Der junge Vampir rätselte wofür es wohl damals benutzt worden war. Alles, was er über das Gebäude wusste, war, dass es heute als Bürogebäude genutzt wurde.
Eine Schande, früher zu Zeiten vor den drei Weltkriegen, musste es noch hundertmal schöner gewesen sein. Genauso stelle ich mir ein Vampiranwesen, in dem dutzende Blutsauger hausen, vor, dachte Angel.
Auch wenn dem Jungen das Gebäude gefiel, konnte er sich nicht auf die schöne Aussicht konzentrieren, da er das Mädchen immer noch im Auge haben musste.
Der schwarzhaarige Mann war sich bei seiner weiteren Vorgehensweise noch unsicher, er hätte sie natürlich gleich umbringen können, aber dann wäre ihm alles noch genauso unklar wie jetzt auch, also ließ er es.
Er wollte wissen wieso „Die Sechs Heiligen“ ausgerechnet ihn für diese Mission auserwählt hatten und nicht jemanden der Anderen im Vatikan anwesenden Vampire.
„Was führen sie jetzt nur wieder im Schilde? Ich kann diese Männer nicht einschätzen und deswegen traue ich ihnen auch nicht.“ Angel hatte, seitdem die Höchsten des Vatikan gewechselt hatten und sie viele fragwürdige Entscheidungen getroffen hatten, große Probleme, den neuen Heiligen zu vertrauen.
Der junge Mann betrachtete das unscheinbare Wesen, was nicht wirklich gefährlich aussah, obwohl man sich bei Vampiren nie wirklich sicher sein konnte. Denn der Schein trügte in den meisten Fällen immer. Gerade die unschuldig wirkenden Vampire waren die gefährlichsten. Das beste Beispiel dafür war schließlich er selbst. Sein gelassenes engelsgleiches Äußeres täuschte nicht über seine Fähigkeiten und seinen Erfolg als Jäger hinweg.
Warum muss mein neustes Opfer ausgerechnet so eine völlig aufgedonnerte Vampirtussi sein.
Angel mochte keine Vampirfrauen, er zog die Sterblichen immer noch ihnen vor. Er hatte sie schließlich schon in seinen letzten Jahren zur genüge kennengelernt und hatte diesbezüglich nur schlechte Erfahrungen gesammelt.
Doch die einzige Frage, die ihm jetzt im Kopf herumgeisterte, war: Was will der Vatikan nur von dir?
Nachdem er einige Sekunden den Blick hatte umherschweifen lassen, war sie nun wieder sein einziges Ziel.
Du bist doch nichts besonderes. Oder wollen sie mir irgendwie eine Lektion erteilen weil ich in den letzten Jahren immer arroganter gegenüber den menschlichen Päpsten und deren Vertrauten geworden bin.
Vielleicht wollen sie mir so auch zeigen, dass ich auch nicht immer so tough bin, wie ich versuche mich zu geben, aber für diese Erkenntnis brauche ich sie nicht. Ich kenne meine Schwächen selbst sehr gut, aber vielleicht interpretiere ich da auch wieder zu viel hinein.
Durch sein hohes Alter hatte Angel eine relativ gute Vampirkenntnis, aber bei ihr wusste er nicht so recht woran er war. Sie ließ sich von außen nicht in die Karten sehen. Wobei das jetzt aber auch nicht von belang war.
Der Junge war sich hundert Prozent sicher, dass er sie wohl umbringen sollte. Umsonst hatte man ihn nicht für diesen Auftrag ausgesucht. Als der jugendliche Vampir so darüber nachdachte und die Frau weiter aus der Ferne beobachtete, durchbohrte ihn plötzlich ein Gedankenblitz.
Ihr Aussehen, wie sie sich bewegt und eigentlich alles an ihr erinnern mich an einen anderen Vampir.
Er überlegte nochmal einige Sekunden um sich nicht zu irren. Aber dann sprach er seinen Verdacht flüsternd aus: „Der Graf.“
Jedoch war das unmöglich, da dieser Vampir, an den er in diesem Moment dachte, schon lange tot war. Er kannte diesen mysteriösen Mann zwar nicht so gut, er wusste allerdings genau, dass er einen Sohn hatte und keine Tochter.
Diesen Sohn, hatte der Graf aber hingegen schon selbst zu seinen menschlichen Lebzeiten, umgebracht.
Sein eigener Vater, schnitt ihm bei lebendigem Leib das pochende Herz aus dem Körper, oder hat er ihn enthauptet? Ich weiß es nicht mehr genau. Ich muss da nochmal etwas überlegen. Auf jeden Fall hat der Graf es getan, nur weil sein Sohn ihm seinen Posten als König streitig machen wollte.
