"Ich erinnere mich", sagte einer der Zuschauer, "dass gestern Abend ein Mann mit einem Faltrad von dem Wohnmobil wegfuhr. Es hatte mich gewundert, dass er an seinem Faltrad zwei Reisetaschen hatte. Aber ich habe mir dann keine weiteren Gedanken darüber gemacht." Es meldete sich ein weiterer Zuschauer, dem beim Einfahren in den Campingplatz um etwa 5 p.m. ein Radfahrer auf einem Faltrad aufgefallen war, der den Campingplatz gerade verließ.
Young fragte noch, ob jemand die Person beschreiben könne, die auf dem Fahrrad den Campingplatz verlassen hatte. Die beiden Zuschauer berichteten nur, dass sie einen alten Mann mit Sonnenbrille und einer Baseballkappe gesehen haben.
Für Flix und seine Kollegen sah es so aus, als hätte der Fahrer des Wohnmobils sein Fahrzeug aufgegeben und wäre geflüchtet. Sie öffneten nun mit ihrem Spezialwerkzeug die Tür des Wohnmobils und betraten das Innere des Fahrzeugs. Als Erstes betrachteten sie den alten Laptop auf dem Tisch. Sie stellten fest, dass sich der Laptop im Standby befand und mit einem Kabel mit dem Satelliten-Spiegel verbunden war. Bei dem Laptop konnte es sich nur um den Sender handeln.
Flix löste die Klammern vom Laptop, mit denen dieser am Tisch befestigt war, und nahm ihn in die Hand. Der Laptop war viel schwerer und voluminöser als die heutigen schmalen Laptops. Ob der Laptop den Sender enthielt, musste das FBI-Labor feststellen. Flix untersuchte den Schlafplatz, fand aber keine Hinweise auf die Identität des Fahrers.
Bei der Überprüfung der Fahrerkabine stellte Flix zu seiner Überraschung fest, dass der Schlüssel zum Starten des Motors im Schloss steckte. Das war eine eindeutige Botschaft, dass der Fahrer sein Wohnmobil aufgegeben hatte, das von ihm vermutlich nur gemietet worden war.
In der Zwischenzeit hatte Young den außen liegenden Kofferraum des Wohnmobils geöffnet. Im Kofferraum fand er eine Reisetasche. Wie sich nach dem Öffnen herausstellte, enthielt die Tasche drei Sets Nummernschilder. Die spätere Prüfung ergab, dass zwei Sets der Nummernschilder gefälscht waren, wie auch die am Wohnmobil montierten Nummernschilder. Alle Feststellungen an diesem Wohnmobil deuteten darauf hin, dass mit diesem Wohnmobil kriminelle Aktionen verbunden waren.
Flix war sich mit Young einig, dass ihre Operation beendet sei und dass Flix mit dem beschlagnahmten Laptop ins Hauptquartier zurückfliegen konnte. Auch die beiden Streifenpolizisten würden nicht mehr benötigt.
Young würde bis zum Öffnen des Campingplatzes warten und den Manager zum Aussehen des Fahrers des Wohnmobils befragen. Der spätere Bericht von Young ergab, dass der Manager des Campingplatzes sich nur an einen alten Mann mittlerer Größe erinnern konnte. Der als Mieter des Stellplatzes notierte Name erwies sich als falsch.
Young fuhr dann das Wohnmobil nach Washington zurück, wo es im FBI-Labor auf Spuren untersucht werden sollte. Dort sollte auch der Vermieter des Wohnmobils festgestellt werden, damit dieser sich sein Wohnmobil abholen kann.
Die Botschaft des Terroristen
Als ein von allen Geheimdiensten und Polizisten der westlichen Welt seit vielen Jahren gejagter Terrorist hatte Raquis ein feines Gespür für Gefahr entwickelt. Das hatte ihm schon viele Male das Leben gerettet. Ihm war bewusst, dass die beiden Doktoren Abdallah ihn töten würden, wenn sie erfahren hatten, was er im Jenseits erlebt hatte und was nun sein Leben verändern würde.
Sie würden sofort erkennen, dass seine Erlebnisse eine große Gefahr für die Rechtfertigung des kriegerischen Dschihad darstellen würden. Einige Terroristen würden aufgeben und in ihr normales Leben zurückkehren. Es würde insbesondere äußerst schwierig werden, neue Selbstmord-Attentäter anzuwerben.
Aber Dr. Abdallah würde ihn nicht töten, ohne zuvor die Genehmigung des Imams eingeholt zu haben. So lange hatte er Zeit. Er befahl seinem Körper, eine Stunde zu schlafen. Mit solchen eingeübten mentalen Befehlen fühlte er sich sicherer, als auf einen manchmal unzuverlässigen Wecker zu vertrauen. Als er pünktlich nach einer Stunde wieder erwacht war, blieb er noch einige Minuten ruhig liegen, um sich zu konzentrieren und seine nächsten Schritte vorzubereiten.
