Spur der Vergangenheit. N.K. Wulf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: N.K. Wulf
Издательство: Bookwire
Серия: Vergangenheits-Reihe
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738092103
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er bereits wieder den Ausgang des Sauerlandparks erreicht.

      „Waren Sie erfolgreich?“ Irritiert blickte er nach links, wo ihn die Kassiererin freundlich anlächelte.

      „Sie haben ja keine Ahnung, wie erfolgreich.“ „Ganz sicher sogar.“ Er nickte ihr zu und hastete zu dem alten, roten VW Golf, der auf dem angrenzenden Parkplatz stand. Mit einer unwirschen Bewegung öffnete er die Tür und stieg ein. Dass er vollkommen durchnässt war, störte ihn kaum. Er wollte nicht länger warten. Er musste wissen, welchen Inhalt das Paket verbarg, obgleich er schon eine gewisse Ahnung in sich trug. Das Warten sollte nun ein Ende haben. Seine Rache an demjenigen, der seinen Bruder auf dem Gewissen hatte, rückte näher und näher.

      Mit dem Messer löste er zuerst die Folie und schnitt dann die oberste Seite des Umschlages auf. Seine Hände waren vor Aufregung schweißnass. Vorsichtig spähte er hinein und zog mit bebendem Atem einen weiteren Briefumschlag und ein Bündel Geldscheine hervor. Seine Laune erhellte sich schlagartig und er ließ die vielen Hunderter durch seine Finger gleiten. Ein gutes Gefühl. Vollgepumpt mit Glückshormonen richtete er seine Aufmerksamkeit auf den beigefügten Brief. Darin enthalten das Foto eines Mannes, den er nie zuvor gesehen hatte. Laut seinen Informationen hatte der Kerl es verdient, zu sterben. Das war sein Teil der Abmachung, um seine Rache perfekt zu machen.

      Merkwürdigerweise konnte er nichts Böses an dem Antlitz, das seine Aufmerksamkeit auf etwas in entgegengesetzter Richtung richtete, ausmachen. Der Typ wirkte irgendwie nett, geradezu harmlos. Aber wie ein berühmtes Sprichwort doch so schön besagte: Du schaust jeder Person nur vor den Kopf. Und schließlich kannte er die Wahrheit aus erster Hand. Der Kerl war ein Schwein und würde schon bald für seine Ausrutscher bezahlen. Und zwar durch ihn.

      Er packte alles zusammen und runzelte die Stirn. Da lag noch etwas in dem Umschlag. Etwas Hartes, ganz unten, zusätzlich in einer Tüte verborgen. Das Adrenalin schoss durch seinen Körper, als er die Umrisse einer Waffe erkannte. Nie zuvor hatte er einen Job wie diesen angenommen, doch er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Und er wollte seinem Auftraggeber, auch wenn dieser keinen blassen Schimmer hatte, wen er da gerade engagiert hatte, beweisen, dass er jeden Cent wert war.

      Noch einmal schaute sich Magnus das Bild an, um sich das Gesicht des Mannes so gut wie möglich einzuprägen. Kurzes, modern geschnittenes Haar. Dunkelbraune, freundlich dreinblickende Augen, die pure Lebensfreude versprühten. Für einen kurzen Moment dachte Magnus darüber nach, wie sein Leben bisher verlaufen war. Schnell schob er den Gedanken beiseite und verstaute alles wieder in seinem Rucksack. Er steckte den Autoschlüssel in das Zündschloss und schaltete das Radio ein.

       As I walk through the valley of the shadow of death, I take a look at my life and realize there´s nothing left …

      Coolios Gangsta´s Paradise. Einer seiner Lieblingssongs.

       Been spending most their lives, living in the gangsta's paradiseBeen spending most their lives, living in the gangsta's paradise …

      „Wie passend.“ Überaus gut gelaunt bewegte Magnus seinen Kopf im Takt und startete den Diesel. Eine Rauchwolke schoss aus dem Auspuff und hüllte die Umgebung in graue Nebelschwaben. Lange würde diese Schrottkiste nicht mehr halten. Er musste sich dringend um Ersatz kümmern. Etwas standesgemäßer durfte es schon sein. Und Magnus wusste auch schon, wo er danach zu suchen hatte. In dem Fuhrpark seines alten Herrn, mit dem er im Übrigen auch noch eine Rechnung zu begleichen hatte, würde er schon fündig werden. Die monatelange Planung zahlte sich langsam aus und trug nun erste Früchte. Das Spiel hatte begonnen.

