Copyright: © 2012 Beth St. John
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage Juni 2012
Coverdesign & Satz: Gabor Gerecs | freier Grafikdesigner | www.gerecs.com
Titelabbildung: © Anyka / Fotolia.com
Lektorat: Dr. Martin Franck, Heidelberg
Foto: Anne Schubert, Stuttgart, www.anneschubert.de
ISBN 978-3-8442-2203-6
published by: epubli GmbH, Verlagsgruppe Holtzbrinck, Berlin
Zum Buch
„Aber beiß mich nicht“, flüsterte Sophie. Nicholas lächelte. „Nicht heute“, versprach er und küsste sie sanft.
Die Wissenschaftlerin und Virenforscherin Sophie O’Donall weiß nicht, wie ihr geschieht. Gerade noch war sie froh über ein paar Tage Urlaub von ihrer anstrengenden Arbeit im Labor, findet sie sich plötzlich in einem düsteren Vampirschloss wieder. Als der attraktive Nicholas sie um ihre Hilfe bei der Erforschung eines mysteriösen Virus bittet, das alle Vampire auszurotten droht, ist Sophies Interesse geweckt. Doch kann sie dem entschlossenen Clanführer vertrauen oder muss sie um ihr eigenes Leben fürchten? Und welche Rolle spielen die Anhänger des altertümlichen Ordens Obsta Nocte?
Eine spannende Kurzgeschichte mit interaktivem Charme. Denn für jene unter uns ohne telepathische Fähigkeiten ist Vampir Nicholas auf twitter und facebook zugegen:
Zur Autorin
Beth St. John. Jahrgang 1985. Freie Autorin und Ghostwriterin. Immer hin-und hergerissen zwischen Lesen und Schreiben. Zwischen Heidelberg und New York. Zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Mehr erfahren Sie im Blog www.vampirgeflüster.de
Prolog
Nicholas war seit Tagen in diesem Kerker an einen Pfahl gefesselt und seine Kräfte hatten den tapferen Tempelritter längst verlassen. Er war kaum in der Lage zu sprechen. Als sich die eisenbeschlagene Tür mit lautem Knarzen öffnete, hob er den Kopf.
Der Inquisitor betrat den Raum.
„Im Angesicht Gottes müsst Ihr die Wahrheit sprechen!“, forderte der schwarz bekleidete Mann mit der Maske ihn auf.
„Was wird mir vorgeworfen und wer seid Ihr?“, keuchte Nicholas, der noch nicht einmal wusste, was ihm zur Last gelegt wurde. Er war im Jahre des Herrn 1189 für die Kirche in den Krieg um Jerusalem gezogen. Nach seiner Rückkehr hatte man ihn, noch bevor er Bericht vor dem Erzbischof von Canterbury, Primas von ganz England, erstatten konnte, in einen Hinterhalt gelockt und nun in diesem Loch festgehalten.
„Ihr leugnet Eure Verbrechen also.“ Der Inquisitor wandte sich zur Tür und machte eine beiläufige, kaum wahrnehmbare Handbewegung, woraufhin ein muskulöser Mann den Raum betrat, der sich geschmeidig wie eine Raubkatze bewegte.
„Wo bin ich?“, wollte Nicholas wissen.
Der Inquisitor lachte herablassend. Im gleichen Moment nahm der andere Mann auf sein Zeichen hin eine Ketzergabel von einer der Wandhalterungen ab. Dieses Werkzeug bestand aus vier scharfen Spitzen, die dazu gedacht waren, sich in das Brustbein zu bohren. Nicholas wusste, dass er danach nicht mehr in der Lage sein würde, auch nur einen Satz zu sprechen, aber das mussten die Opfer der Ketzergabel auch nicht. Es genügte, wenn das in die Ketzergabel eingravierte Wort „abiuro“ – ich schwöre ab – gerade noch über die Lippen kam.
