Auf dem Campus begegnete René seinem Freund Christian. „Was ist los? Du siehst so wütend aus?“ Ohne auf die Frage von Christian zu antworten, fragte René ihn. „Kannst Du für mich etwas herausfinden? Ich würde gern wissen, ob Cassandra einen Freund hat oder hatte oder ob sie vielleicht eine Lesbe ist.“ „Klar mache ich. Sie hat Dich schon wieder versetzt, oder?“ Erneut antwortete René nicht auf Christians Frage. Stattdessen klopfte er ihm auf die Schulter und meinte nur, „bis später Kumpel.“ René entfernte sich schnellen Schrittes, um weiteren Fragen von Christian zu entgehen. Christian schaute René hinter her. Er wusste, dass Cassandra in Renés Kopf steckte, seit er sie das erste Mal gesehen hatte. René würde nicht nachlassen bis er erreicht hatte, was er wollte.
Ein paar Wochen vergingen, dann hatte Christian die von René erhoffte Antwort. Christian teilte seinem Freund mit, dass er herausgefunden hatte, dass Cassandra zurzeit keinen Freund hatte und dass ihr Ex-Freund, Markus, sie wegen irgendeines anderen Mädchens verlassen hatte. Cassandra war also definitiv keine Lesbe. Nur, wieso traf sie sich nicht wenigstens einmal mit ihm? Wieso wies sie ihn immer wieder ab? Das Semester ging in wenigen Tagen zu Ende. René musste unbedingt vorher noch eine Antwort auf diese bohrende, ihn in seinem Selbstwertgefühl verletzende Frage finden.
Um während der vorlesungsfreien Zeit eine Hausarbeit zu einem BWL Thema bearbeiten zu können, waren Cassandra und Emilie in die Bibliothek der Uni gegangen. Viele Bücher brauchten sie nicht. Schnell fanden sie die, die sie brauchten. Außer ihnen hielten sich nur wenige Studenten in der Bibliothek auf. Die meisten dachten schon daran, wie sie ihre Zeit ohne Uni verbringen konnten und suchten die Bibliothek daher nicht mehr auf. Umso erstaunter waren Cassandra und Emilie, als ihnen René beim Verlassen der Bibliothek über den Weg lief.
Überrascht von Renés verhalten, reagierte Cassandra zu spät, als er sich ihr in den Weg stellte, anstatt ihr auszuweichen. Er hatte die Arme geöffnet und sie blitzschnell um Cassandra geschwungen. Er hatte sie samt ihrer Bücher im Arm. Cassandra schaute ihn verdutzt an.
Dann wurde ihr bewusst, dass sie nur ihre um die Bücher gelegten Hände und Arme und die Bücher selber von Renés unwiderstehlich männlicher Brust trennten, die sie nun unwillkürlich unter seinem Hemd spürte. Ihr Herz schlug vor Errung unwillkürlich schneller. Sie wurde nervös und wollte dieser ungewöhnlichen Situation entkommen. Daher begann Cassandra sich nun zu wehren. Sie wollte sich losreißen.
Doch diese Aktion misslang ihr. Triumphierend lächelnd sah René sie an. Sie war jetzt seine Gefangene. Er genoss es sichtlich, ihren Handlungsspielraum enorm eingeengt zu haben. Sie stand so dicht bei ihm, wie noch nie zuvor. Er konnte ihr Parfüm riechen. Es passte zu ihr. Der Duft kam ihm bekannt vor.
Vor wenigen Tagen war er zufällig in einer dieser Parfüm-Boutiquen gewesen, wo die Verkäuferinnen den Kunden immer kleine Papierstreifen mit Parfüm Proben anboten. Ihm war eine Probe von einem bekannten französischen Parfüm angeboten worden, weil die Verkäuferin vermutete, dass er auf der Suche nach einem Parfüm für seine Freundin war. Er hatte an dem Streifen gerochen und ihn dann achtlos in seine Jackentasche gesteckt. Nun stieg ihm genau dieser Duft, vermischt mit dem Duft von Cassandras Haut, in die Nase.
René spürte eine ungewöhnliche Hitze in sich aufkommen. Sein Herz schlug heftig und Anspannung breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Er verstärkte unwillkürlich seine Umarmung von Cassandra. Das wiederum sorgte bei ihr für erneuten Widerstand und Protest.
Doch so sehr Cassandra sich auch bemühte, sie schaffte es nicht sich aus den starken Armen von René zu lösen. Als ihr bewusst wurde, dass die einzige Möglichkeit sich aus seinen Armen zu befreien, das Fallenlassen ihrer Bücher war, legte sie erschöpft und entmutigt unwillkürlich ihren Kopf an seine Brust. René kam so ihrem Gesicht wesentlich näher.
