Hände hoch! Unterhalt!. Markus Jacobs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Markus Jacobs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783738009408
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Monate war von ihr kein Lebenszeichen gekommen und dann das. Mattes ist fast durchgedreht. Rechtsanwälte, Jugendamt und die Bank, die ihm im Nacken saß, die Arbeiter, die das ausstehende Geld verlangten, Lieferanten, die Anzeige wegen vorsätzlichen Betrugs erstatteten. Inkassounternehmen, vertreten durch ein paar freundliche Herren mit osteuropäischem Akzent, kamen bei ihm vorbei, und erkundigten sich nach seinem Gesundheitszustand: „Hast du Problem - Junge?“ Ja, er hatte Probleme, einen ganzen Haufen sogar. Es vergingen weitere drei Monate, bis Mattes ein weiteres Lebenszeichen von seiner Frau erhielt. Sie sei jetzt wieder in Deutschland und wolle den Jungen zu sich nehmen. Das Jugendamt und Susannes Anwalt waren so freundlich, Mattes diese Botschaft mitzuteilen. Flori sollte - zum Wohle des Kindes – bei der Mutter verbleiben. Voller Zorn, schnappte er sich seinen Sohn und marschierte direkt zum zuständigen Jugendamt, um zu erfragen, was das soll. Beim Jugendamt wurde ihm dann mitgeteilt, dass das nur vorübergehend wäre und er selbstverständlich das alleinige Sorgerecht beantragen könne. Aber zum Wohle des Kindes wäre es besser, wenn der gemeinsame Sohn bei der Mutter verbleiben würde. Flori wollte aber nicht zu seiner Mama zurück und machte einen unglaublichen Aufstand. Er weinte bitterlich und krallte sich an Mattes fest: „Nein, Papa, ich will bei dir bleiben.“ „Herr Reuter, der Junge gehört zu seiner Mutter, das ist völlig normal, dass er jetzt nicht will, das legt sich in ein paar Tagen wieder.“ Mattes nahm Flori an die Hand und verließ das Jugendamt mit den Worten: „Wissen sie, was sie mich können, sie können mich mal kreuzweise - mein Sohn gehört zu mir. Sechs Monate war seine Mutter nicht zu sehen und jetzt ist alles wieder in Ordnung? Und die kann machen was sie will? Komm Flori, wir gehen.“ „Das wird ihnen noch leidtun, Herr Reuter, das wird Konsequenzen haben“ fauchte die Mitarbeiterin des Jugendamtes einen sichtlich genervten und bis zum Anschlag gereizten Mattes an, der zurückblaffte: „Sie können sich ihre Konsequenzen an den Hut stecken, ich werde jetzt mal für ein paar Konsequenzen sorgen.“ Flori war fürs Erste beruhigt, dass er bei seinem Papa bleiben konnte. Mattes stieg mit ihm ins Auto und fuhr vom Jugendamt direkt zu Meister Torsten. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er das Mehrfamilienhaus, in dem Meister Torsten ein kleines Appartement bewohnte, erreichte: „Flori, warte bitte hier im Auto, Papa geht nur kurz in das Haus und ist sofort wieder da.“ Er klingelte an der Haustür und aus der Sprechanlage kam „Ja bitte?“ „Werbung“ war das Zauberwort. Die Haustür wurde mittels Türdrücker geöffnet und Mattes rannte die vier Etagen zur Wohnung seines ehemaligen Meisters in Rekordzeit hoch. Sonst nahm er bei fast jeder Gelegenheit den Fahrstuhl, um seinen Wohlstandsbauch nicht zu gefährden, was ihm jetzt jedoch egal war. Mattes wartete nicht, bis sich die Wohnungstür öffnete, er rannte direkt mit der Tür in die Wohnung. Torsten wusste nicht, wie ihm geschah und noch bevor er überhaupt etwas sagen konnte, flogen Mattes Fäuste an den Kopf des verdutzten Hobbyfußballers. Wie von Sinnen schlug er auf ihn ein und ließ erst wieder von ihm ab, als der regungslos auf dem Boden lag. Er ließ den niedergeschlagenen Torsten in seiner Wohnung zurück, stieg in sein Auto und fuhr mit seinem Sohn nach Hause. Flori war zufrieden, dass sein Papa schnell zurück war und Mattes, dass er für ein paar Konsequenzen sorgen konnte. Ergebnis dieser Aktion: Eine eingetretene Wohnungstür, Sachbeschädigung, eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und eine zweite wegen Körperverletzung. Der Malermeister verbrachte die nächsten drei Tage mit schwerer Gehirnerschütterung, Nasenbeinbruch, diversen Prellungen und blauem Auge auf der Intensivstation im Krankenhaus.

      Allerdings waren die Konsequenzen für Mattes wesentlich härter. Er hatte sich mit seinem Ausraster einen „Bärendienst“ erwiesen. Jetzt hatte er nicht nur eine Firma, die pleite war, jede Menge Schulden und Probleme am Hals, sondern jetzt kam es knüppeldicke: Gegen Abend fuhr die Polizei bei Mattes vorbei und nahm ihn sofort mit. Nach zwei Nächten U-Haft wurde ihm das ganze Ausmaß seiner „heroischen“ Tat bewusst. Flori wurde der Mutter zugeführt und aufgrund seiner Straftat wurde sein Besuchsrecht vorläufig ausgesetzt. Er konnte und durfte seinen Sohn zunächst nicht mehr sehen, außerdem war er, im Gegensatz zu seiner Frau, straffällig geworden und galt dazu als gemeingefährlich. Seiner Frau Susanne konnte Mattes nämlich nichts anhaben, denn in der Ehe gibt es keinen Diebstahl. Die Mutter bekam das alleinige Sorgerecht und Mattes durfte seinen Sohn später nur unter Aufsicht alle 14 Tage beim zuständigen Jugendamt sehen.

