Hochmittelalter – vom Missionszentrum zur Handelsstadt –Billunger Zeit
Der Wiederaufbau der Altstadt dauerte bis in die Anfänge des 11. Jahrhunderts. Erzbischof Bezelin Alebrand ließ 1037 den Bau der Marienkirche, des Klosters und des erzbischöflichen Palastes aus Quadersteinen beginnen – die ersten Steingebäude in der Region überhaupt. Die Stadt wurde durch eine Ringmauer mit zwölf Verteidigungstürmen befestigt. An der Südseite des Doms wurde ein festes Schloss errichtet, die Wiedenburg (= Weidenburg), daraufhin errichtete 1024 bis 1025 der Billunger Bernhard II. die so genannte Wasserburg, auch Neue Burg genannt, im Bereich der heutigen Nikolai-Ruine/Hopfenmarkt. Der Marktplatz, das Zentrum des damaligen Lebens, befand sich gegenüber der heutigen Petri-Kirche. In der Amtszeit des Erzbischofs Adalbert, der nicht nur ein Freund Heinrichs III., sondern auch Erzieher und Berater seines Sohnes Heinrich IV. war und einem Gerücht zufolge die Papstwürde ablehnte, blühte Hamburg zwischen 1043 und 1072 auf. Um 1060 wurde Hamburg in die erzbischöflich regierte Altstadt und die herzogliche Neustadt geteilt, da die Stadt ein enormes Wachstum verbuchte. Hamburg wurde erneut zentraler Ausgangspunkt für die Missionierung der skandinavischen Länder und erste Handelsbeziehungen gen Norden und Osten wurden aufgebaut, die bis nach Island, Grönland und Finnland reichten. Ein Ausbau der Befestigungsanlagen wurde geplant, doch Erzbischof Adalbert (ein Glasmosaikbild befand sich auf dem Kaiser-Karls-Brunnen) wurde auf dem Reichstag zu Tribur 1065 gestürzt. Durch die Machtkämpfe um die Nachfolge sahen die Obodriten unter ihrem Fürsten Kruto eine Chance und fielen in Nordalbingien ein. 1066 und 1072 wurde Hamburg erneut von den Obodriten überfallen, weshalb die Erzbischöfe Hamburg verließen und fortan in Bremen residierten; Hamburg verlor seine kirchliche Vormachtstellung im Norden.
Schauenburger Zeit
1106 starb das Geschlecht der Billunger aus und Adolf I. von Schauenburg wurde 1110 vom sächsischen Herzog Lothar als Nachfolger des von den Abodriten erschlagenen Gottfried zum Grafen der Grafschaften Stormarn und Holstengau, dadurch auch des herzoglichen Teils von Hamburg, bestellt. Er ließ Elbmarschen und -inseln eindeichen, trockenlegen und besiedeln. 1124 wurde unter Adolf I. die Alster zum ersten Mal für eine Kornmühle am Großen Burstah aufgestaut. Sein Sohn und Nachfolger Adolf II. setzte in Hamburg selbst kaum Akzente, ermöglichte aber eine Zeit des ruhigen Wachsens, obwohl er um die Grafschaften mit dem Kaiser im Konflikt stand und nebenbei noch Lübeck gründete.
Hamburg 1150, Rekonstruktion des 19. Jahrhunderts; Stich von Chr. and P. Suhr
Unter Adolf III. (Amtszeit 1164–1203) entstand im Bereich der Neuen Burg die Neustadt für Kaufleute, die unter gräflichem Einfluss stand. Beauftragter des Grafen für die Organisation dieser neuen Stadt war Wirad von Boizenburg.
1189 soll Kaiser Friedrich I. Barbarossa der Stadt den Freibrief überreicht haben. Diesen erhielt Hamburg als Dank für dessen Unterstützung beim Kreuzzug im Heiligen Land. Der Freibrief enthielt für Hamburg vier wichtige Punkte: Hamburg brauchte bis zur Nordsee keine Zölle mehr zu zahlen, die Heerpflicht wurde aufgehoben, Hamburger Bürger waren nur zum Schutze Hamburgs verpflichtet, im Umkreis von 15 Kilometern durfte um Hamburg herum keine weitere Burg errichtet werden, und den Hamburgern wurde erlaubt, Vieh zu halten, Fische zu fangen und Bäume zu roden. In Ermangelung einer authentischen Urkunde wurde um 1265 der noch vorhandene und vermutlich auch inhaltlich verfälschte Barbarossa-Freibrief ausgefertigt. Eine andere Lesart ist, dass der Freibrief von Anfang an eine bewusste Fälschung Hamburger Kaufleute war. 1190 wählten die bischöfliche Altstadt und die gräfliche Neustadt einen aristokratischen Rat, begünstigt durch die Abwesenheit Adolfs III., der sich an dem Dritten Kreuzzug beteiligte. Diese Freiheit resultierte in dem Bau zweier Rathäuser (1200). Im 13. Jahrhundert wurde Hamburg von Kriegen gezeichnet. 1201 überfiel Herzog Waldemar II. Hamburg, besetzte Stadt und Region und nahm Adolf III. gefangen. Friedrich II. König von Staufen trat 1214 die Ländereien nördlich der Elbe an das Königreich Dänemark ab, um sich ein Bündnis gegen die Welfen zu sichern. Hamburg wurde von einem dänischen Statthalter verwaltet. Die fremden Besatzer ließen beide Teile der Stadt näher zusammenwachsen. Hamburg einte sich unter einem Rathaus, Rat und Gericht.