Cassandra erschrak, als ihr bewusst wurde, dass ihr Verhalten wie Kapitulation wirken musste. Sie sah René mit einem wütenden Blick genau ins Gesicht. Er schien damit gerechnet zu haben, ignorierte ihre Wut und versuchte sie zu küssen. Doch dieses Mal war Cassandra schneller. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, so dass René nur ihre Haare küssen konnte.
Sein Herz pochte wie wild. Endlich hatte er sie ihn seinen Armen, spürte ihre Wärme, nahm ihren Duft war. Auch Cassandras Herz pochte wie wild. Sie versuchte dagegen anzukämpfen, dass ihr Widerstand, den sie gegen ihn aufgebaut hatte zerbrach. Sie spürte deutlich ein Verlangen ihn zu küssen und ihn zu spüren, doch sie erlaubtes es sich nicht. Er war der Falsche. Es konnte doch nicht sein, dass sie wieder auf den gleichen Typ von Mann herein fiel.
Nein, nein, Cassandra wehrte sich heftig. Doch gegen Renés starke Arme war sie machtlos. Sie hämmerte, soweit es mit den Büchern in ihren Armen möglich war, gegen seine Brust. Doch es brachte alles nichts. Das Ergebnis war, dass ihre Hände langsam gefühllos wurden und sie ihren Widerstand dann vergessen konnte. Also versuchte sie es mit Worten.
„Laß mich los, laß mich endlich wieder los“. Niemals wieder, dachte René glücklich, doch er sagte grinsend, „Du hast ein kleines nettes Wort nicht gesagt.“ Cassandra sah ihn wutschnaubend an. Sie wusste, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte, bevor ihre Hände komplett gefühllos waren. Dennoch sie wollte den Kampf nicht vorzeitig verlieren.
„Du spinnst doch“, antwortete sie daher. Doch René gab nicht nach. Im Gegenteil seine Umarmung wurde enger und inniger. Panik stieg in Cassandra auf. Mit flehendem Ton in der Stimme wiederholte sie ihre Forderung. „Laß mich los.“
Doch René genoss es sichtlich, ihr weiterhin diesen Wunsch nicht zu erfüllen. Zu schön war es für ihn, sie in seinen Armen zu halten. Ihr Nah zu sein und den Duft ihrer Haut zu geniessen.
Cassandra sah die Aussichtslosigkeit ihrer Lage ein und flüsterte in Renés rechtes Ohr, „laß mich bitte gehen.“ René hatte sie genau verstanden, doch hörte er den Klang ihrer Stimme so gern, dass er sie aufforderte ihre Bitte noch einmal etwas lauter vorzutragen.
Cassandra schluckte zweimal für René unhörbar, um ihrer Stimme mehr Kraft zu verleihen. Die Nähe zu ihm hatte sie völlig nervös gemacht. Sie zitterte innerlich vor Anspannung und Erregung ihm so nah zu sein.
Dann wiederholte sie ihre Bitte lauter. Doch René hatte Gefallen gefunden an diesem Spiel und ließ sie nicht los. Cassandra war langsam der Verzweiflung nahe. Wie sollte sie René davon überzeugen sie los zu lassen? Sie schaute ihn ernst an. Dann flüsterte sie so leise, dass nur er es hören konnte. „Nicht so.“
René war sofort klar, was Cassandra damit meinte. Er hatte sein Spiel überdreht. Seine Umarmung ließ nach. Doch bevor er sie endgültig losließ, drückte er ihr noch einen Kuss auf ihr Haar.
Als Cassandra spürte wie René langsam seine Umarmung löste, bat sie, die noch immer wie angewurzelt da stehende Emilie, um Hilfe. „Greif Dir die Bücher“, befahl sie ihr im Militärton. Emilie reagierte sofort und nahm die Bücher in Empfang.
Cassandra löste sich aus der Umarmung von René und ging ein paar Schritte in Richtung Ausgang. Emilie folgte ihr. Cassandra wollte sich nicht nach René umschauen, doch bevor sie die Ausgangstür erreicht hatte, schaute sie sich dennoch noch einmal zu ihm um.
Sie zitterte vor Anspannung. Seine Umarmung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie war böse auf ihn, konnte aber eine deutliche sexuelle Anziehung auch nicht mehr leugnen. Ihr Körper verlangte nach ihm. „Verdammt“, dachte Cassandra und wendete ihren Kopf ab von seinem Blick. Dann verschwand sie aus seinem Sichtfeld.
René lächelte ihr glücklich hinterher und stellte sich hilfesuchend an eine stützende Wand in der Bibliothek. Ihm wurde plötzlich bewusst, wie anstrengend auch für ihn diese Gefangennahme von Cassandra gewesen war. Sein Herz schlug jetzt nicht mehr ganz so schnell, aber ihm war immer noch heiß und seine Gedanken kreisten