.

      „Seit gestern Abend, Sir“, sagte Peña und setzte sich auf den Stuhl aus Plastik und Stahlrohr vor Whites Schreibtisch. „Officer Mitchell hatte um neun Dienstschluss, aber dann kam noch ein DIP rein, und weil er am nächsten dran war, hat er das noch bekommen. Um halb elf war er zurück und hat sich abgemeldet.“

      „Ein DIP? Hm. Wie viele?“ White guckte Peña an.

      „Zwei.“

      „Und die beiden sind jetzt noch in der Ausnüchterung?“ Er wartete auf eine Antwort. „Sergeant?“

      Peña schüttelte den Kopf.

      „Sie wurden bereits rausgelassen?“

      Peña schüttelte wieder den Kopf. „Officer Mitchell hat keinen Arrest gemacht, Sir.“

      Whites Stirn legte sich in Falten. „Und warum nicht?“

      „Ich weiß es nicht, Sir. Ich hatte keine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Und seinen Bericht hat er noch nicht geschrieben.“

      White atmete hörbar aus. „Gestern also.“

      „Ja, gerade gestern. Ob das ein Zufall ist?“

      „Zufall ... Keine Ahnung. Was meinen Sie, Sergeant?“

      Peña guckte an White vorbei gegen die Wand. „Ich würde gerne an einen Zufall glauben, Sir.“

      White nickte. „Ich auch. Verdammt. Gerade gestern. Mitch the Bi- ... Ah, das haben Sie jetzt nicht gehört, Sergeant.“

      Peña nickte.

      White lehnte sich zurück.

      Gestern.

      Fuck, das war nicht gut. Gar nicht gut.

      „Wir müssen hier schnell reagieren“, sagte White.

      Peña nickte.

      „Weil, wir reagieren nicht schnell, und andere übernehmen das Kommando. Suchen Mitchell. Finden ihn und ... und dann ...“

      Peña nickte.

      „Wie viele Kollegen sind hier, Sergeant?“

      „Alle der ersten Schicht, die Hälfte der zweiten, Sir. Ich habe sie schon zusammengerufen. Sie warten auf Sie.“

      „Gut.“ White sagte, „Was denken Sie, Sergeant? Wenns kein Zufall ist?“

      Peña zog ein Gesicht. „Mehrere Möglichkeiten, Sir. Keine, die uns gefallen könnte.“

      „Ja, eine schlimmer als die andere.“ White drehte den Kugelschreiber in der Hand.

      Peña wartete und sagte dann, „Sir?“

      „Ja?“

      „Officer Mitchell hatte offensichtlich ... Nun, er ist ja verheiratet und hat Kinder und alles. Aber er hatte wohl eine Sache laufen.“

      White wartete. „Sprechen Sie, Sergeant. Mitchell hatte eine kleine Lady on the side?“

      „Nun, so weit würde ich nicht gehen, Sir. Er hat eine Dana kennen gelernt, in Benson Trail. Das hat er Sergeant Morales erzählt. Dana oder Ana.“

      „Dana oder Ana?“

      „Officer Mitchell war sich nicht sicher.“

      „Der hat was mit einer laufen und weiß ihren Namen nicht?“

      „Tja.“

      „Und die Morales hat sich mit Mitchell darüber unterhalten?“

      „Weniger unterhalten, Sir. Es war nur kurz, kein Gespräch, Sergeant Morales meint, Officer Mitchell wollte ihr gegenüber nur angeben. Was ich denke, Sir, Benson Trail, wenn Mitchell nach Santa Fe fährt, ich könnte mir vorstellen, dass er auf der Rückfahrt einen Abstecher nach Benson Trail macht zu dieser Dana oder Ana. Ist ja nicht so weit.“

      „Er könnte also gestern dort gewesen sein.“

      „War mein Gedanke, Sir.“

      „Dann könnte es doch ein Zufall sein."

      „Vielleicht."

      „Gut. Checken Sie das. Am besten sofort.“ White war still.

