Ich kauerte einige Schritte entfernt in der Finsternis und beobachtete die beiden.
Dann verlangte er von ihr, vor ihm zu knien. Sie drehte sich um und reckte ihm auf Ellenbogen und Knien ihr Hinterteil entgegen. In diesem Augenblick sah sie mich, und ich erkannte sie. Satamun war überrascht und zuckte zusammen. Der Mann, der hinter ihr kniete, lachte selbstgefällig: »Hast du Angst vor seiner Größe?«
Dann stieß er brutal in sie hinein und genoss stöhnend seine Wollust. Seine Bewegungen wurden schneller, er beugte sich über ihren Rücken und hielt sich an ihren Schultern fest, während er keuchend vor Lust sein Min in sie hineinstieß. Dann seufzte er und ließ von ihr ab.
Satamun wandte die ganze Zeit ihren Blick nicht von mir.
»Bist du endlich fertig mit ihr?«, hörte ich den anderen ungeduldig rufen. »Ich will sie auch!«
Immer noch schwer atmend erhob sich der Mann, schob den verrutschten Lendenschurz zurecht und verließ den Grabgang. Satamun gab mir ein Zeichen, in der Dunkelheit abzuwarten.
Dann betrat der zweite Mann den engen Gang. Im Feuerschein sah ich die Wölbung unter seinem Leinenschurz. »Ich hoffe, deine Dienstleistung ist einen ganzen Kupferbarren wert, Satamun.«
»Das darfst du selbst entscheiden, mein tapferer Krieger.«
Er legte sich auf ihr ausgebreitetes Kleid, und sie kniete sich auf seine Schenkel und strich ihm mit beiden Händen über Brust und Bauch. Dann setzte sie sich zurecht und ließ sein aufgerichtetes Min in sich hineingleiten.
Er seufzte, umfasste ihre Schenkel und zog sie ganz nah an sich heran, um gierig ihre Brüste zu küssen. Dann begann Satamun, sich auf ihm zu bewegen, erst langsam, dann immer schneller. Als sie sich schließlich über ihn beugte, um ihn auf die Lippen zu küssen, gab sie mir ein Zeichen: Jetzt!
Lautlos schlich ich an den beiden vorbei. Satamun küsste seine Lippen, sodass er mich nicht bemerken konnte. Dann hatte ich es geschafft!
Ich trat in den hellen Feuerschein und rannte los, quer über die Plattform und die Baurampe hinunter. Ich lief, so schnell ich konnte.
»Willst du mir für gestern Abend danken? Weil ich dir das Leben gerettet habe?«, fragte mich Satamun, als ich mich am nächsten Morgen in der Bäckerei eingefunden hatte. »Du brauchst mir nicht zu danken, Nefrit.«
Satamun beugte sich über den Knettisch, zerteilte mit beiden Händen den Teig und formte daraus kleine Kugeln, die sie über den gesamten eingemehlten Tisch verteilte.
»Du hast gestern sehr viel Kupfer erhalten.«
»Ich habe Glück, den Preis selbst festsetzen zu können.«
»Wie hoch ist der Preis denn üblicherweise?«
Satamun lachte und wischte sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ohne mit der Arbeit aufzuhören. Weißes Mehl bestäubte ihre schweißnasse Stirn. »Du willst immer alles ganz genau wissen! Der Preis für eine Nacht mit einer Liebesdienerin ist ungefähr zehnmal niedriger.«
»Wie kann man für die gleiche Dienstleistung unterschiedliche Bezahlung verlangen?«
»Angebot und Nachfrage«, erläuterte Satamun. »Du musst dich wertvoll machen, Nefrit. Du musst den Menschen etwas bieten, was sie haben wollen. Und wenn sie es nicht wollen, musst du sie dazu bringen, danach zu verlangen.«
»Wertvoll? Was ist der Wert eines Menschen?«
Satamun sah mich nicht an, während sie die anderen Brotlaibe flach klopfte und dabei eine Wolke von Mehl aufwirbelte. »Das liegt am Menschen selbst. Der Wert eines Menschen berechnet sich über das Kupfer, das er für seine Dienstleistung erhält. Ein Vorarbeiter verdient mehr als ein guter Steinmetz, der wiederum verdient mehr als ein Steinbrucharbeiter und ein Steinschlepper. Der Bauleiter wird mit Goldbarren entlohnt.«
Ich nahm einen der Brotfladen in die Hand und formte eine Pyramide daraus. »Ist deine Arbeit wertvoll, Satamun?«
Satamun lachte. »Ja, sie ist sogar sehr wertvoll, denn die Wächter sind wichtige Leute hier auf der Baustelle. Man muss sich gut mit ihnen verstehen. Weil sie gut verdienen, zahlen sie gut. Außerdem bringt mir die Arbeit Spaß.«
Ich sah in ihr verschwitztes Gesicht. »Bringt dir das Brotbacken keinen Spaß?«
»Ehrlich gesagt: nein. Ich stehe hier den ganzen Tag von Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang in der Hitze des Kohlefeuers und knete und backe hunderte von Broten am Tag. Dazwischen schleppe ich Säcke mit Mehl, die schwerer sind als ich selbst. Ich hole Wasser vom Fluss. Und ich erhalte dafür im Mond nur einen halben Kupferbarren. Meinst du, dass das Spaß macht?«
Satamun hielt die Hand auf, und ich legte die Pyramide aus Teig hinein. Sie legte sie vorsichtig auf den Tisch, schlug sie aber nicht flach.