      Neben Schmerzensgeldforderungen hatte er noch Ehegatten- und Kindesunterhalt zu zahlen. Er wollte und konnte jedoch nicht zahlen und weigerte sich auf der ganzen Linie. Er beantwortete keine Briefe mehr, egal ob es Einschreiben oder Zustellungen vom Gericht waren. 18 Monate später wurde Mattes für seine „Heldentaten“ und dem Ignorieren sämtlicher Aufforderungen verurteilt und landete im Gefängnis.

      Beratungsstress und Selbstfindungsphase

      Uschi, die in ihrer Rolle als Eheberaterin vollends aufging, vernachlässigte im Beratungsstress nicht nur mich, sondern auch die Kinder. Ihre Wochenendtherapien nahmen verdächtig zu und ich stellte meine Sinne etwas schärfer ein. Aufgefallen war mir eine Telefonrechnung von über 300 Euro, die ich mir nicht erklären konnte. Uschi begründete das mit den Worten: “Schatzi, du weißt doch, dass Sonja so große Eheprobleme hat. Ich habe viel mit ihr telefoniert und sie auch öfter auf dem Handy angerufen. Schatzi, das tut mir leid.“ Ich wollte mich nicht groß aufregen, obwohl mir Uschis Erklärung äußerst zweifelhaft erschien. Außerdem verstärkte sich mein Eindruck, dass die Kinder und ich nur noch Nebensache für sie waren. Ich hatte diesen Vorfall fast vergessen, als mein Sohn Max eines Tages zu mir kam und sagte: „Papi, die Mama hat heute mit einem anderen Mann geknutscht.“ Ich hielt das erst für einen kindlichen Spaß und versuchte die Aussage zu überspielen. Scherzhaft fragte ich meinen vierjährigen Sohn, ob der Mann auch so braune Haare wie ich hätte. „Nein“ sagte Max, „der hat ganz wenig und weiße Haare“. Ich wollte nicht weiter nachfragen und überging das Thema. Das Wochenende rückte näher und Uschi musste natürlich wieder zu einer ihrer Freundinnen, ausgerechnet zu jener Biene, die nach der Küchenaufbauaktion bei mir besonders hoch im Kurs stand. In Freizeitmontur machte Uschi sich auf den Weg.

      Ich habe die Kinder ins Bett gebracht und ihnen noch aus dem Buch: „Die Straße aus Mondlicht“ vorgelesen, doch schon nach wenigen Seiten waren beide so müde, dass sie einschliefen. Ich wartete noch, bis es dunkel war, stieg in mein Auto und fuhr los, um zu sehen, ob Uschi auch tatsächlich bei Biene war. Ihr Auto stand vor dem Haus ihrer Freundin und es sprach alles dafür, dass sie tatsächlich dort war. So fuhr ich schnell wieder nach Hause, wo meine Kinder friedlich schliefen. Ich machte mir Vorwürfe, weil ich die Kinder für zehn Minuten alleine gelassen hatte, und das, weil ich mir etwas einbildete, was offenbar nicht den Tatsachen entsprach. Uschi kam an diesem Wochenende erst am Sonntagmorgen nach Hause und schlief wie gewöhnich sehr sehr lange.

      Plötzlich fielen mir die Worte meines Sohnes Max wieder ein „Papi, die Mama hat heute mit einem anderen Mann geknutscht“. Ich ging zu Uschis Auto, schaute in den Kofferraum und fand eine Tasche, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Ich öffnete diese und fand darin lauter feine Klamotten, die Lederjacke aus der Türkei, Hose, Shirt, elegante Schuhe. Komisch, dachte ich, warum macht sie das? Aber so richtig wollten die Kerzen bei mir im Kopf nicht angehen. Hatte Uschi mir die ganze Zeit nur Geschichten erzählt über die Trennungen ihrer Freundinnen und ihren Beratungsstress? Mir kamen erste Zweifel. Ich habe dann getan, was ich vorher noch nie gemacht hatte. Ich nahm Uschis Handtasche, öffnete sie und entdeckte zu meiner Überraschung, dass sie zwei Handys hatte. Ich schaute in ihr Portemonnaie und fand einen Zettel mit dem Namen Freddy Krüger aus Münster, Anschrift, Telefonnummer alles in der Handschrift meiner Frau. Es ratterte in meinem Kopf: Die Freundinnen, deren Eheprobleme, 300 Euro Telefonkosten, die Klamotten im Auto, „Papi, die Mama hat heute mit einen anderen Mann geknutscht“

      Als Uschi gegen Mittag wach wurde und ich mit den Kindern im Wohnzimmer saß, kam sie verschlafen die Treppe runter und fragte: „Wie geht es euch dreien?“ Sie selber wäre so müde, weil Biene ihr die ganze Nacht die Ohren vollgequatscht hätte. Ich sagte ganz spontan: „Da hat übrigens ein Freddy Krüger angerufen und wollte dich unbedingt sprechen, danach hat dein Handy permanent geklingelt.“ „Ich kenne keinen Freddy und auch keinen Krüger oder so.“ Merkwürdig dachte ich, das war schon mal eindeutig gelogen.

      Und die Telefonrechnung mit Einzelgesprächsauflistung bestand ausschließlich aus Verbindungen zu seiner Handynummer. So schlau