Er greift nach meiner Hand. »Ach Lisa, ich kann ja verstehen, dass du böse auf mich bist. Manchmal denke ich, dass alles, was ich im Augenblick durchmache, so etwas wie eine Strafe für mich ist. Ein Ausgleich für alle Schmerzen, die ich euch zugefügt habe. Aber du wirst sehen, es wird alles anders. Ich habe mich benommen wie ein Schwein, aber in den letzten Tagen hab ich wirklich viel über alles nachgedacht. Mir tut das alles so Leid. Gib mir eine Chance, Lisa. Bitte. Eine letzte Chance.«
Ich zähle in Gedanken nach, wie viele letzte Chancen ich ihm mittlerweile gegeben habe. Bin nicht sicher, ob ich nicht ohnehin schon zu verschwenderisch damit war. Aber nun gelingt es ihm tatsächlich schon wieder, mich anzurühren.
»Die Kinder haben noch eine Woche Ferien«, sage ich so kühl wie möglich, während ich ihm meine Hand entziehe. »Wir werden für ein paar Tage zu Elvira fahren. Wir brauchen mal eine Weile Luftveränderung nach dem ganzen Theater.«
Richard lässt sich in seinen Kissen zurücksinken. Seine Gesichtszüge verschließen sich wieder. »Wann wollt ihr fahren?«
»Am Montag früh. Du weißt doch, dass die Kinder am Ostermontag unbedingt bei ihr sein wollen.«
»Und wie lange wollt ihr bleiben?«
Nervös beknete ich den Schulterriemen meiner Handtasche. »Ich weiß noch nicht. Drei oder vier Tage. Vielleicht auch bis zum letzten Ferienwochenende.«
»Kannst du denn so lange weg? Hast du Urlaub bekommen?«, fragt er erstaunt, beinahe ängstlich wie ein Kind, das sich davor fürchtet, über einen längeren Zeitraum alleingelassen zu werden.
»Ja, Felix wird in der Zeit meinen Kram übernehmen.«
Ich nenne den Namen nur ungern, weil ich weiß, wie er darauf reagiert. Aber es entspricht nun mal den Tatsachen.
Wie erwartet verfinstert sich sein Blick sofort. »Ah ja, der Felix«, sagt er kalt, mit dieser Ironie in der Stimme, die in der Regel nichts Gutes ankündigt.
Bist du sicher, dass du dich jemals ändern wirst?, denke ich - aufs Neue von meinem Hoffnungstrip zurückgeholt.
»Ich muss jetzt los«, sage ich und erhebe mich abrupt. »Die Kinder sind schon seit ein paar Stunden allein mit Opa. Ich muss ihn mal wieder von ihnen befreien. Du weißt, dass er nicht viel mit ihnen anzufangen weiß.«
Offenbar hat er den Schatten über meinem Gesicht registriert. Durch einen neuen Weichfilter fragt er mich: »Kommst du noch einmal vorbei, bevor ihr fahrt?«
Ich bin schon auf dem Weg zur Tür. »Hab zwar nur wenig Zeit, weil ich bis dahin noch etliches erledigen muss, aber natürlich bringe ich dir, bevor wir zu Elvira fahren, noch diese schwarze Mappe vorbei.«
»Ja, mach das!«, ruft er mir nach.
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