Personen - Schutz. Jürgen H. Ruhr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jürgen H. Ruhr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738023992
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überlegte einen Moment. „Fragt Wenderlen, was er noch plant und bietet ihm an, dass ihr ihn nach Amsterdam zurück kutschiert. Soviel sind wir dem Mann schuldig ...“

      Chrissi nickte und wandte sich an den Händler. Der beruhigte sich allmählich und hörte zum Glück auf zu heulen. „Mijnheer Wenderlen, sollen wir sie nach der Vernehmung durch die Polizei nach Amsterdam zurückfahren? Ich befürchte, dass wir hier nicht mehr viel ausrichten können.“

      Aaron Wenderlen schüttelte entschieden den Kopf. Nachdem er jetzt etwas ruhiger war, klang sein Deutsch auch wieder ganz passabel. „Nein, danke. Ich buche mir hier ein Zimmer. Vielleicht ergibt sich ja noch etwas mit der Polizei. Dann fahre ich mit dem Zug zurück.“

      Wir nickten. Chrissi übernahm es, Sam wieder zu informieren. Dank meinem Headset konnte ich das Gespräch mit anhören.

      „Gut, dann beendet Ihr die Sache hier nach dem Gespräch mit der Polizei und kommt ins Sportstudio. Bernd möchte, dass wir ihm genauestens Bericht erstatten. Ich verschwinde jetzt auch. Wir sehen uns dann später.“ Ein Knacken im Headset zeigte an, dass Sam die Verbindung abgebrochen hatte. Wir nahmen unsere Geräte ebenfalls aus den Ohren. Ich unterhielt mich leise mit Christine.

      Wenderlen saß zusammengesunken da und starrte vor sich hin. Nur von Zeit zu Zeit ließ er ein ‚Wo bleibt nur verdammtes Polizei?‘ vernehmen.

      „Ich kann mir nur vorstellen, dass dieser Ibn sal Abdar die Koffer vertauscht hat“, meinte ich.

      „Und wann?“ - „Als diese Frau in den Raum kam. Du erinnerst dich? Die Nackte. Wir waren alle abgelenkt. Ideal um die Koffer zu vertauschen!“

      Chrissi schüttelte den Kopf. „IHR wart abgelenkt. Ich nicht. Ich habe den Koffer nicht aus den Augen gelassen.“

      „Du willst damit sagen, der Koffer wurde nicht ausgetauscht?“ - „Richtig. Zumindest nicht in diesem Moment.“

      „Aber sonst gab es keine Gelegenheit. Ich hatte Ibn sal Abdar immer im Blick. Das Ganze ist sehr, sehr merkwürdig.“ Dann fiel mir noch etwas ein: „Aber die Koffer müssen vertauscht worden sein. Erinnere dich einmal an die Sache in der Tiefgarage. Wenderlen konnte seinen Koffer nicht mehr öffnen, da die Kombinationen der Zahlenschlösser nicht stimmten.“

      Unsere Diskussion wurde durch das Eintreffen des Polizisten unterbrochen. Chrissi zuckte nur mit den Schultern.

      „Kriminalkommissar Artur Asens, Kripo Köln“, stellte sich der Polizist vor, „wer von ihnen ist der Diamantenhändler?“

      Wenderlen erhob sich und reichte dem Mann die Hand. „Aaron Wenderlen. Ich komme aus Amsterdam, um hier zu verkaufen Diamanten. Die beiden“, er zeigte auf uns „sind meine Bodyguard.“

      Kriminalkommissar Asens nickte uns leicht zu. „Ihnen wurden die Diamanten gestohlen?“

      „Deswegen sind sie hier“, konnte ich mich zu bemerken nicht zurückhalten.

      „Ich werde sie gleich schon noch befragen.“ Der Polizist zückte einen Block und einen Stift. „Also, wie heißen sie?“ - „Aaron Wenderlen, aber das habe ich doch schon gesagt.“

      Asens sah mich an. „Und sie?“ - „Jonathan Lärpers.“ Eifrig notierte er unsere Namen. „Christine Weru.“

      „Dann schildern sie mir doch bitte einmal den Hergang, Herr Wenderlen.“

      Wenderlen blickte traurig auf seinen Aktenkoffer. „Hier waren sie drin, Herr Kriminalkommissar.“

      Asens schaute irritiert auf. „Wo war ich drin?“

      „Nicht sie, Herr Polizist. Die Diamanten natürlich. In diesem Koffer hatte ich Diamanten im Wert von anderthalb Millionen Euro.“