      Zwei

       Montag, 30. April, 09 Uhr 32

      „Guten Morgen, Señor.“ Seine Haushälterin füllte die Tasse mit frisch aufgebrühtem Kaffee und legte wie üblich die Morgenzeitung daneben. „Darf ich den Tee für Señora schon bringen?“

      „Nicht nötig. Ich frühstücke heute allein.“

      „Wünschen Sie sonst noch etwas, Señor?“

      „Danke, Rosa. Das wäre dann alles.“

      Unterwürfig senkte sie den Kopf und zog die beiden Flügeltüren leise zu. Er mochte die kleine Spanierin, die schon für seinen Vater gearbeitet hatte und für ihren Katalanischen Pudding berühmt war. Manchmal schlichen sich die Erinnerungen von früher in seine Gedanken. An die wenigen schönen Augenblicke seiner Kindheit, in denen er sich gelegentlich in die Küche geschlichen hatte, um sich eine Extraportion der süßen Köstlichkeit zu stibitzen. Rosa kannte sein Geheimnis, aber sie ließ ihn jedes Mal gewähren. Auch wenn das für sie eine Menge Ärger bedeutet hätte, wären sie jemals aufgeflogen.

      Sein Vater war ein harter Mann. Schon damals, heute erst recht. Nicht dass es ihm an irgendwelchen materiellen Dingen gefehlt hätte. Aber eine Zeit lang hätte er alles Spielzeug gegen eine einzige Stunde zusammen mit seinem Vater auf dem Spielplatz, ohne mit der Wimper zu zucken, eingetauscht. Doch Zuneigung und Liebe blieben ihm stets verwehrt. Anfänglich hasste er ihn abgrundtief dafür, doch mit der Zeit hatte er gelernt, es zu akzeptieren. Den Respekt und die Anerkennung seines Vaters hatte er sich mühevoll erarbeitet, indem er genauso wurde wie er. „Und vielleicht noch schlimmer.“

      Mittlerweile genoss der alte Mann den Ruhestand. Meist in den Staaten. Dass Rosa das oft so kalte und verregnete Deutschland dem warmen Klima Floridas vorzog, hatte ihn damals irgendwie froh gemacht. Sie wäre zu alt für Veränderungen und hatte darum gebeten, weiterhin für ihn arbeiten zu dürfen. Nichtsdestotrotz war sie eine Angestellte und er hatte in all den Jahren, oft auf bittere Art und Weise, gelernt, dass man sich Gefühle in diesem Geschäft nicht leisten konnte. Bisher hatte er es mit diesem Kodex sehr genau genommen.

      Bisher … Denn vor wenigen Monaten schlich sich diese Frau in sein Leben und nur ein einziges Mal erlaubte er sich, eine Ausnahme zu machen. Doch sie war es wert. Dessen war er sich verdammt sicher. Der Umstand, dass sie verheiratet war, bereitete ihm keine großen Sorgen. Denn diese unglückliche Gegebenheit würde sich bald wie von selbst erledigt haben. Er lachte leise und zog ein Handy aus der Innentasche seines Sakkos.

      Es war an der Zeit, die Geschäftsbeziehung zu seinem neuen Mitarbeiter zu vertiefen. Der Bursche war klug und gebildet und ohne Gewissen. Genauso wie er es mochte. Also brachte er im Augenblick die besten Voraussetzungen mit, befördert zu werden. Denn dass man sich von Zeit zu Zeit von dem ein oder anderen Mitarbeiter trennen musste, war eine Tatsache. Irgendwann beging jeder eine Dummheit.

      Und er hasste inkompetentes Personal. Bald schon würde erneut eine Stelle in seinem Unternehmen frei werden. Denn niemand hinterging ihn ungeschoren. Niemals.

      „Ich bin´s. Muss ich mir Sorgen machen? Ich mag es überhaupt nicht, wenn man mich warten lässt.“

      „Es ist alles vorbereitet. Keine Sorge, Sie können sich ganz auf mich verlassen.“

      „Davon gehe ich aus. Allerdings gibt es eine kleine Planänderung.“

      „Inwiefern?“

      „Ich habe einen weiteren Gast eingeladen. Noch heute wird sich jemand bei dir melden. Du bekommst also, sagen wir mal, für eine gewisse Zeit ein wenig Unterstützung.“

      „Sie vertrauen mir nicht?“

      „Ich vertraue niemandem.“ „Vertrauen muss man sich erarbeiten. Im Übrigen bezahle ich deine Rechnungen, also stell meine Entscheidung nicht infrage.“

      „Natürlich nicht, Boss. Es wird alles so gemacht, wie Sie es wollen.“

      „Das dachte ich mir. Und wag es ja nicht, mich noch einmal zu unterbrechen.“ Er machte eine kurze Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Sieh einfach nur zu, dass alle die Veranstaltung genießen … bis zum Ende.“ Er hörte ein leises Kichern in der Leitung.

      „Gehe ich recht in der Annahme, dass es für einige Teilnehmer auf der Gästeliste die letzte derartige Party werden wird?“

      „Ich