Vom Himmel kam der Engel Schar
St.Georg in Taisten. Fresko Leonhard von Brixen (1459):
Verkündigung - Engelschar
Foto: Wolfgang Sauber
https://de.wikipedia.org/wiki/Vom_Himmel_kam_der_Engel_Schar#/media/File:Taisten-St._Georg_12.jpg
„Vom Himmel kam der Engel Schar“ ist ein von Martin Luther im Jahr 1543 veröffentlichtes Weihnachtslied. Das Lied folgte bereits in der Erstpublikation auf das Lied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ unter dem Titel: „Ein ander Christlied – im vorigen Thon“. Beide Lieder entfalten die Verkündigung an die Hirten (Lukas 2,8-14). Das erste in Form eines Kinderliedes gestaltete Lied ließ auf die in wörtlicher Rede formulierte Weihnachtsbotschaft des Verkündigungsengels in der ersten Person („ich bring euch gute neue Mär“) (Lukas 2,9-12) das jubelnde Echo der Adressaten folgen. Dem folgt nun in diesem Lied die Beschreibung des sich der Verkündigung anschließenden Auftritts der „Engel Schar“ (Lukas 2,13): Dabei geht die narrative Einleitung (Str. 1 Z. 1-3) dem als wörtliche Rede gestalteten Engelsjubel voraus. Nach der prägnanten Botschaft von dem verheißenen Kind und Heiland in Bethlehem (Str. 1-2) ergeht der Aufruf zum Jubel an die Hörer aufgrund der Menschwerdung Gottes in „Fleisch und Blut“ (Str. 3) und als „Gotts Geschlecht“ (Str. 6), die über „Sünd und Tod, Teufel und Höll“ (Str. 4) und Anfechtung (Str. 5) triumphieren lässt.
1) Vom Himmel kam der Engel Schar,
erschien den hirten offenbar;
sie sagten ihn': „Ein Kindlein zart,
das liegt dort in der Krippen hart.
2) zu Bethlehem, in Davids Stadt“,
wie Micha das verkündet hat,
es ist der Herre Jesus Christ,
der euer aller Heiland ist.
3) Des sollt ihr alle fröhlich sein,
dass Gott mit euch ist worden ein.
Er ist geborn eu’r Fleisch und Blut,
eu’r Bruder ist das ewig Gut.
4) Was kann euch tun die Sünd und Tod?
Ihr habt mit euch den wahren Gott;
lasst zürnen Teufel und die Höll,
Gottes Sohn ist worden eu’r Gesell
5) Er will und kann euch lassen nicht,
setzt ihr auf ihn eu’r Zuversicht;
es mögen euch viel fechten an:
dem sei Trotz, der’s nicht lassen kann.
6) Zuletzt müsst ihr doch haben recht,
ihr seid nun worden Gotts Geschlecht.
Des danket Gott in Ewigkeit,
geduldig, fröhlich allezeit.
Luther zog zu seinem Lied die Melodie des weltlichen Liedes: „Mit Lust tret ich zu diesem Tanz“ heran.
Das Lied findet sich im Evangelischen Gesangbuch (EG 25).
Es wurde u. a. von Johann Sebastian Bach (BWV 607) für Orgel und Johannes Weyrauch (WeyWV 55,5) für Chor bearbeitet.
Mit Fried und Freud ich fahr dahin
Mit Fried und Freud ich fahr dahin
(nach dem Lobgesang des Simeon, Lk 2,29–32 )
„Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ ist ein Kirchenlied von Martin Luther.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mit_Fried_und_Freud_ich_fahr_dahin
Er verfasste Text und Melodie im Frühjahr 1524 im Zuge seines ersten Kirchenliederschaffens. In Johann Walters Geystlich Gesangk Buchleyn ist es im selben Jahr abgedruckt.
Baptistisches Gesangbuch 1545
Es fehlt jedoch noch im Erfurter Enchiridion.
Das Lied ist eine ausdeutende Nachdichtung des Lobgesangs des Simeon (Lukas 2,29–32), der prophetischen Worte, mit denen der greise Simeon auf die Darbringung des Jesuskindes im Tempel durch Maria und Josef antwortet.
Der Lobgesang des Simeon:
Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;
denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
den du bereitet hast vor allen Völkern,
ein Licht, zu erleuchten die Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
Luther formt die vier Aussagen der Vorlage in vier Strophen aus:
freudige Bejahung des Sterbens,
begründet in der Begegnung mit dem Heiland,
der für alle Völker gekommen ist,
Licht für die Heiden und Herrlichkeit für Israel.
Mit dem lateinischen Nunc dimittis war Luther als Mönch aus der täglichen Komplet vertraut. Das Lied bekam seinen liturgischen Ort am 2. Februar, der auch in den lutherischen Ordnungen als Festtag beibehalten wurde.
Heute gebräuchlicher Liedtext:
Mit Fried und Freud ich fahr dahin
in Gotts Wille;
getrost ist mir mein Herz und Sinn,
sanft und stille,
wie Gott mir verheißen hat:
der Tod ist mein Schlaf worden.
Das macht Christus, wahr’ Gottes Sohn,
der treu Heiland,
den du mich, Herr, hast sehen lan
und g’macht bekannt,
dass er sei das Leben mein
und Heil in Not und Sterben.
Den hast du allen vorgestellt
mit groß Gnaden,
zu seinem Reich die ganze Welt
heißen laden
durch dein teuer heilsam Wort,
an allem Ort erschollen.
Er ist das Heil und selig Licht
für die Heiden,
zu ’rleuchten, die dich kennen nicht,
und zu weiden.
Er ist deins Volks Israel
Preis, Ehre, Freud und Wonne.
Daneben wurde es zu einem der wichtigsten Sterbe- und Begräbnislieder; in diesen Zusammenhang stellt es auch das Evangelische Gesangbuch (Nr. 519).
Die dorische Melodie folgt dem Text der ersten Strophe intensiv ausdeutend. Quintaufschwünge, Punktierungen und Melismen drücken die „Freude“ aus, die Molltönung den „Frieden“. Eindrücklich und für musikalische Bearbeiter aller Zeiten inspirierend ist der Abstieg unter den Grundton auf die Textwendung „sanft