Henry Kahesch
Unbewältigte Vergangenheit
Der Rügenschwur - Kriminaloberrats Scholtyseks erster Fall
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Inhaltsverzeichnis
Patzig, Samstag, 09. August 2008
Henry Kahesch ist ein Pseudonym
Montag, 26. Juli 1993
Gerade stiegen sie die steile Treppe nach unten. Einige Meter unter der Erde war es feucht und kalt. Der Zugang zu dem in der Mitte des Gewölbe liegenden Raumes, das war Pflicht, durfte stets nur im Dunkeln bewältigt werden. Es war der Ort, wo sich eine eingeschworene Männergesellschaft unter dem Namen „Der Rügenschwur“, seit vielen Jahren trafen. Kein Mensch sollte je erfahren, dass dort konspirative Sitzungen stattfanden.
Schließlich waren es, zumindest beinahe, ehrbare Bürger, denen niemand was Unrechtes nachsagen mochte. Der Leiter des Denkmalamtes war genauso anwesend, wie der Theaterdirektor der Freilichtbühne. Unverständlich war allerdings, warum gerade dieser unterirdische Kuppelsaal gewählt wurde. Wöchentlich fanden diese Sitzungen statt, bislang unbehelligt von der Öffentlichkeit. Das allerdings war nur möglich, weil bloß einigen in der Runde die realen Ziele bekannt waren. Der Rest, einer fast spirituellen Gruppe, wurde auf die falsche Fährte gesetzt. Das alles begann vor mehr als fünfzehn Jahren.
Zur selben Zeit liefen zwei Jogger am Jasmunder Bodden, wie mehrfach die Woche, am Ufer entlang. Da und dort konnten sie bis auf den Meeresgrund schauen. Die tiefsinnigen Gespräche an diesem Morgen hielten sie allerdings davon ab den Blick dort hin zu lenken. Es ging aufgeregt zu. Seit vielen Jahren kannten sie sich und verbrachten gerade diese Phase der Entspannung in einer stets lockeren Atmosphäre. Über Gott und die Welt wurde geredet. Doch an diesem Vormittag war alles anders. Sie, die sie auf der Insel geboren wurden, aber auf dem Festland ihre Arbeitsplätze fanden, waren wirklich dicke Freunde geworden. Doch irgendwie machte sich bei ihnen inzwischen das Gefühl der Unzufriedenheit breit. Sollte es das gewesen sein? Fragten sie sich immer wieder. Beide hatten sich eine zumindest kleine Karriere versprochen. An diesem Tag drehte es sich, wie immer wieder mal, um die finanzielle Situation ihrer Familien. Allzu üppig konnten sie bisher nicht leben. Den Kindern mussten sie manche Wünsche, die andere Eltern den Ihren erfüllen konnten, abschlagen. Das schmerzte und häufig keimte der Gedanke, ihre Situation, egal auf welche Weise, aufzubessern.
Gerade machten sie kehrt, die Hälfte der Laufstrecke war geschafft. Da offenbarte Hubertus Noll seinem Freund Raimund Lewitzki seine tiefsten Gedanken. Schon längere Zeit waren diese in ihm gereift und heute, darüber war er sich im Klaren, seien sie flügge geworden. „Das hier wäre der ideale Platz, sollte es notwendig sein, alles zu verbergen“,sprudelte er heraus. Raimund lächelte spitzbübisch, war aber gleichzeitig verwirrt, und meinte bloß: „ Ach, klingt ja wie die Idee für das perfekte Verbrechen. Na denn!“
„Nun, hast du einen besseren Ausweg unseren Familien aus dem Schlamassel zu helfen?“
„Nicht wirklich, aber mit kriminellen Machenschaften will ich in keinem Falle was zu tun haben. Schmink dir das ab!“, setzte er barsch nach.
Doch Hubertus Noll beschwichtigte ihn. Und erklärte, dass er ja lediglich Pakete transportieren und diese auf nimmer wiedersehen entsorgen sollte. Mehr sei doch nicht …. „Und eben deshalb meine ich, ist hier...., ich meine im Booden ...., der passende Fleck. Etwa zehn Pakete stehen anfänglich zur Debatte, soviel weiß ich schon“, reichte er nach. Dabei verschwieg er geflissentlich, dass es sich um verschnürte Leichen handeln würde. Sie beendeten ihren Lauf und verabredeten sich zu einem Treff, bei dem die Pakete übernommen werden