»Warum hörst du nicht auf damit?«, fragte ich.
»Von irgendetwas muss ich doch leben.«
»Und wenn du nur das andere …«
»Nein, Nefrit. Ich bin doch keine Liebesdienerin!«, fuhr sie mich an.
»Aber wo ist der Unterschied …?«
Satamun legte einen Laib nach dem anderen in die Tonteller und bedeckte sie mit Hilfe von Holzzangen mit den im Feuer erhitzten Tondeckeln, um sie in den glühenden Kohlen zu vergraben.
»Das ist ein sehr großer Unterschied! Nefrit, was immer du im Leben tun wirst, bewahre dir immer deine Würde! Du musst immer handeln, als ob es völlig in Ordnung ist, was du auch tust. Sobald du dir eingestehst, dass es nicht in Ordnung ist, hast du verloren.«
Offensichtlich entscheidet der Mensch selbst darüber, wann er seine Würde verliert und wann nicht. Ich jedenfalls wollte das immer selbst entscheiden!
In meinem sechsten Lebensjahr hatte die Flut einen ungewöhnlich hohen Stand erreicht, höher als in den beiden Jahren zuvor. Das Wasser war um fast zwanzig Ellen gestiegen. Das versprach eine gute Ernte und Glück für das Land Kemet, jedoch Unglück für meinen Vater und für mich, denn unsere Schlammziegelhütte stand zu nahe am Ufer und wurde von den herandrängenden Fluten mitgerissen.
Das dritte Regierungsjahr des Seneferu war ein glückliches Jahr. Mehr Saisonarbeiter denn je kamen ins Lager. Aperire sprach von dreißigtausend Arbeitern, die alle gespeist, gekleidet und mit Unterkünften versorgt werden sollten.
»Es ist unglaublich viel zu tun, Nefrit. Ich sitze von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und manchmal noch im Schein der Öllampe. Meine vier Schreiber schaffen ihre Arbeit kaum«, lamentierte er, während er im Zelt umherhastete.
»Dann hast du keine Zeit, mir Bildzeichen beizubringen?«
»Du kennst alle Zeichen! Was dir fehlt, ist die Übung des Lesens.«
»Ich habe nichts zu lesen.«
Am nächsten Morgen wollte ich Aperire in seinem Zelt besuchen, aber er war nicht da. Ich fragte einen seiner Schreiber nach ihm, der vor dem Zelt Notizen von Tonscherben auf einen Papyrus übertrug.
»Aperire ist in der Residenz«, sagte der Schreiber, ohne aufzusehen.
»Was tut er dort?«, wollte ich wissen.
»Er hat zusammen mit Api eine Besprechung beim Wesir.«
»Was …«
»Hab Erbarmen, Nefrit!«, flehte er mich an. »Ich bin nur ein Schreiber der Verwaltung. Ich weiß nicht, was die beiden mit dem Prinzen zu besprechen haben!«
Zwei Tage später sah ich Aperire zufällig in der Nähe der Baurampe. Er winkte mich zu sich. »Ich habe eine Überraschung für dich, Nefrit«, sagte er geheimnisvoll. Die Überraschung für mich schien ihm ebenso viel Freude zu machen wie mir, denn er lächelte unentwegt, als ich ihm zu seinem Zelt folgte. Aperire hatte mir in