Am 22. Juli 1227 besiegte eine norddeutsche Fürstenkoalition mit Beteiligung Hamburger Bürger die Dänen in der Schlacht bei Bornhöved vernichtend. Die Stadt unterwarf sich Adolf IV. von Schauenburg, der ab 1228 Herr der gesamten Stadt war.
(siehe Band 84 dieser gelben Buchreihe: Hubert Wudtke: Geschichte des Elbdorfes Rissen – unter ISBN 978-1537145846 als Printbuch bei amazon)
Er stiftete bereits vor seiner Herrschaft über die Stadt (1227) Hamburgs erstes Kloster, das St.-Maria-Magdalenen-Franziskanerkloster (an der Stelle der heutigen Börse, wurde 1837 abgerissen). Adolf IV. überließ Hamburg nahezu sich selbst und seiner positiven Entwicklung. Durch die Privilegien des Freibriefes konnten sich Handel und Gewerbe (vor allem die Bierbrauerei) frei entwickeln. Kaufmannsgilden und auswärtige Handelshäuser wurden errichtet. 1239 zog sich Adolf IV. in das von ihm gestiftete Kloster zurück und erhielt später in Rom die Priesterweihe (1244).
Ab 1240 wurde eine neue Befestigungslinie angelegt, die bereits um 1250 den größten Teil der Hamburger Altstadt umgab und deren Grundrisse und Namen noch heute das Stadtbild prägen (Lange Mühren, Kurze Mühren, Steintor, Millerntor, Alstertor). In dieser Phase des Aufbaus entstanden auch etliche Klöster und Spitäler.
1270 trat das von Jordan von Boizenburg verfasste „Ordeelbook“ (Urteilbuch) mit seinen Bestimmungen für das Zivil-, Straf- und Prozessrecht in Kraft. Der in ihm verwendete Begriff „freie Stadt“ war zu jener Zeit zumindest ungewöhnlich.
Am 5. August 1284 wurde Hamburg von einem verheerenden Brand heimgesucht, der die damalige Bevölkerung (ca. 5.000) hart traf.
1286 überließ der Herzog von Sachsen-Lauenburg der Stadt Hamburg die Hälfte der Insel „O“ vor der Nordwestspitze Hadelns. Dort errichteten die Hamburger 1299 einen Wehrturm, das „Neue Werk“, nach der die Insel in Neuwerk umbenannt wurde. Der 1367 auf Neuwerk errichtete Turm war wichtig, um die Mündung der Niederelbe gegen Hamburger Feinde zu sichern. Um 1388 wurde von Neuwerk aus auch die benachbarte Burg Ritzebüttel erobert und von Hamburg darauf dauerhaft besetzt gehalten. 1394 richtet Hamburg das Amt Ritzebüttel ein und verlegt den Sitz des Hauptmanns von Neuwerk nach Ritzebüttel.
Ab 1292 hatte der Rat Hamburgs gesetzgebende Gewalt.
1350 erreichte der „Schwarze Tod“, die große europäische Pandemie der Pest, Hamburg und forderte 6.000 Todesopfer.
Ab Mitte des 14. Jahrhunderts bestand in Hamburg eine hölzerne Rolandsstatue, die aber bereits 1389 zerstört wurde, als man sie in die Elbe versenkte.
Spätmittelalter
einer der bedeutendsten Partner der Hanse
Hamburgs Weg in die Hanse
Im 12. und 13. Jahrhundert vernetzte und verstärkte sich der Handel in Norddeutschland und neu gegründete Hafenstädte an der Ostseeküste florierten (vgl. Lübeck, Rostock, Wismar, Stralsund). Kaufleute aus diesen Städten sowie aus Hamburg und Lüneburg