„Lasst uns mit der Befragung beginnen.“
Der Muskulöse legte das Folterwerkzeug an und Nicholas spürte das kalte Eisen, das sich langsam in sein Fleisch bohrte. Nicholas biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerzen loszuschreien. Dann ließ der Helfer von ihm ab und der Inquisitor wollte wissen:
„Nun, wollt Ihr jetzt gestehen?“
Nicholas atmete schwer und musste um jedes Wort kämpfen. „Ich bin Kreuzritter. Gott ist mein Zeuge, ich weiß nicht was Ihr von mir wollt.“
„Blasphemie!“, schrie ihn der Inquisitor an. „Ihr wagt es den Namen Gottes zu erwähnen! Der Leibhaftige ist es, dem Eure Gebete gelten.“
Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, die er so fest zusammenpresste, dass er helle Punkte auf der Innenseite seiner Augenlieder tanzen sah.
„Das ist eine Lüge!“, schrie Nicholas den Inquisitor an. Der Schmerz weckte die letzten Kräfte in ihm.
„Bring es zu Ende“, befahl der Inquisitor seinem starken Helfer, „aber lass ihn leiden.“
Dann drehte er sich um und verließ die Folterkammer.
Nicholas verstand nicht, was vor sich ging. Er wusste nur, dass er nach all den Kämpfen für die Kirche nun mit dem Tod belohnt werden würde.
Er wandte sich dem Folterknecht zu, der jetzt seine Kapuze abnahm. Der Mann hatte ein auffällig ebenmäßiges Gesicht, leuchtend wässrig blaue Augen und ein grausames Lächeln umspielte seinen Mund. Nicholas fragte sich, auf welche Art er ihn zu Tode quälen würde.
„Habt keine Angst, Euer Bruder Richard schickt mich“, sagte der vermeintliche Henker und näherte sich Nicholas, in dem gerade ein Funken Hoffnung auf Rettung aufkeimte, bis er plötzlich glänzende Reißzähne erkannte.
„Du bist ein Dämon“, stellte Nicholas erstaunlich sachlich fest.
„Nicht doch. Ich bin der Engel, der dir das ewige Leben schenkt“, sagte er ruhig und biss sich selbst ins Handgelenk. Dann presste er die zerfetzten Adern an Nicholas Mund und befahl: „Trink!“
Außerstande sich zu wehren, füllte schwarzes kaltes Blut seine Mundhöhle. Nicholas schloss die Augen und spürte, wie die Zähne des Dämons sich in seinen Hals bohrten. Langsam ließen alle Schmerzen nach und sanfte Dunkelheit umhüllte ihn.
Als Nicholas erwachte, saß sein Bruder Richard bereits neben ihm an seinem Bett. Er umarmte ihn voller Freude und sagte: „Shamus hat dich gerettet!“
Nicholas spürte eine nie da gewesene Kraft in sich und einen ebenso starken Hunger. „Was ist passiert, Richard?“
Der treue Bruder versuchte sich kurz zu fassen, denn er wusste um Nicholas neue Bedürfnisse: „Eine Gruppierung der Inquisition, sie nennen sich Obsta Nocte – die Kämpfer gegen das Dunkle – haben dich und einige andere Ritter bezichtigt, mit dem Teufel im Bunde zu sein, weil Jerusalem verloren wurde. Ohne offizielle Zustimmung des Vatikans nehmen sie treue Männer gefangen, versuchen ein Geständnis zu erwirken und vollstrecken dann ihr eigenes Urteil.“
„Und wie hast du mich da herausgeholt?“
„Ich habe vor einiger Zeit Shamus kennengelernt, er und einige Mitglieder seines Clans kämpfen gegen Obsta Nocte. Sie schleusen Mittelsmänner ein und versuchen, die Gruppierung von innen heraus zu schädigen“, erklärte Richard seinem Bruder, der sichtlich nervöser wurde.
„Shamus, der Dämon? Was hat er mit mir angestellt?“
„Er