2050 - Die Vulkane im Rheingraben. Martin Danders. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin Danders
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738024401
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dass sie einen Mann hat! Hätte ich nicht gedacht. Sie bemerkt meine Gedanken und erzählt mir offen ihre familiäre Situation, obwohl wir uns gerade ein paar Stunden kennen.

      „Meine Ehe ist kaputt. Wir lieben uns nicht mehr und haben keinen Sex mehr miteinander. Mein Mann arbeitet in Basel und kümmert sich in der Woche um die beiden Kinder. Ich arbeite die ganze Woche in Karlsruhe. Am Wochenende kümmere ich mich dann um die Kinder“, erklärt sie offen.

      „Ist ja eine interessante Geschichte! Und warum trennt ihr euch nicht einfach?“

      „Das ist nicht so einfach. Ich mache es nicht wegen der Kinder, weil die unter einer Trennung leiden würden“, sagt sie.

      „Aber für die Kinder ist es doch so viel schlimmer. Die beobachten doch euer Verhalten mit den dazugehörigen Streitereien und verstehen das alles nicht.“

      „Es ist so aber besser, dann haben sie wenigstens einen Vater und eine Mutter“, widerspricht sie.

      „Ich würde mich an deiner Stelle scheiden lassen.“

      „Das geht nicht“, entgegnet Luise schroff.

      „Hat dein Mann schon eine andere Frau?“

      „Nein, ich glaube nicht“, sagt sie.

      „Wieso nicht?“

      „Er sieht nicht so vorteilhaft aus und ist überhaupt kein Frauentyp“, berichtet sie mir.

      Luise lächelt mich wieder mit ihren Katzenaugen an. Wir bleiben lange am Tisch sitzen und trinken eine ganze Weinflasche. Schon wieder eine Frau mit zwei Kindern, aber diesmal mit Ehemann. Das ist wirklich ein bisschen zu viel. Trotz meiner Gedanken flirtet mich Luise mit allen Mitteln an, die einer Frau zur Verfügung stehen. Lass dich nicht drauf ein!

      Als wir das Restaurant verlassen, begleite ich sie wie ein Gentleman zu ihrer kleinen Wohnung im Zentrum von Karlsruhe.

      „Ich würde gerne mit dir in deine Wohnung kommen, aber vielleicht ist es dafür noch etwas zu früh“, sage ich mutig.

      „Das machen wir später einmal!“

      „Okay!“, ich bin etwas überrascht wegen ihrer direkten Antwort.

      Wir umarmen und küssen uns kurz. Wieder trifft mich ihr Lächeln mit den Katzenaugen.

      „Tschüss!“, stammele ich mit erhöhtem Puls.

      „Auf bald!“

      Wie benebelt stolpere ich zurück zu meinem Auto. Alpha hat dort lange auf mich gewartet. Ich gehe eine kurze Pinkelrunde mit ihm und fahre anschließend auf der Autobahn zurück nach Colmar. Was für eine Frau! Mich hat es schon am ersten Tag erwischt. Ich habe mich verliebt. Ich alter Sack habe geglaubt, dass das bei mir nicht mehr funktioniert! Aber sie hat einen Mann! Lass die Finger davon! Meine inneren Warnschilder missachte ich vollkommen. Es ist wie eine süße Droge, die langsam von mir Besitz ergreift. Jetzt ist alles zu spät! Es ist passiert!

      Auf der Rückfahrt treffe ich auf schwere Unwetter mit Starkregen. Aufgrund der Klimaveränderung sind solche Unwetter inzwischen normal. Die Menschen haben sich daran gewöhnt. In Colmar angekommen, unternehme ich einen großen Spaziergang mit Alpha, um von meinen Gedanken etwas herunterzukommen.

      Morgen werde ich die Geschichte mit Anna beenden, dann ist es Schluss mit den Bettgeschichten. Danach werde ich erst mal wieder wie ein Mönch leben. Wenn es mit Luise nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm. Dann habe ich eben gar keine Frau mehr, aber immerhin noch den Hund. Die Geschichte mit Anna kann ich unmöglich so wie bisher weiterführen.

      5. Kapitel

      Am nächsten Morgen fahre ich ins Büro nach Breisach, schalte meinen Computer an und sende Anna eine E-Mail, dass ich mit ihr sprechen will. Eine Stunde später kommt sie in mein Zimmer. Ihr Gesichtsausdruck zeigt skeptische und ängstliche Züge. Mein Entschluss mit der Trennung steht fest, auch wenn sie mir jetzt ein wenig leidtut. Anna ist eigentlich ein guter Mensch.