Raquis wartete, bis Dr. Abdallah und sein Sohn mit den wenigen noch arbeitsfähigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Klinik und Praxis verlassen hatten, um zum Freitagabendgebet in die Moschee zu gehen. Als er sicher war, dass nur noch eine Krankenschwester für die Nacht anwesend war, stand er vom Bett auf.
Er kleidete sich an. Dann entfernte er seinen aufgeklebten Bart und die Perücke. Er wusch sich das Gesicht. Aus seinem Gepäck nahm er seinen iPad. Er stellte die Video-Aufnahmefunktion ein. Dann sprach er den folgenden Text in arabischer Sprache in das Mikrofon:
„Heute gebe ich meine Botschaft an die islamische Welt und an alle Terroristen. Wenn Ihr dieses Video mit meinem Bild seht, wisst Ihr, dass Umar bin Raquis, der weltweit gesuchte Top-Terrorist, zu Euch spricht. Ich hatte bisher mein Leben dem bewaffneten Kampf, dem kriegerischen Dschihad, gegen die USA und gegen alle Ungläubigen gewidmet. Ihr wisst, dass ich viele Granaten- und Sprengstoffanschläge gegen Einrichtungen der USA und Großbritannien verübt habe.
Ich habe viele Ungläubige getötet, aber auch viele Muslime, die in der Nähe waren oder mit dem Feind zusammengearbeitet hatten. Auf diese Taten bin ich stolz gewesen, weil ich mich als Diener Allahs verstanden habe bei meinem Kampf für die Weltherrschaft des Islams. Ich glaubte, den von mir getöteten Muslimen durch ihren Tod zu ihrem höchsten Glück verholfen zu haben. So hatte es uns Hassan al-Banna gelehrt, der Begründer der Muslim-Bruderschaft.
Es gibt im Islam viele Religionsgelehrte, die den von Hassan al-Banna gelehrten kriegerischen Dschihad für eine falsche Interpretation des Korans halten. Ich war aber mit vielen meiner Brüder überzeugt, dass Allah den kriegerischen Dschihad zur Vernichtung aller Ungläubigen wollte. Ich habe mich bisher bemüht, den Willen Allahs zu erfüllen, so wie Hassan al-Banna ihn verstand.
Ich wurde in die USA entsandt, um Sprengstoffanschläge auf das neu gebaute Trade Word Center und auf U-Bahn-Stationen zu verüben. Für mich nicht erklärbar, wurden mir nach Betreten von amerikanischem Boden alle meine terroristischen Taten in meinem Bewusstsein wie ablaufende Filme gezeigt und als Sünden dargestellt.
Alle von mir getöteten Menschen richteten heftigste Vorwürfe an mich. Sie warfen mir auch vor, gegen Allahs Gesetze gehandelt zu haben. Für mich war das unerträglich. Ich konnte auch nicht verstehen, warum die von mir getöteten Muslime nicht im Paradies waren, wie es uns in der Lehre von Hassan al-Banna versprochen wurde.
Um Klarheit zu erhalten, was die Wahrheit in unseren Lehren im Koran und deren Interpretation ist, entschloss ich mich zu einem Experiment. Ein befreundeter Arzt versetzte mich in einen künstlichen Tod und holte mich nach 15 Minuten wieder in das Leben zurück.
Während der Phase meines Todes, als mein Herz stillstand und keine Hirnströme mehr messbar waren, durchschritt ich einen Tunnel mit einem schwachen Lichtschein. Dann trat ich auf eine graue, düstere Ebene, fast lichtlos. Ich stand plötzlich allen Seelen der Menschen gegenüber, die ich bei meinen Terroranschlägen getötet hatte. Sie fielen über mich her und beschuldigten mich in erregter und zornigster Weise, sie getötet und verstümmelt zu haben und ihr Leben gegen den Willen Allahs verkürzt zu haben.
Ich erlebte in Sekundenbruchteilen mit unvorstellbaren Schmerzen am eigenen Seelenleib, was ich diesen Menschen angetan hatte. Ich fragte die sich unter den Seelen befindlichen Muslime, warum sie nicht im Paradies seien, wie es uns versprochen war. Sie lachten daraufhin nur höhnisch und verachtungsvoll.
Sie sagten, dass uns all die Prediger getäuscht hätten, die uns für den kriegerischen Dschihad das Paradies versprachen. Sie hätten in den Seelenreichen auch die Seele von Hassan al-Banna getroffen. Er würde dort wegen seiner Sünden, die Gläubigen getäuscht zu haben, schrecklich leiden. Ebenso hätten sie das Leiden von verstorbenen Predigern gesehen, die seine Lehre weiterverbreitet hatten.
Während der Zeit meines Todes habe ich in diesem Seelenreich Grauenhaftes gesehen und erlitten. Mir sind auch viele andere Selbstmordattentäter begegnet, die glaubten, mit ihren Taten sofort ins Paradies zu kommen. Nun fanden sie sich in der Hölle ihrer Taten und erlebten wie ich am eigenen Geistkörper, was sie anderen Menschen