„Du bist nicht tot, aber du hast recht mit dem, was du sagtest, ich bin der Tod.“
„Aber wenn du der Tod bist und ich von dieser hohen Mauer gefallen bin, warum bin ich dann nicht tot? Ich verstehe das nicht, aber egal, hier, ich gebe dir all mein Geld und meine Papiere und dann lass mich einfach in Frieden.“
Der Mann übergab dem Tod sein Geld und seine Papiere und lief davon.
„Es ist soweit“, sinnierte der Tod laut. „Die Ersten erkennen, dass sie nicht sterben können, und es werden mehr und mehr, und irgendwann wissen es alle, und diese Welt ist dann dem Untergang geweiht, denn wenn der Zyklus nicht mehr läuft, wird die Natur einen Weg finden, dieses Manko, dass niemand mehr sterben kann, wieder in die richtigen Bahnen zu leiten ? und wenn es das Ende von ganz Turlunken ist. Turlunken ist nicht darauf angelegt, und am Ende wird sich diese Welt einfach selbst zerstören. Es wäre der Untergang.“
Turf verstand die Worte. „Dann müssen wir uns beeilen, denn wie ich sehe, hattest du recht, wir kommen in die Stadt! Und wir haben jetzt einen Passierschein, der auch noch für zwei Personen gilt. Das Schicksal meint es wohl gut mit uns.“
Der Tod und Turf machten sich zum Stadttor auf.
„Halt! Ach, ihr schon wieder! Ich habe euch doch gesagt, dass ich niemanden ohne Passierschein durchlassen darf.“
„Wir haben aber einen, sogar für zwei Personen.“ Turf schmunzelte.
Der Milizsoldat sah sich das graue Papier genauer an. „Sie heißen Heinrich von Dummkopf? Ist das Ihr Name?“
„Ja, das bin ich. Sieht man mir das nicht an?“, fragte Turf selbstbewusst.
Der Soldat sah Turf und seine Begleitung in dem wallenden schwarzen Gewand aus prüfenden Augen an. „Und Sie, gnädige Frau, sind Elma von Dummkopf?“
Der Tod sah sich irritiert um. „Wo bitte, sehen Sie hier …“
Da fiel ihm Turf in Wort. „Ja, das ist meine geliebte Frau Elma.“
Der Tod kochte vor Wut. Dies war das erste Mal, dass er dies tat, denn Gefühle kannte er normalerweise nicht. Darum wunderte er sich auch sehr darüber, beherrschte sich aber.
„Zieht das Tor hoch! Die beiden dürfen durch!“, rief der Soldat.
Nachdem sie durch das Tor geschritten waren, sahen sie sich erst einmal um. Helmsweg war Eintorglauf gar nicht unähnlich. Die Gassen waren genauso eng, und auch die Häuser sahen ähnlich aus. Nur in der Mitte der Stadt befand sich eine riesige Statue von einem Mann, der gerade versuchte, einen Hasen zu fangen. Turf begutachtete die Statue näher und murmelte: „Warum stellt jemand so eine dämliche Statue auf?“
Ein Mann neben ihm antwortete. „Wisst ihr nicht, dass dies unser Schutzpatron Julius Karotte ist? Er hat uns vor vielen, vielen, vielen Jahren, noch bevor ich geboren war, von der Hasenplage befreit. Wisst ihr eigentlich, wie schlimm und grausam Hasen sind? Monster sind sie, wirkliche Monster!“ Der Mann schien verschreckt zu sein.
Turf verstand es wieder mal nicht, wie so vieles andere auch nicht.
Der Tod tippte Turf auf die Brust. „Mach weiter! Wo finden wir jetzt dieses Portal?“
Turf schaute nochmals in das Buch. „Hier steht nur, dass wir das Portal unter Helmsweg finden müssen, also muss es unter uns sein.“
Der Tod blickte nach unten. „Dort sehe ich nur eine gepflasterte Straße, mehr nicht.“
„Du darfst das nicht wörtlich nehmen, Tod. Wahrscheinlich gibt es irgendwo einen geheimen Eingang. Also lass uns diesen suchen.“
Turf und der Tod schauten sich in der ganzen Stadt um, doch nirgendwo war ein Eingang in den Untergrund zu sehen. Turf schlug vor, etwas essen zu gehen, denn sein Magen grummelte schon. In einer Seitengasse entdeckten sie eine Tür, über der ein Schild hing. „Acht Symbole.“
„Tod, sieh mal das Schild, wirklich ein komischer Name für ein Wirtshaus!“ Turf öffnete die Türe und spazierte vor dem Tod hinein.
