Bloodshot Vivi. P. J. Boettcher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: P. J. Boettcher
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737548588
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      »Immer wenn Marenkov mit seiner Forschung nicht weiterkam, zog er sich zurück. Hierher, in sein privates Reich.«, sagte Koblenko. »Hier hat er das Problem gelöst, wie das Virus die Eintrittsschranke in das Immunsystem umgeht.«

      »Schon einmal einen Gedanken gemacht, was passiert, wenn sein selbstgebastelter Erreger außer Kontrolle gerät?«, wollte ich wissen.

      Meine Frage überging er.

      »Genießen Sie Ihren Aufenthalt, Vega. Ich komme Sie später holen.«

      Die Glasscheiben waren in Stahlsprossen eingebettet. Im Glas selbst war ein feines Metallgewebe eingearbeitet. Sollte jemand versuchen das Glas zu zertrümmern, gab es genug Widerstand, der verhinderte, dass es splitterte. Zudem gab es Stahlklammern, die das herausnehmen unmöglich machten. Also, keine Fluchtmöglichkeit, zumindest was die Scheiben anging. Ich hielt Ausschau nach Lüftungen. Sie mussten nicht einmal groß sein, nur ausreichend um mich hindurch zu zwängen. Aber nichts dergleichen war zu finden. Verzweifelt überlegte ich wie meine Flucht aussehen könnte.

      Ich spürte ein Beben in der Luft. Das Geräusch herumwirbelnder Ventilatoren unterbrach die Stille. Die Blätter der Bäume tanzten in einem Luftstoß. Ich verschloss die Augen und konnte die Frischluft riechen. Bevor der Lärmpegel weiter zunahm, ging ich bereits darauf zu. Eingebettet in die Stehwände des Gewächshauses wirbelten riesige Schrauben umher. Unermüdlich saugten sie Frischluft an, die sich in der Anlage verteilte. Neben einer Reihe Umwälzpumpen entdeckte ich einen Anbau. Das Tor stand weit geöffnet. Ich trat hinein und stand vor einem Rolltisch, auf dem sich leere Töpfe schichteten. Ein orangefarbener Totenkopf sprang mir entgegen. Ich war nicht in der Lage meinen Blick davon abzuwenden. Mit meinem Zeigefinger fuhr ich an der Glastür des Schrankes entlang, an dem er klebte. Dahinter stapelten sich Pflanzenschutzgifte. Bei besonders giftigen Präparaten reichten kleine Mengen um Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Eine durchaus wirksame Waffe. Leider verhinderte ein dickes Vorhängeschloss an eins der Mittelchen heranzukommen. Die Düngesäcke, die neben einer Erdaufbereitungsmaschine lagerten, weckten mein Interesse. Ammoniumnitrat diente zur Verbesserung des Pflanzenwachstums. Für mich gab es mehr als nur diese Bedeutung. Ich las die Aufschrift der Verpackung. Dünger oder Unkrautvernichter, gemischt mit Diesel, waren die Basis für Sprengstoffe. Glücklicherweise hatte ich die Anleitung zum Bau von Bomben in meinem Kopf. Erlernt in Schulungen, damals als ich einer Anti-Terror-Einheit angehörte.

      3.

      Gerade einmal drei Tage in der Vergangenheit am 13. Mai kam der Anruf. Das Klingelzeichen riss mich aus dem Schlaf. Noch benommen drückte ich die Taste. Eine Stimme sagte „Hallo“ und schwieg. Ich schwieg ebenfalls.

      »Sind sie Vega?«

      »Ja«, antwortete ich im Halbschlaf.

      Ein aufmerksamer Zuhörer hätte merken können, dass etwas nicht stimmte.

      »Ich bin nicht sicher ob Sie sich noch an mich erinnern. Mein Name ist Barelio.«

      Bei jedem Wort schwang ein besorgter Tonfall mit. Aber in meinem schläfrigen Zustand schenkte ich den Worten keine Beachtung. Auch den Namen konnte ich nicht zuordnen.

      »Schön und weiter?«

      >Wir haben einen gemeinsamen Freund.«

      »Beeilen Sie sich einfach.«, murmelte ich verständnislos.

      »Ich rede von Jack Rydell.«

      »Jack.«

      Mein Geist war jetzt wacher.

      »Warum ruft er nicht selbst an?«

      »Ich habe seit vierundzwanzig Stunden nichts von ihm gehört.«, antwortete Barelio.

