Was an Leid im Jenseits abzuleiden ist, sollte auch dort bleiben. Falls aber Gott oder Jesus, der Christus, wollen, dass Sündhaftes jetzt ins Bewusstsein und damit ins Leben der Menschen tritt, kommt es uns nicht zu, den göttlichen Willen zu verhindern."
Kardinal Bonitat machte eine Pause. Dann sprach er weiter: "Wir wissen nicht, ob die so genannte ‚Botschaft der göttlichen Himmel‘ echt ist, ob sie tatsächlich von sensitiven oder prophetischen Menschen so empfangen wurde. Wir Kardinäle und Bischöfe in der römisch-katholischen Kirche sind auch Seelsorger. Aber in erster Linie sind wir Topmanager einer großen Organisation. Unser Handeln ist vom Verstand, d.h. vom Kopf her, bestimmt und das muss so sein.
Wir haben keine Verbindung zu Gott oder den göttlichen Himmeln. Gemäß den Erfahrungen in unserer Kirche, insbesondere den Klöstern, ist eine direkte Verbindung zu Gott nur durch ein Leben nach den Gesetzen Gottes möglich, einem Leben aus der Herzensgüte. Dieses Ziel können nur Menschen erreichen, die das ungöttliche Treiben der Welt mit der Gier nach Reichtum und Macht nicht mitmachen, sondern ihren Mitmenschen in Liebe selbstlos dienen.
Mystiker haben eine direkte Verbindung zu Gott, aber keine Topmanager in christlichen Organisationen. Ich wünsche mir jedoch, dass wir viele Mystiker unter unseren Gläubigen haben sollten, die uns den richtigen Weg in der Praktizierung unseres Glaubens weisen."
Kardinal Bonitat machte eine Pause. "Als Vertreter der römisch-katholischen Kirche in den USA", fuhr der Kardinal fort, "stelle ich jedoch fest, dass unsere römisch-katholische Kirche nicht der Verursacher der derzeitigen Krise ist. Wir sind nicht die Verursacher des Sünden-Syndroms. Das sind alle betroffenen Menschen selbst. Wir Menschen sind alle nicht vollkommen. Wir begehen immer wieder Sünden gegen die Gebote Gottes. Bisher hatte das nicht so dramatische Folgen.
Offenbar ist die jetzige Situation etwas Ähnliches wie die aus der biblischen Geschichte bekannten 7 Plagen in Ägypten. Wir müssen Verständnis für alle betroffenen Menschen haben, weil keiner von uns frei von Sünde ist. Dennoch sollte alles getan werden, um den betroffenen Menschen zu helfen."
Das waren kühne Worte eines Kardinals der römisch-katholischen Kirche, wie man sie vorher noch nie gehört hatte. Vermutlich war das dem Umstand zu verdanken, dass er erst vor einem Jahr im Alter von 51 Jahren vom Papst Innozenz XIII. zum jüngsten Kardinal des Vatikans ernannt worden war. Er galt als Modernisierer der römisch-katholischen Kirche.
Nach Kardinal Bonitat sprach als Nächster Antony Milde, der Führer der United Methodist Church of USA. Er sagte, dass seines Wissens nur die Gemeinde in Lordsplace behauptet habe, den Stromausfall in Las Vegas mit ihren Gebeten herbeigeführt zu haben.
Die Gemeinde wollte damit nur einen Beweis liefern für die Kraft der Gebete. Sie wollte beweisen, dass die Macht Gottes, die mit ihren Gebeten angerufen wurde, größer ist als das, was die Materie bewegt und was Menschen geschaffen haben.
Es sei jedoch nicht erwiesen, dass der zeitweise Stromausfall in Las Vegas tatsächlich die Folge der Gebete der Gemeinde in Lordsplace war. Vermutlich sei es nur ein glückliches und zufälliges Zusammentreffen von Ereignissen gewesen. Auch Milde betonte, dass die Gemeinden der Methodisten nicht die Verursacher der Krise sind, die durch das Sünden-Syndrom ausgelöst wurde.
Milde wies darauf hin, dass nicht nur Christen und solche, die sich so nennen, von dem Sünden-Syndrom betroffen seien. Bekanntlich würden auch Juden, Muslime, Buddhisten, Mormonen, Hindus und Shiks unter dem Sünden-Syndrom leiden. Es handle sich also nicht allein um ein psychisches Problem, unter dem nur Christen leiden würden. Insofern könne es auch nicht von Christen verursacht worden sein.
Nach der Stellungnahme von Kardinal Bonitat und dem Führer der Methodisten erschienen nacheinander die Führer der Baptisten, der Presbyterianer, der Pentecostals, der orthodoxen Christen, der Anglikaner, der Zeugen Jehovas und anderer christlicher Glaubensgemeinschaften auf dem Bildschirm.