Der junge Vampir, sah sie noch einmal, jetzt mit völlig anderen Augen, an. Sie war ein junges Mädchen, goldenes Haar, grüne Augen und wunderschön anzusehen. Wenn er mit Vampirinnen nicht schon sooft auf die Nase gefallen wäre, würde er sich glatt an sie heranmachen.
Andererseits war dies jetzt nicht der richtige Moment, um mit seinem Unterleib zu denken. Der Junge musste unparteiisch und objektiv bleiben.
Der Vampir mit den schwarzen Haaren dachte bei sich: Soll ich vielleicht mit ihr in Verbindung treten oder über sie eventuell nachforschen?
Sollte ich aber mit ihr in Verbindung treten, würde ich sie nicht mehr länger unbemerkt verfolgen können. Andererseits könnten Nachforschungen ewig dauern und mit ewig meine ich auch ewig im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem, wenn sie nicht geschichtlich bekannt ist, werde ich nichts über sie finden, besonders weil ich auch nicht weiß, wann und wo ich nach ihr suchen soll. Die meisten Aufzeichnungen über Geburten und Todesfällen sind während der verheerenden Weltkriege zerstört worden. Die Dokumente, die noch vorhanden sind, sind nicht nur ungenau, sondern auch noch unvollständig.
Er seufzte und flüsterte vor sich hin. „Oh Mann, das wird ewig dauern und da habe ich jetzt keine Lust drauf.“
Im Vergleich dazu musste er sich wohl mit dem Gedanken anfreunden, mit ihr in Kontakt zu treten. Also musste er sie befragen und das ohne das sie den kleinsten Verdacht schöpfte, sonst konnte er den Auftrag wohl vergessen. Wenn er diesen Weg nicht einschlagen würde, würde er auch niemals etwas über sie erfahren.
Nachdem Angel sie nochmal einen ganzen Tag lang intensiv verfolgt hatte, kannte er ihren exakten Tagesablauf und besorgte sich kurzerhand einen Job in ihrer Lieblingsbar.
Die junge Dame tat nicht viel, sie ging tagaus tagein immer nur ins „Fairies“, das war der Name ihrer Lieblingsbar.
Dort blieb sie dann bis sie wieder schloss und wenn sie des späten Nachmittags öffnete, war sie die Erste, die sich in den Schuppen reinsetzte.
Warum sie aber jeden Tag wieder herkam, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Es gab keine Vorzüge an diesem Laden, er war widerlich, schmutzig und die Bedienung war unhöflich. Allerdings kann mir das auch egal sein, ist schließlich ihre Entscheidung, wo sie ihr Gift trinkt, dachte er.
Als die junge Vampirin die Bar betrat, arbeitete er bereits dort. Es war erst sechzehn Uhr und seine Schicht hatte gerade erst angefangen. Das „Fairies“ war, eine Bar in der Vampire ein und ausgingen und sie selbst sein konnten.
Es arbeiteten auch nur Vampire darin und von den monströsen Türstehern, die ebenfalls keine Menschen waren, wurden auch nur ihresgleichen eingelassen. Manchmal wurden aber auch Ausnahmen gemacht. Wie in jedem Club dieser Art in der Ecke der Welt, kam ab und zu auch mal ein Mensch mit hinein.
Bei den Menschen, die eingelassen wurden, war es aber so, dass keiner von ihnen diese einzigartige und aufregende Nacht überlebt hatte. Sie waren schließlich nichts weiter als Nahrungsquellen auf zwei Beinen.
Das Erschreckende aber war, dass die Obersten der vereinzelten Städte genau wussten, was in den Vampirclubs vor sich ging, aber sie unternahmen nichts gegen diese Tatsache.
Angel hatte nur eine Erklärung, wieso sie nichts dagegen taten. Höchstwahrscheinlich aus Angst, in allen Winkeln der Welt war es so, dass sich die Wesen der Finsternis von niemanden etwas vorschreiben ließen.
Sie betrachten besonders diesen östlichen Teil des Planeten, als ihre Welt und diese würden sie verteidigen, egal wie viel Blut dabei fließen würde. In Rom gab es natürlich auch Vampirbars, aber ich meide sie lieber, dachte der Junge. Obwohl er sie lieber mied, war er aber auch schon einige Male in solchen Bars gewesen.
An diesen für die meisten Menschen unzugänglichen Orten konnten Vampire ganz Vampir sein. Das heißt Blut, Sex,