      „Sollten wir hinüber gehen? Die Kollegen warten. Sir?“

      „Sind Sie ein Fan der Isotopes, Sergeant?“

      „Uh ... ich ... uh ...“

      „Schon gut, Sergeant, ich auch nicht. Miserable Mannschaft. Und verteilen miserable Kugelschreiber. Ich frage mich wirklich, was dieser Mitchell ... Egal jetzt. Gehen Sie schon mal vor. Sorgen Sie dafür, dass sich niemand aus dem Staub macht. Rufen Sie Morales dazu. Und informieren Sie Vazquez, der sollte auch davon wissen. Aber leise.“

      „Yes, Sir.“

      „Ich mache ein paar Anrufe, dann komme ich nach. Schließen Sie die Tür beim Rausgehen.“

      Tack, tack–tack; tack, tack–tack.

      White sah Peña hinterher, wie der die Tür der Glaskabine schloss, die White als Büro diente, und an den anderen Schreibtischen vorbei und durch die Tür zu seinen Kollegen in den War Room ging.

      Guter Cop, dieser Peña. Acht Jahre Soldat, nur Army, aber immerhin. Yes, Sir und Officer Mitchell hat keinen Arrest gemacht, Sir. Peña hätte die Betrunkenen in die Zelle gesteckt und seinen Bericht geschrieben, hätte die Lieferung gemacht und wäre am nächsten Tag zu seinem verdammten Dienst erschienen. Aber dieser Mitchell? Dass sie Typen wie den aufnehmen mussten, hatte nur mit dem Ruf des Police Departments zu tun und mit den Budgetkürzungen der Stadt. Fünfzehn Prozent weniger Gehalt für alle, vom Police Officer bis zum Lieutenant, einfach so. Und dann die Auseinandersetzungen mit Bürgern, die glaubten, in ihren von der Verfassung garantierten Rechten verletzt worden zu sein. Manchmal ging das sogar bis vors Gericht, wenn sich das Department nicht vorher mit denen einigen konnte. Was immer schwieriger wurde, es war ja kaum noch Geld dafür da.

      Schießwütig wären sie, hieß es.

      Wie sollten die Commander dann noch ihre Leute motivieren? Er schüttelte den Kopf. Das kam dabei heraus, wenn man Zivilisten das Kommando übertrug.

      Und jetzt warteten fünfzig seiner Leute auf ihn und wollten sehen, wie ihr Commander auf das spurlose Verschwinden eines ihrer Kollegen reagierte. Dass dieser Mitchell nur ein durchschnittlicher Polizist war und bei seinen Kollegen so bliebt, dass sie ihn Mitch the Bitch nannten, bedeutete jetzt nichts mehr. Ein Kollege war verschwunden. Das würden sie nicht einfach hinnehmen.

      White schlug mit der Hand auf den Tisch.

      Er würde seinen Leuten und allen da draußen in Albuquerque und Bernalillo County zeigen, dass ein Marine und Commander des ABQPD seine Leute zu beschützen wusste.

      Zugleich musste er die Zügel in den Händen halten. Niemand durfte Mitchell finden, ohne dass er dabei war. Oder Peña oder Vazquez. Niemand durfte sehen, was er nicht sehen durfte. Uh, niemand. Besser nicht.

      White nahm den Telefonhörer und überlegte. Der Bürgermeister zuerst, denn von ihm kam das Geld. Dann Chief Osborne, der fühlte sich sonst übergangen. Der Chief würde dann die anderen Commander informieren. Und Sheriff Tipps? Hm, hm, Sheriff Tipps ... Sheriff ... tack, tack, tack ... Sheriff Tipps musste warten.

      „Was ist los?“ Vazquez hatte sich zu dem Sitz neben ihm durchgezwängt und sich darauf fallen lassen, Plastik mit Stahlrohr, genau wie in Whites Büro. Jetzt hielt er Peña die Schachtel hin.

      Peña suchte und wählte einen Donut mit bunten Streuseln und sagte, „So viele unterbezahlte Gesetzeshüter auf einen Haufen hat unser ehrwürdiger War Room noch nicht gesehen“, und biss hinein.

      „Nicht, solange ich hier bin. Das sind“ – Vazquez drehte den Kopf – „fast zwei ganze Schichten. Jemand