      „Und die tragen sie so einfach im Koffer spazieren?“ - „Ich habe doch die Bodyguards!“

      Asens machte sich fleißig Notizen. „Und weiter?“

      „Wir haben einen Käufer hier im Hotel getroffen. Eine hochgestellte arabische Persönlichkeit.“ - „Und der heißt? Wo befindet sich diese Person denn jetzt?“

      „Ibn sal Abdar. Und wo der Mann jetzt ist, weiß ich nicht. Da war doch dieses Feuer und alle mussten das Hotel verlassen und ...“

      „Würden sie die Geschichte bitte der Reihe nach erzählen?“

      Wenderlen nickte ergeben. „Ibn sal Abdar wollte die Diamanten kaufen. Deswegen trafen wir ihn auf seinem Zimmer. Nummer dreihundertdreißig. Dort hat er die Diamanten begutachtet. Er wollte sie kaufen und die Geldtransaktion vornehmen, als plötzlich diese Frau das Zimmer betrat.“

      „Diese Frau dort?“ Der Kriminalkommissar zeigte auf Christine.

      „Nein, nein. Eine andere Frau. Vollkommen nackt.“

      „Aha!“ Kriminalkommissar Asens sprang von seinem Sitz auf. „Klarer Fall! Eine nackige Frau! Da haben sie natürlich alle dahin glotzen müssen. Und ihr Scheich konnte in aller Seelenruhe die Koffer austauschen.“

      Jetzt meldete Christine sich zu Wort: „Also, ich habe d...“

      Asens unterbrach sie unwirsch: „Frau Bodyguard. Habe ich sie befragt? Sie kommen auch noch zu Wort - aber später. Also halten sie sich zurück, ja?“

      Christine nickte und verdrehte die Augen, was aber nur mir auffiel.

      „Und dann ging auch schon der Feueralarm los“, erzählte Wenderlen weiter. Wir sind sofort die Treppe herunter. Bei Feuer darf man den Aufzug ja nicht benutzen.“

      Wieder machte sich der Polizist eifrig Notizen. „Und wann haben sie bemerkt, dass die Diamanten weg waren?“

      „In der Tiefgarage. Wir haben den Koffer zuerst nicht aufbekommen. Aber ein Helfer dieser Bodyguards hat ihn dann kaputt gemacht und da war er leer.“

      Asens schaute von seinem Notizbuch auf. „Ein Helfer? Das erscheint mir aber verdächtig. Und den Koffer hat er auch noch kaputt gemacht?“ Dann sah er uns an: „Zeigen sie mir doch einmal ihre Personalausweise. Und wo ist jetzt dieser ominöse Helfer? Vielleicht auch verschwunden?“

      Chrissi und ich reichten dem Beamten unsere Papiere. Keiner sprach ein Wort.

      „Nun, wo ist der Helfer?“, herrschte Asens Christine an.

      „Der ist nach Hause gefahren.“ - „Zum Dojo“, ergänzte ich, „also nicht direkt zu seinem Haus, aber das Dojo ist ja unser Zuh...“

      „Wollen sie mich verarschen? Wo liegt denn Doso? Hört sich ausländisch an. Außerdem habe ich sie nicht gefragt!“

      „Dojo“, stellte Christine richtig, „das ist unser Kampfraum im Studio.“

      Der Polizist schien zunehmend verwirrt. Da Christine erneut die Augen verdrehte, wollte ich auch etwas zur Situation beitragen: „Wir haben auch eine Folterkammer im Studio!“

      Das war nun doch ein wenig viel für den braven Beamten. „Wollen sie damit sagen, dass sie ein Studio, eines dieser zweifelhaften Etablissements, und dort auch einen Sado - Maso Bereich unterhalten?“

      Chrissi lachte. „Nein, nein. Es handelt sich um ein Sportstudio und die ‚Folterkammer‘ ist der Kraftraum. Was sie aber auch denken, Herr Kommissar.“

      Asens notierte sich unsere Daten. Dann plötzlich klappte er sein Notizbuch zu.

      „Ich muss das alles erst einmal in Ruhe überdenken. Ich weiß ja, wo ich sie erreichen kann, falls ich noch weitere Fragen habe.“

      Dann saßen wir wieder alleine im Foyer.

      V.

      Bernd goss sich zum zweiten Mal Orangensaft nach. Wir waren zu viert in der Bibliothek: Christine, Bernd, Sam und ich.

      „Dann erzählt einmal: Was ist schiefgegangen. Am besten du, Christine. Und nur die Tatsachen.“