Am Sonntagmorgen frühstückten sie gemütlich, bevor sie losfahren wollten. Sie saßen schon im Auto, als Frau Beck noch einmal herausgestürzt kam:
„Steffi, da ist ein Anruf für dich!“
Sie stieg also noch einmal aus und ging zurück. Volker war am Apparat.
„Gott sei Dank bist du noch nicht weg. Es tut mir Leid wegen gestern“, platzte er gleich heraus.
Sie wusste im ersten Moment nicht, was sie darauf antworten sollte. Schließlich antwortete sie reumütig:
„Ich glaube, wir haben beide überreagiert. Aber für mich ist es wirklich wichtig, Birgit in so einer Situation zu helfen. Dafür sind Freunde schließlich da.“
„Ich finde es doch gut, wenn man Freunden hilft. Nur fühlte ich mich so ausgeschlossen. Kann ich euch auch irgendwie helfen?“
„Wir wollten jetzt losfahren und einiges von Birgits Sachen zusammenpacken, um es ins Haus von Werstners zu transportieren. Sie kann nämlich in Thomas` ehemaligem Zimmer unterkommen.“
„In meinen R4 passt doch viel mehr rein als in deinen Polo. Was hältst du davon, wenn ich fahre?“
Sie zögerte.
„Ich wollte erst morgen zurückfahren. Wenn du wieder in der Praxis hilfst…“
„Das ist kein Problem. Ich spreche mit meinem Vater. Er kann auch einen Tag auf mich verzichten.“
„Also gut. Lass mich aber erst mit Birgit reden. Ich rufe dich gleich wieder an.“
Als sie Birgit von dem Anruf erzählte, lächelte diese fast etwas wehmütig.
„So etwas würde Henno im Traum nicht einfallen. Dazu ist er viel zu sehr von sich überzeugt. Mann Steffi, Volker liebt dich wirklich!“
„Und was hältst du von seinem Vorschlag?“
„Lass mal überlegen. Wenn wir heute das Auto voll packen und ihr morgen ohne mich zurückfahrt, könntet ihr das bei meinem Vater abliefern und ins Gästezimmer stellen. Den Rest kann ich mit Henno nachbringen. Bei der Gelegenheit lernt Papa ihn auch kennen. Und wir vier machen uns mal einen schönen Abend in unserem schönen Städtchen, bevor er wieder zurückfahren muss.“
Diesen Vorschlag fand auch Steffi vernünftig. Sie lief zurück, um Volker Bescheid zu geben. Er versprach so schnell wie möglich zu kommen, und tatsächlich konnten sie schon eine halbe Stunde später aufbrechen.
Trotzdem kämpfte Steffi noch mit ihrem Unmut. Sie war sich nicht sicher, ob sie diese Aktion nicht doch lieber alleine mit Birgit durchgeführt hätte. Manche Gespräche waren einfach verkrampfter, wenn noch jemand dabei war.
Den größten Rest des Tages verbrachten sie damit, Birgits Habseligkeiten zusammenzupacken und wunderten sich dabei, was sich in drei Jahren alles so angesammelt hatte. Der vorsorgliche Volker hatte zum Glück daran gedacht, einige Kisten ins Auto zu tun und erwies sich auch sonst als großes Verpackungstalent. Birgit war offensichtlich sehr froh über seine tatkräftige Hilfe, denn ohne ihn, und das sah auch Steffi ein, hätten sie viel länger gebraucht.
Abends gingen sie in die Studiosusklause, die jetzt während der Semesterferien ziemlich leer war. Bei Birgit kamen wehmütige Gefühle auf, war doch ein Lebensabschnitt für sie zu Ende. Aber sie wollte trotzdem keine traurige Stimmung aufkommen lassen und schließlich feierten sie den guten Abschluss der Studienzeit und die Versöhnung mit ihrem Vater.
Es war ziemlich spät, als sie in die Zimmer zurückkamen. Steffi war müde und fühlte sich ein bisschen beschwipst. Nachdem Birgit sich zurückgezogen hatte, fiel sie geradezu in ihr Bett. Volker entkleidete sich rasch, schlüpfte neben sie und begann zärtlich ihren Busen zu streicheln. Eigentlich wollte sie nur noch schlafen, doch kam es ihr unfair vor, ihn jetzt zurückzuweisen. Immerhin hatte er sich den ganzen Tag als uneigennütziger Helfer engagiert und alles getan, um den gestrigen Beinahestreit in Vergessenheit geraten zu lassen. Also schlang sie den Arm um ihn und ließ ihn gewähren. Als er zufrieden erschöpft neben ihr einschlief, lag sie noch lange wach. Volker war so ein liebenswerter, zuvorkommender, zuverlässiger Partner. Warum nur konnte sie das Zusammensein mit ihm nicht einfach genießen?
Am Montag fuhr sie mit Volker alleine zurück. Wie besprochen luden sie Birgits Kisten bei ihr zu Hause ab. Dann schlug Volker vor, den Rest des Tages im Schwimmbad zu verbringen und so richtig zu genießen. Sie ging gerne darauf ein. Es wurde auch wirklich ein sehr harmonischer angenehmer Tag, viel zu schön, um ein ernstes Gespräch über ihre Beziehung zu führen.
Am Dienstagabend rief Birgit an. Sie war mit Henno angekommen und hatte den Rest aus ihrem Zimmer mitgebracht und inzwischen den größten Teil auch schon ausgepackt. Als Dankeschön wollte sie nun Steffi und Volker zu einem Abend im Biergarten einladen.
„Wir holen euch ab“, verkündete sie gutgelaunt.
Volker hatte sich schon bei Steffi eingefunden, als der alte BMW vor dem Haus anhielt. Vom Fenster aus beobachtete Steffi, wie Henno als Erster ausstieg und galant Birgit die Beifahrertür öffnete. Sie verspürte einen Stich, als er sie dann zunächst noch einmal in die Arme riss und ziemlich lange küsste, ehe sie eng umschlungen auf das Haus zukamen.
„Sie sind da“, sagte sie in Volkers Richtung und schnappte sich ihre Jacke. Er hatte gerade noch in der Zeitung geschmökert, erhob sich aber jetzt sofort und folgte ihr hinaus.
Draußen gab es ein großes Hallo, wobei Henno es sich nicht nehmen ließ, Steffi herzlich in den Arm zu nehmen und ihr links und rechts ein Küsschen auf die Wangen zu drücken.
„Wie schön, dich mal wieder zu sehen, liebe beste Freundin“, flüsterte er ihr ins Ohr, ehe er sie losließ und sich Volker zuwandte. Ihr war wieder ganz heiß geworden und sie hoffte, dass sich das nicht durch eine plötzliche Hautfärbung bemerkbar machen würde. Aber da schlang schon Birgit ihre Arme um sie und umarmte sie genauso herzlich.
„Alles geschafft“, seufzte sie. „Was hätte ich nur ohne dich gemacht!“
Steffi wusste, dass sie dabei nicht nur auf den Umzug anspielte und erwiderte ihre Umarmung.
Es wurde ein interessanter Abend. Sie erzählten von ihren Urlaubserlebnissen, wobei vor allem Henno recht amüsant über seinen USA-Trip erzählen konnte. Volker war sehr an diesen Informationen gelegen, weil er eine solche Reise nach seinem Studium schon selbst ins Auge gefasst hatte, natürlich mit Steffi als Begleitung. So fiel es nicht sonderlich auf, dass diese wie gebannt an Hennos Lippen hing.
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