      »Wie darf ich das verstehen?«

      »Jack bat mich, sollte dieser Umstand eintreffen, mich umgehend bei Ihnen zu melden.«

      Ich verstummte.

      »Er sagte, Ich soll Ihnen eine Zahlenabfolge mitteilen.«

      Jetzt war ich hellwach. Jack hatte sich das ausgedacht. Ich hoffte diese Nummer nie wirklich übermittelt zu bekommen. Gedanklich folgte ich der Nummer. Einer Notfallnummer.

      »Moment, Ich hole was zu schreiben.«

      Ich vergewisserte mich die richtige Nummer notiert zu haben.

      »Er sagte, Vega weiß etwas damit anzufangen.«

      »Erzählen Sie weiter.«, sagte ich.

      »Vor vier Tagen habe ich mich mit ihm getroffen. Bei mir in Rom «

      »In Rom? - - Was wollte er dort?«

      »Das hat er nicht gesagt. - - Es ist doch nichts Ernstes.«, fragte Barelio besorgt.

      »Wir werden sehen.«

      »Wenn er wieder auftaucht soll er sich bei mir melden.«

      »Ich richte es ihm aus, versprochen.«, antwortete ich und legte auf.

      Jack, Ich wollte ihn nie wieder sehen. Ich ahnte immer, dass es so kommen würde. Dass sich unser beider Schicksal noch einmal verknüpfte. Der Gedanke an ihn machte mir schmerzhaft klar, dass unsere Beziehung nicht verdaut war. Was immer ihn veranlasst hatte mir diese Notfallnummer zukommen zu lassen, es bedeutete er befand sich in einer lebensbedrohlichen Lage. Eilig tippte ich die Nummer der Flugauskunft.

      Je näher wir Rom kamen, umso dunkler wurde die Wolkendecke einer Gewitterfront. Mein Flugzeug landete pünktlich. Dicke Wassertropfen prasselten vom Himmel. Bereits kurze Augenblicke später war ich bis auf die Haut klatschnass. Meine Bluse klebte am Oberkörper. Die Nässe meiner Kleidung gab Tropfen ab, die die Innenseite meiner Beine entlang wanderten. Ich fragte mich, ob es nicht besser sei, anstelle des Taxis ein Boot zu nehmen. Die paar Meter zur Autotür schaffte ich, ohne zu ertrinken. Als mein Fahrzeug die Stadt erreichte, hatten die Regenfälle eine so heftige Niederschlagsintensität erreicht, dass ich nur mit großer Mühe etwas erkannte. Schade, Rom, reich an schönen Baudenkmälern, versank in den Fluten.

      Auch wenn man es dem Hotel von außen nicht ansah, schon die Empfangshalle mit den getünchten Mauersteinen und seinen Marmorsäulen, verströmten einen Hauch von Luxus. Leise pfiff ich durch die Zähne: »Nicht von schlechten Eltern.«

      Bei Unterkünften, musste ich neidlos zugeben, hatte Jack immer schon Geschmack bewiesen. Schnellen Schrittes ging ich an einer eleganten Ledercouch vorbei zur Rezeption.

      »Wohnt ein Jack Rydell bei Ihnen?«

      »Rydell?«

      Der Mann am Empfang räusperte sich diskret.

      »Ja, er wohnte ein paar Tage bei uns. Ihr Freund hat das Hotel aber schon wieder verlassen.«

      »Und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht?«, fragte ich.

      »Ja das stimmt.«

      »Wann genau hat er das Hotel verlassen? War er alleine?«.«

      Sein Blick verriet, dass er nicht wusste wie er mit der Situation umgehen sollte.

      »Das kann ich leider nicht sagen. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht da.«

      Sichtlich bemüht in meiner Sprache zu sprechen mischte sich seine Arbeitskollegin ein.

      »Er hatte keine Frau dabei, wenn Sie das meinen.«

      »Wie lange ist das her?«

      »Es war Dienstag. Er hatte mich gebeten dienstags einen Strauß frische Blumen auf sein Zimmer zu stellen. Ja, es war ein Dienstag .«

      »Wenn möglich hätte ich gerne das gleiche Zimmer wie er.«

      Ihr Finger rutschte das Papier runter.

      »Sie haben Glück. Es ist nicht vergeben.«

      Ein Zimmerschlüssel, der aussah als wäre er aus dem achtzehnten Jahrhundert, wurde mir überreicht.

      »Sie sind nicht die erste Person, die sich nach Rydell erkundigt.«