„Ich glaube, hier gibt es nichts zu essen“, meinte der Tod, denn nirgendwo waren Tische zu sehen und auch kein Wirt.
Doch Turfs Magen meldete sich derart laut zu Wort, dass er den Raum in der Hoffnung, doch etwas zu essen zu bekommen, näher betrachtete. Am Ende des Raumes hing an der Wand ein großes Symbol aus Eisen. „Was ist das?“, fragte Turf laut. Es sah wie ein überdimensionaler Hase aus. Als er das Ding näher begutachtete, kam ein Mann mit einer Kutte aus einer Seitentür im Raum.
„Was macht denn ihr da?“, fragte er in scharfem Ton.
„Wir? Wir ... nichts!“, stotterte Turf und drehte sich kurz zum Tod um. „Wir wollen nur etwas essen.“
„In diesen Zeiten denkt ihr an Essen? Wisst ihr denn nicht, was gerade passiert? Wir befinden uns am Scheideweg. Turlunken muss verstehen, dass die Wissenschaft gleichauf mit dem Glauben ist. Wissenschaft und Glaube, das ist eines. Hier, lies dieses Buch!“ Der Mann zeigte Turf ein Buch mit dem Titel „Das achte Symbol“.
Turf sah es sich näher an. Geschrieben hatte es ein gewisser San Haun. „Und Sie da in der Kutte sind wer?“, fragte Turf den Mann leicht verunsichert.
„Ich bin einer der Ordensbrüder der Ultimaten. Wir haben sieben Symbole zusammengetragen und sind nun auf der Suche nach dem achten Symbol. So wie es unser Meister San Haun aufgeschrieben hat. Das achte Symbol wird uns den Weg weisen zum Gleichgewicht von Wissenschaft und Glaube. Die Symbole müssen gefunden werden, nur so können wir Turlunken zu einem besseren Ort werden lassen.“
„Und welche Symbole sind das?“, meldete sich der Tod zu Wort.
Der Ordensmann sah nur kurz auf. „Das erste Symbol ist das Hähnchen. Es steht für Verwirrtheit. Das zweite Symbol ist der Hammer. Er festigt den Glauben. Das dritte Symbol ist das Rad. Es steht für die Wissenschaft. Das vierte Symbol ist der Stein. Er steht für Standhaftigkeit. Das fünfte Symbol ist das Holz. Es steht für Fortschritt. Das sechste Symbol ist das Gold. Es steht für Armut und Reichtum. Das siebte Symbol ist der Hase. Er steht für die Plage. Das achte Symbol, den Kelch, haben wir noch nicht gefunden, doch es gibt einen Hinweis in San Hauns Buch. Der, der reinen Herzens ist, wird den Kelch finden. Dieser Kelch steht für die Erlösung und somit würde die Zusammenkunft stattfinden und Wissenschaft und Glaube würden endlich eins werden. Und natürlich könnten wir die Turlunkenherrschaft an uns reißen.“
Turf blickte verstört, und der Tod schüttelte nur seinen Knochenkopf. Beide waren sie perplex über diese Geschichte.
„Fantastisch, welch eine großartige Geschichte!“, sagte Turf laut, lachte innerlich aber über diesen Unsinn.
„Ja, ich weiß, es ist faszinierend. Ihr habt nicht zufällig diesen Kelch gesehen?“
„Doch, natürlich, aber wir sind auch auf der Suche nach etwas. Wir suchen ein Portal, das unter Helmsweg liegen soll, und wenn Ihr uns helft, dieses zu finden, werden wir Euch im Gegenzug diesen Kelch beschaffen.“
Der Kuttenträger dachte kurz nach. „Ja, ich weiß vielleicht, wo sich dieses Portal befindet. Na ja, jedenfalls weiß ich, wie ihr in den Untergrund von Helmsweg kommt, denn gleich im Nebenraum befindet sich eine Falltür, mit der man in die Katakomben von Helmsweg kommt, doch ein Portal habe ich dort noch nicht gesehen. Ich will euch aber den Zugang gestatten, wenn ihr mir diesen Kelch beschafft.“
Der Tod und Turf nickten und versprachen, mit dem Kelch wiederzukommen, auch wenn sie keine Ahnung hatten, wo sich dieses Ding befinden konnte.
Als sie durch die Gassen schlenderten, meinte der Tod: „Ich habe eine Idee! Dort vorne befindet sich ein Wirtshaus, wie ich sehe, und wir gehen einfach hinein und bestellen uns etwas zu essen.“
Turf schüttelte den Kopf. „Das ist deine Idee? Du hast ja nicht einmal Hunger,