Ich war mehr als nur Modell für sie. Ich war Inspiration, Geist, kreative Kraft. Ich war das Leben, das sie mit Farben auf die Leinwand brachte, jede Sehne, jeden Muskel mit dem Pinsel nachempfindend, jede Unreinheit der Haut schattierend. Es schien, als könnte sie selbst meinen Geruch auf die Leinwand bringen. Natürlich war das unmöglich, aber der Geruch, der meiner nackten Haut entströmte, erreichte die Sinne der Malerin und regte sie schöpferisch an.
Zu etwas anderem wurde sie ebenfalls angeregt. Vereinten sich unsere Körper, glaubte ich, in der Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen und in der Weise, wie sie gewisse Laute äußerte, meine Schwester zu erkennen. Es musste eine Täuschung sein. Wir tobten unsere Wildheit aus, die auszudrücken ich besser als andere Männer verstand. Dann war das Bild vollendet, und sie teilte mir mit, dass sie sich mit dem Mann, der mich in ihr Haus geführt hatte, liieren würde.
Es war eine ihrer Eigenheiten, alle ihre Bilder im Atelier zu verschließen. Das eine Bild verschloss sie nicht. Es lag auf dem Bett, in dem ich nach Vollendung des Gemäldes schlief. Es zeigte das Waldkind, wie es nackt in der Wildnis hockte, halb Tier, halb Mensch war, und dessen kindliche Züge mein Gesicht erkennen ließen. Ich verstand, wickelte das Bild in Tücher und verließ mit dem Geschenk das Haus.
Ich besaß genug Geld, mir ein Zimmer zu mieten. Darin saß ich und schrieb Geschichten, von denen sich hin und wieder eine verkaufen ließ. Meine Schwester sah ich nie wieder. Oft betrachtete ich ihr und mein Bild und verlor mich in dem gemalten fernen Leben.
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