      „Und wo warst du gestern Abend?“, fragt sie als Erstes.

      „In Karlsruhe auf einem Kongress.“

      „Aha, und was willst du mir jetzt erzählen?“, argwöhnt Anna und legt nervös den Kopf zur Seite.

      „Ich beende unser Verhältnis!“

      „Soso! Du beendest unser Verhältnis! Und warum?“, ruft sie zornig .

      „Weil unsere Geschichte nicht das Richtige für mich ist!“

      „Das glaube ich dir nicht! Du hast eine andere kennengelernt!“, schreit sie.

      „Nein, ich mache Schluss, weil wir nicht zusammen passen. Wir können ja Freunde bleiben.“

      „Du Arschloch!“, kreischt sie.

      „Tschüss!“

      Anna läuft rot an vor Wut, dreht sich um und eilt davon. Ihre Schritte auf dem Gang hören sich an wie der Stechschritt eines Soldaten. Das war es! Unangenehme Dinge erledige ich immer sofort. Meine Entscheidung war richtig und ich fühle mich jetzt sehr erleichtert.

      In der Mittagspause gehe ich mit den Kollegen in die Kantine. Sie diskutieren heute über die bald eintretenden Folgen, wenn die durchschnittlichen Temperaturen auf der Erde noch weiter steigen. Ich bin heute etwas zurückhaltender als sonst und beteilige mich nicht an der Diskussion.

      Am Nachmittag fahre ich erst zu einer Baustelle in Staufen und anschließend nach Lahr zu meiner vermuteten Magmakammer. Ich muss unbedingt den Seismografen und die anderen geophysikalischen Messungen überprüfen. Außerdem müsste eigentlich die Bohrung sofort gestoppt werden, wenn sich unten tatsächlich eine Magmakammer befindet. Sollte das der Fall sein, würde man sie unter Umständen anbohren und dem Magma die Möglichkeit geben, nach oben aufzusteigen. Das wiederum würde bedeuten, dass man einen Vulkanausbruch auslöst. Bisher hat es auf der Welt noch niemand gewagt, die Erdkruste zu durchbohren, weil die Folgen fatal wären. Aus diesem Grund liegen hierfür keine Erfahrungen vor. Einen Vulkanausbruch würden die Anwohner in der Umgebung sicher nicht sehr komisch finden. Anderseits, wenn ich die Bohrung stoppe, wollen meine Chefs natürlich eine Erklärung hören. Was soll ich denen bloß sagen? Da ist eine Magmakammer, es droht ein Vulkanausbruch. Vermutlich werde ich anschließend in eine Nervenheilanstalt eingeliefert.

      Auf dem Weg nach Lahr stoppe ich mein Auto. Das Fahrzeug hat eine moderne Kommunikationsanlage mit großem Bildschirm, der beim Gespräch automatisch hochgefahren wird. Beim Telefonieren sieht man den Gesprächspartner in seiner ganzen Erscheinung. Ich habe ihre Nummer bereits gespeichert und dem System „Luise“ gesagt. Die Anlage reagiert jetzt auf meine mündliche Anweisung „Luise“ und wählt ihre Nummer automatisch. Luise erscheint auf dem Bildschirm. Sie ist gerade in ihrem Büro.

      „Hallo, alles in Ordnung?“, frage ich.

      „Ja, und bei dir?“

      „Bei mir ist auch alles in Ordnung“, sage ich.

      „Wann treffen wir uns?“

      „Ich habe abends immer Zeit“.

      „Kannst du morgen Abend nach Karlsruhe kommen?“, meint Luise.

      „Ja! Wo treffen wir uns?“, rufe ich glücklich.

      „In dem gleichen Restaurant, wo wir gestern waren, um zwanzig Uhr.“

      „Okay! Ich freue mich auf dich“, bestätige ich.

      „Ich freue mich auch auf dich.“

      „Bis morgen Abend“, winke ich dem Bildschirm zu.

      „Bis morgen!“

      Luise deutet einen Kuss an, lächelt mit ihren Katzenaugen und dann ist die Verbindung eingestellt. Was für eine Frau! Es läuft mir kalt den Rücken herunter und meine ganze Souveränität ist verschwunden. Sie erscheint