Sie gaben eine ähnliche Stellungnahme wie Kardinal Bonitat und wie Antony Milde ab. Im Ergebnis stellten sie fest, dass sie als Führer christlicher Gemeinden und die Mitglieder ihrer Gemeinden nicht die Verursacher der Krise seien.
Viele Führer der Christen betonten, dass mit der Bitte um Vergebung und der Vergebung das Sünden-Syndrom aufgelöst werden könne. Es liege bei den vom Sünden-Syndrom Betroffenen, diese von der christlichen Religion gelehrte Hilfe zu nutzen.
Nach den Antworten der Führer der Christen erkannte Präsident Virtus, dass er mit seiner Frage nichts erreicht hatte. Er musste anders fragen.
"Wir sind uns alle einig", sagte Virtus, "dass der Vergebungsprozess das Sünden-Syndrom beseitigen würde. Damit würde auch unsere landesweite Krise beendet werden. Warum machen die Christen so wenig von dem Vergebungsprozess Gebrauch?"
Nach der Frage trat erneut eine große Stille ein. Die Führer christlicher Glaubensgemeinschaften wollten erst Kardinal Bonitat antworten lassen. Die Antworten des Kardinals und seiner Kollegen waren für Virtus enttäuschend.
"Viele betroffene Christen", sagte Kardinal Bonitat, "haben kein wirkliches Vertrauen in ihren Glauben, in die Kraft ihres Glaubens. Sie glauben an Gott und an Jesus Christus, aber sie glauben nicht daran, dass Gott und Jesus Christus ihnen in dieser Welt helfen können. Deshalb leben auch viele nicht so, wie es der Glaube von ihnen verlangt. Sie haben daher kein Vertrauen in die Wirksamkeit des Vergebungsprozesses.
Die meisten Bürger unseres Landes sind keine Christen. Sie vertrauen erst recht nicht dem Vergebungsprozess. Sie wurden durch das ungöttliche Verhalten von Politikern, von Eliten der Wirtschaft und Verwaltung und von Prominenten zu sündhaftem Verhalten verleitet. Das Verhalten dieser Eliten hielten sie für menschlich normal und nachahmungswürdig. Sie übernahmen es in ihr eigenes Leben.
Wie können sie erkennen, dass ihr Verhalten falsch ist, wenn die Eliten des Landes, die eine Vorbildfunktion haben, ihnen ein sündhaftes Verhalten vorleben? Es ist Aufgabe der Regierung, hier eine Änderung herbeizuführen. Unsere Gesellschaft bedarf dringend einer moralischen und ethischen Erneuerung. Davon hängt auch unsere wirtschaftliche Leistungskraft ab.
Die Botschaft der göttlichen Himmel ist ein Auftrag an alle Menschen, ihr Verhalten zu überdenken und ihr Verhalten zum Positiven, zum Göttlichen, zu verändern. Tun wir das nicht, könnte es sein, dass wir öfter erleben, dass das Sünden-Syndrom unsere Wirtschaft und unser Staatswesen lahmlegt.
Herr Präsident, wir Führer der christlichen Glaubensgemeinschaften in unserem Land fordern Sie auf, einen Minister für ethisches Verhalten in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Kultur zu bestellen. Dieser Minister sollte dann jeweils unethisches Verhalten öffentlich machen. Verstöße gegen die Ethik sollten auch mit Bußgeldern bestraft werden."
Jetzt lag der Ball wieder bei Präsident Virtus. Auch seine zweite Frage hatte nicht zum gewünschten Ergebnis geführt.
"Ich danke Ihnen für die Anregung, einen Minister für Ethik zu ernennen", sagte Präsident Virtus. "Ich werde den Kongress um Zustimmung zu diesem zusätzlichen Ministeramt und den von Ihnen vorgeschlagenen Befugnissen bitten. Um aber die jetzige Krise besser bewältigen zu können, bitte ich Sie zu veranlassen, dass in Ihren Gemeinden mit mehr Energie der Vergebungsprozess gelehrt und praktiziert wird.
Meine Mitarbeiter haben mir berichtet, dass Reverend Peter Hope von der Church of Eternal Spiritual Love aus Milwaukee und sein Kollege in großen Football-Stadien mit großem Erfolg den Vergebungsprozess lehren und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern üben. Mehr als 80 Prozent der Zuhörerschaft gingen kurze Zeit später wieder zur Arbeit. Das sollte uns allen Mut machen, das wir mehr als bisher für die Bewältigung der Krise tun können.
Als Präsident habe ich den Papst Innozenz XIII. gebeten, mir seinen persönlichen Beichtvater Pater Pius für 10 bis 14 Tage auszuleihen. Pater Pius ist inzwischen in Washington angekommen. Er hat angefangen, meine engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Anwendung des Vergebungsprozesses zu unterweisen. Er übt mit ihnen, mit dem Vergebungsprozess Sündhaftes zu löschen. Es wurden